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Wall Street zeigt sich unschlüssig: Sell-Side vs Buy-Side - wer hat recht?

Veröffentlicht am 03.09.2019, 07:31
Aktualisiert 03.09.2019, 07:54
© Reuters.
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Investing.com - Nach den Turbulenzen in den letzten Wochen herrscht an den Börsenplätzen dieser Welt Uneinigkeit. Sell-Side-Analysten setzen auf einen neuen Gipfelsturm, während Buy-Side-Analysten Reißaus nehmen.

Sell-Side-Analysten sind in der Regel bei großen Investmentbanken oder Brokern angestellt und arbeiten im Vertrieb, während Buy-Side-Analysten bei Kapitalgesellschaften oder Vermögensverwaltern tätig sind und für Kunden Anlage- und Investitionsentscheidungen treffen, also tatsächlich Aktien kaufen.

Die Sell-Side

Der Finanzdienst Bloomberg berichtete, dass die US-Investmentbank J.P. Morgan Chase sagte, es sei jetzt an der Zeit, risikoreichere Vermögenswerte wie Aktien zu kaufen, um für den nächsten Aufschwung positioniert zu sein - die Jahresend-Rallye.

Eine positive Konstellation der technischen Indikatoren sowie geldpolitische Lockerungen werden wahrscheinlich die Unsicherheit rund um den US-Handelskrieg mit China und den unberechenbaren Zollverhandlungen übertrumpfen, erklärten die Analysten von J.P. Morgan.

Nach dem Ausverkauf im August kamen die Experten zum Schluss, dass die Zeit zum Kauf von Aktien näher rücke. Heute sei der Tag nun gekommen, neu einzusteigen. Sowohl J.P. Morgan als auch die Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Lynch, die beide der Sell-Side angehören, sagten, dass sie bullisch gegenüber risikoreicheren Anlageklassen seien, einschließlich für Aktien.

"Wir empfehlen nun, das Risiko wieder zu erhöhen, weil sich die taktischen Indikatoren verbessert haben", erklärten die Wall Street-Analysten unter der Leitung von Mislav Matejka, Chef Global and European Equity Strategy, in einer Mitteilung an die Anleger.

Neben den taktischen Indikatoren sehen die Experten aber noch weitere Gründe, die ausschlaggebend für eine Kursrallye bei risikoreicheren Anlageklassen sein könnten. Zum einen die Federal Reserve, die sich locker macht, während die High-Yield-Spreads oder die Erstanträge auf US-Arbeitslosenversicherung nicht hochschießen. Zudem erwarten sie zum Jahresende hin eine Verbesserung der globalen Wachstumsdynamik. Gleichzeitig könnten die Gewinnmargen in der zweiten Jahreshälfte für positive Überraschungen sorgen, während die Aktienbewertungen auf der Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnis bescheiden seien, erklärte J.P. Morgan.

"Zugegeben: der nächste Schritt beim Handel ist die Wild Card bei all dem, aber wir denken, dass die Messlatte für eine positive Entwicklung nun recht niedrig liegt."

Der MSCI World Index sank im August etwas mehr als 2 Prozent und hat damit seinen zweiten Monatsverlust in diesem Jahr eingefahren, als eine Eskalation im US-amerikanisch-chinesischen Handelskrieg eine neue Welle an Gewinnmitnahmen auslöste. Die USA und China hatten am Sonntag wie im August angekündigt neue Strafzölle in Kraft gesetzt. Ob das geplante Treffen zwischen Peking und Washington im September nach der jüngsten Zolleskalation stattfinden wird, ist noch immer unklar.

Ähnlich hatte sich bereits die Bank of America Merrill Lynch geäußert. Sie sieht in dem zurzeit herrschenden Pessimismus durchaus einen Nährboden für eine neue Börsenrallye.

So ist der von der US-Großbank entwickelte Bull & Bear Indikator, der Daten zu den Kapitalflüssen, Sentiment und Preisen analysiert, erstmals seit Januar wieder unter die Schwelle von 2,0 gefallen. Das deutet darauf hin, dass unter Investoren extremer Pessimismus herrscht. Auf den ersten Blick mag das Negativ klingen, ist in Wirklichkeit aber positiv zu interpretieren, da es sich hierbei um einen klassischen Kontraindikator handelt. Sobald er unter 2,0 fällt, wird ein Kaufsignal ausgelöst. So können schon kleine Positivüberraschungen ausreichen, um die Kurse deutlich gen Norden zu befördern.

Der jüngste Rückgang in dem Indikator sei vor allem auf die Kapitalabflüsse aus Aktien und festverzinslichen Anlagen in Schwellenmärkten zurückzuführen, schrieb Hartnett am Freitag, sowie durch die dynamische Rallye bei Treasuries im Vergleich zu Unternehmensanleihen.

Betrachtet man die Vergangenheit, so war der Bull & Bear Indikator ein recht zuverlässiger Indikator dafür, wohin die Reise an den Aktienmärkten geht. Seit 2000 sind die Weltbörsen in den darauffolgenden drei Monaten nach Erzeugung des Kaufsignals im Schnitt um 6,3 Prozent gestiegen, während die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 50 Basispunkte zulegte.

Nichtsdestotrotz gibt es Abwärtsrisiken, die nicht zu unterschätzen sind und zweifellos bestehen. Schließlich seien in den vergangenen 3 Monaten 160 Milliarden Dollar in die Anleihemärkte geflossen, was die Anleihekurse (NASDAQ:TLT) vor dem Hintergrund, dass die Zentralbanken die Zinsen weiter senken, auf eine wahre Kurs-Rallye schickte, woraus Sorgen erwachsen sind, dass es eine Blase bei den Vermögenswerten gibt, die Platzen könnte und einen unkontrollierten Anstieg der Zinsen sowie eine Rezession auslösen könnte, so Hartnett.

Die Buy-Side

Während die Sell-Side Gründe zum Aktienkauf sieht, geht die Buy-Side in Deckung. So hat der Schweizer Vermögensverwalter UBS (SIX:UBSG) die Anlageklasse der Aktien auf "Underweight" gesetzt. Grund dafür seien die Handelskriege und die fragile politische Landschaft. "Nach einer neuerlichen Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China sind die Risiken für die Weltwirtschaft und die Märkte gestiegen", erklärte Haefele in einem Artikel. Investoren sollten sich auf eine höhere Volatilität einstellen. Risiken sollten daher reduziert werden, so der Anlagestratege.

Neben UBS zieht auch die Vermögensverwaltung Legal & General and Manulife Investment Management die Reißleine bei Aktien. Andrzej Pioch, Multi-Asset-Fondsmanager für die 4 Mrd. Pfund Multi-Index-Fondspalette von Legal & General Investment Management, sagte gegenüber der Investment Week, dass das Team die Anlageklasse der Aktien von "overweight" auf "neutral" gesenkt habe, "aufgrund einer Eskalation der Handelskriege, des Brexit-Risikos und sich eintrübender Fundamentaldaten von US-Unternehmen".

Das Multi-Asset-Portfolio-Team sah jedoch von einer Bewertung "underweight" ab, da Trump vor den US-Wahlen 2020 keine "großen wirtschaftlichen Schmerzen ertragen" wollen wird und daher kaum noch härtere Schritte gegen China unternehmen dürfte, erklärte Pioch.

Aber sollte Trump im nächsten Jahr gewinnen, "könnte er eine viel härtere Haltung gegenüber China einnehmen", was ein "Auslöser dafür wäre, dass wir uns noch mehr um Risikofaktoren sorgen". Das würde dann zu einem "underweight" für Aktien führen, fügte er hinzu.

Fazit:

Egal, ob Buy- oder Sell-Side, beide stellen das Risiko eines anhaltenden Handelskrieges heraus. Während Sentiment-Indikatoren wie der BofA Bull & Bear Indikator oder der von CNN Money entwickelte Fear & Greed Index einen möglichen Wendepunkt im Markt anzeigen, zeigen sie nicht an, wann der Trend tatsächlich wechselt. Sich mit Käufen zurückzuhalten, ist daher nicht die schlechteste Idee, bis sich ein Abkommen zwischen den USA und China abzeichnet (das können sich fortsetzende Verhandlungen sein oder eine teilweise Abschaffung der wechselseitigen Zölle) oder die Marken von 26.410 im Dow Jones bzw. 2.940 im S&P 500 nicht nachhaltig durchbrochen werden.

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