Investing.com - Die Crash-Propheten haben wieder Hochkonjunktur an den Börsen. Allerdings kann der zurzeit herrschende Pessimismus durchaus als Nährboden für eine neue Börsenrallye gelten. Das zumindest sagt die Bank of America Merrill Lynch (NYSE:BAC).
Die Investoren wurden im August durch schlechte Nachrichten zum Handelskrieg, der Yuan-Abwertung, der Inversion der Zinskurve, der globalen Gewinnrezession, den immer tiefer fallenden Einkaufsmanagerindizes und den geopolitischen Spannungen zwischen Hong Kong und Peking sowie Japan und Korea ordentlich durchgeschüttelt. Nichtsdestotrotz hat sich der S&P 500 insgesamt noch ganz gut gehalten. Im August verlor der Standard & Poor's 500, der die Aktien der 500 größten US-Unternehmen umfasst, nur etwas mehr als 30 Punkte.
Zwar haben die USA und China am Sonntag neue Zölle erlassen, aber die Gespräche wollen beide Seiten nicht abreißen lassen. Gleichzeitig wetten Anleger auf signifikante geldpolitische Impulse durch die Zentralbanken, was die Nachfrage nach risikoreicheren Assets im September ankurbeln könnte. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, um optimistisch zu sein, sagt Michael Hartnett, leitender Anlagestratege der BofA.
So ist der von der US-Großbank entwickelte Bull & Bear Indikator, der Daten zu den Kapitalflüssen, Sentiment und Preisen analysiert, erstmals seit Januar wieder unter die Schwelle von 2,0 gefallen. Das deutet darauf hin, dass unter Investoren extremer Pessimismus herrscht. Auf den ersten Blick mag das Negativ klingen, ist in Wirklichkeit aber positiv zu interpretieren, da es sich hierbei um einen klassischen Kontraindikator handelt. Sobald er unter 2,0 fällt, wird ein Kaufsignal ausgelöst. So können schon kleine Positivüberraschungen ausreichen, um die Kurse deutlich gen Norden zu befördern.
Der jüngste Rückgang in dem Indikator sei vor allem auf die Kapitalabflüsse aus Aktien und festverzinslichen Anlagen in Schwellenmärkten zurückzuführen, schrieb Hartnett am Freitag, sowie durch die dynamische Rallye bei Treasuries im Vergleich zu Unternehmensanleihen.
Betrachtet man die Vergangenheit, so war der Bull & Bear Indikator ein recht zuverlässiger Indikator dafür, wohin die Reise an den Aktienmärkten geht. Seit 2000 sind die Weltbörsen in den darauffolgenden drei Monaten nach Erzeugung des Kaufsignals im Schnitt um 6,3 Prozent gestiegen, während die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 50 Basispunkte zulegte.
Auf der Grundlage des aktuellen Kaufsignals könnte der S&P 500 erneut seine Rekordhochs oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Punkten anlaufen. Das zehnjährige US-Zinspapier, das aktuell bei 1,5 Prozent rentiert, könnte in Richtung 2 Prozent klettern.
Nichtsdestotrotz gibt es Abwärtsrisiken, die nicht zu unterschätzen sind und zweifellos bestehen. Schließlich seien in den vergangenen 3 Monaten 160 Milliarden Dollar in die Anleihemärkte geflossen, was die Anleihekurse vor dem Hintergrund, dass die Zentralbanken die Zinsen weiter senken, auf eine wahre Kurs-Rallye schickte, woraus Sorgen erwachsen sind, dass es eine Blase bei den Vermögenswerten gibt, die Platzen könnte und einen unkontrollierten Anstieg der Zinsen sowie eine Rezession auslösen könnte, so Hartnett.
Ein anderer Sentiment-Indikator, der kurz vor einem Kaufsignal steht, ist der Fear & Greed Index von CNN Money, der mittlerweile auf 23 gesunken ist und damit eine "extreme Furcht" der Marktteilnehmer anzeigt.
Der Fear & Greed Index schwankt in einer Spanne von 0 - 100. Der Indikator gilt als Kontraindikator. Bei "Extreme Greed" sollte man sich mit Longs zurückhalten, bei "Extreme Fear" sollte man indes vorsichtig mit Shorts werden.
Im längerfristigen Diagram betrachtet notiert der Fear & Greed Index wieder in der Nähe des Niveaus von Ende Dezember 2018, als die US-Indizes in den Rallye-Modus übergingen.
Die US-Börsen bleiben am Montag aufgrund des Labor Day in den USA geschlossen, der Futures-Handel in US-amerikanischen Indizes findet aber statt. Der Dow Jones-Future sinkt um 128 Punkte oder 0,48 Prozent, der S&P 500-Future verliert 0,45 Prozent oder 13 Punkte und der Nasdaq 100-Future gibt um 11 Punkte oder 0,15 Prozent nach.