von Noreen Burke
Investing.com -- Die Sitzung der Federal Reserve ist das wichtigste Ereignis für die Märkte in der kommenden Woche, und obwohl keine neuen Maßnahmen von der Zentralbank erwartet werden, halten die Anleger Ausschau nach Indizien, die darauf hindeuten, dass die Zentralbanker die sich beschleunigende Inflation mit Sorge betrachten. Während die Ergebnisse der Fed-Sitzung im Rampenlicht der Märkte stehen werden, richten die Anleger ihr Augenmerk auch auf die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und den Erzeugerpreisen in den USA, um ein möglichst genaues Bild von der Stärke der wirtschaftlichen Erholung zu erhalten. Aus China stehen am Mittwoch die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze für den Monat Mai an. In Großbritannien wird Premierminister Boris Johnson am Montag darüber entscheiden, ob er die für Ende dieses Monats geplante vollständige Wiedereröffnung der Wirtschaft aufschiebt. Alles, was Sie wissen müssen, um informiert in die neue Handelswoche zu starten, finden Sie hier.
1. Fed-Sitzung
Mit Spannung blicken die Anleger auf die Erklärung der Fed zum Abschluss ihrer zweitägigen geldpolitischen Sitzung am Mittwoch. Dabei steht die Sorge im Vordergrund, ob die Notenbank aufgrund der Inflation möglicherweise früher als erwartet zu einer Drosselung ihrer Stimulusmaßnahmen gezwungen sein könnte.
Die Fed hat wiederholt gesagt, dass kurzfristige Preissteigerungen nicht zu einer nachhaltigen Inflation führen werden. US-Notenbankchef Jerome Powell dürfte an dieser Haltung festhalten und den Märkten versichern, dass die Geldpolitik der Fed weiterhin akkommodierend bleibt.
Während die Inflation an Fahrt gewinnt, bleibt die Erholung auf dem US-Arbeitsmarkt schleppend. Die Wirtschaft hat im letzten Monat 559.000 neue Stellen geschaffen, nach nur 278.000 im April. Damit liegt die Beschäftigung etwa 7,6 Millionen Stellen unter dem Höchststand vom Februar 2020.
Die meisten Analysten erwarten nicht, dass die Fed vor ihrer jährlichen Konferenz in Jackson Hole, Wyoming, Ende August, mit der Diskussion über die Reduzierung ihres Programms zum Ankauf von Vermögenswerten beginnen wird.
2. Konjunkturdaten
Abgesehen von der Fed-Sitzung gibt es aus den USA am Dienstag noch Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und der Erzeugerpreisinflation.
Ebenfalls am Dienstag stehen die Daten zur Industrieproduktion auf der Tagesordnung, die angesichts der Lieferengpässe und des Arbeitskräftemangels genau beobachtet werden dürften, da diese zu einem Anstieg der Erzeugerpreisinflation führen könnten.
Der Wirtschaftskalender enthält außerdem die Baubeginne und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Am Donnerstag fiel die Zahl der Amerikaner, die einen neuen Antrag auf Arbeitslosenunterstützung stellten, in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit fast 15 Monaten.
3. Trägheit an der Börse
Die Anleger dürften sich im Vorfeld der Fed-Erklärung am Mittwoch mit dem Eingehen neuer Positionen zurückhalten. Insofern dürften die Aktienmärkte bis zur Wochenmitte in engen Grenzen bleiben.
Der Markt hatte am Donnerstag Daten ausgeblendet, wonach die Verbraucherpreise im Mai so schnell wie seit 13 Jahren nicht mehr gestiegen waren. Gleichzeitig erreichte der S&P 500 ein neues Rekordhoch. Im vergangenen Monat hatte eine unerwartet hohe Inflationsrate noch einen Ausverkauf an der Börse ausgelöst.
Auch die so genannten Meme-Aktien machten nach ihrer Achterbahnfahrt in der vergangenen Woche weiter Schlagzeilen. Die GameStop (NYSE:GME)-Aktie erreichte am Dienstag mit 344,66 Dollar ein neues Zwischenhoch, bevor sie am Freitag auf 206,13 Dollar fiel und bei 233,34 Dollar aus dem Handel ging.
Neben den Meme-Aktien könnten nach einem unerwarteten Renditerückgang auch US-Staatsanleihen im Fokus stehen. Die Rendite der 10-jährigen Anleihe gilt unter Anlegern als besonders wichtig, da sie als Referenzwert für Hypotheken- und andere wichtige Kreditzinsen dient.
4. Datensätze aus China
China wird am Mittwoch Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen für Mai veröffentlichen, die den Anlegern einen aktuellen Einblick in den Konjunkturausblick für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt geben werden.
Beide Zahlenwerke dürften im Zuge der Verlangsamung des Binnenkonsums einen Rückgang gegenüber dem Vormonat aufweisen.
Während sich Chinas Exporteure einer starken Nachfrage erfreuen, haben Engpässe in den globalen Lieferketten und steigende internationale Rohstoffpreise die Produktion belastet und die starke Erholung von der Pandemie im letzten Jahr gebremst.
Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 18,3% so stark gewachsen wie nie zuvor, und viele Ökonomen erwarten für dieses Jahr ein Wachstumsplus von über 8%.
5. Großbritannien entscheidet über die vollständige Normalisierung
Der britische Premierminister Boris Johnson soll am Montag bekannt geben, ob er die letzten verbleibenden Pandemie-Beschränkungen in England am 21. Juni tatsächlich aufheben wird.
Johnson äußerte sich jedoch am Samstag "ernsthaft besorgt" über steigende Infektionsraten mit der in Indien entdeckten Delta-Variante des Coronavirus und schürte damit die Erwartung, dass er eine vollständige Wiedereröffnung der Wirtschaft um zwei bis vier Wochen verzögern wird
In Großbritannien wurden am Samstag 7.738 neue Corona-Fälle gemeldet und damit etwas weniger als tags zuvor, wo die Zahl den höchsten Stand seit Februar erreichte.
Aus Großbritannien stehen in dieser Woche Daten zu Inflation, Arbeitslosigkeit und Einzelhandelsumsätzen auf der Agenda, die eine weitere Erholung der Wirtschaft widerspiegeln dürften.
-- Mit Material von Reuters.