Von Noreen Burke
Investing.com -- Diese Woche steht ganz im Zeichen der Inflation. Darüber hinaus sprechen der US-Notenbankchef Jerome Powell und seine Stellvertreterin Lael Brainard am Dienstag bzw. Donnerstag bei ihren jeweiligen Nominierungsanhörungen. Zudem beginnt die mit Spannung erwartete Q4-Berichtssaison. Am Freitag legen gleich mehrere große Banken ihre Geschäftszahlen vor. Und die Volatilität an den Aktienmärkten dürfte nach einem unruhigen Start in das Jahr 2022 hoch bleiben, gleiches gilt auch für den Bitcoin, der weiter unter Druck steht. Hier erfahren Sie alles, was Sie für einen informierten Start in die neue Handelswoche wissen müssen.
Inflationsdaten
Am Mittwoch werden in den USA die aktuellen Inflationszahlen veröffentlicht. Volkswirte erwarten einen Anstieg der Verbraucherpreise auf über 7 % im Vergleich zum Vorjahr - und damit auf den höchsten Stand seit vier Jahrzehnten. Die Kernrate soll im Jahresvergleich deutlich über 5 % klettern. Am Folgetag dürften die Erzeugerpreise ebenfalls einen spürbaren Anstieg verzeichnen.
Die Inflationszahlen dürften unterstreichen, warum die Fed ihren Zinserhöhungszyklus bereits im März beginnen könnte. Ein weiteres Argument für eine schnellere Straffung lieferte der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht, der darauf hindeutet, dass sich der Arbeitsmarkt an oder nahe der Vollbeschäftigung befindet.
Während das Beschäftigungswachstum im Dezember hinter den Erwartungen zurückblieb, sank die Arbeitslosenquote auf ein 22-Monats-Tief. Auch die Löhne stiegen merklich an.
Auf die Inflationsdaten folgen am Freitag die Einzelhandelsumsätze für Dezember und die Industrieproduktion.
Powell-Anhörung
Fed-Chef Jerome Powell wird am Dienstag bei einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats zur Bestätigung seiner Nominierung für eine zweite vierjährige Amtszeit als Zentralbankchef sprechen, während Fed-Gouverneurin Lael Brainard zwei Tage später vor demselben Ausschuss zu einer Anhörung über ihre Nominierung zur stellvertretenden Vorsitzenden auftreten wird.
Im Laufe der Woche werden sich zudem mehrere Fed-Vertreter zu Wort melden, darunter Esther George, James Bullard, Loretta Mester, Charles Evans, Thomas Barkin und John Williams.
Ihre Äußerungen werden nach der Mitschrift der Fed von letzter Woche, in dem es hieß, dass ein "sehr angespannter" Arbeitsmarkt und eine erhöhte Inflation eine Zinserhöhung früher als erwartet erforderlich machen könnten, genau beobachtet werden.
Q4-Berichtssaison
Die Berichtssaison beginnt in dieser Woche mit der Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal von mehreren großen Banken, darunter JPMorgan Chase (NYSE:JPM), Citigroup (NYSE:C) und Wells Fargo (NYSE:WFC), die alle am Freitag vor Börsenbeginn präsentiert werden.
Die massiven Gewinnsteigerungen der US-Unternehmen trugen dazu bei, dass der S&P 500 im Jahr 2021 um 27 % zulegen konnte. Doch dürfte es den Unternehmen schwer fallen, ähnlich gute Zahlen auch für das vierte Quartal zu melden.
Den von Reuters angeführten Daten von Refinitiv zufolge werden die Gewinne der S&P-500-Unternehmen voraussichtlich um 22,3 % steigen - ein solider Zuwachs, aber dennoch ein langsameres Tempo als im ersten, zweiten und dritten Quartal.
Gespannt sind die Anleger auf Aussagen zur Inflation und darauf, ob die Unternehmen glauben, dass sich die Lieferengpässe, die im vergangenen Jahr zum Preisanstieg beigetragen haben, in den kommenden Monaten abschwächen werden, sowie auf die Geschäftsprognosen für 2022.
Die Volatilität hält an
Anzeichen dafür, dass die US-Notenbank im Kampf gegen die steigende Inflation bereit ist, die Zinsen schneller als bisher angenommen anzuheben, haben die Marktteilnehmer in der ersten Woche des Jahres 2022 in Unruhe versetzt. Diese Volatilität dürfte anhalten.
In der vergangenen Woche fielen der Dow um 0,3 %, der S&P 500 um 1,9 % und der Nasdaq um 4,5 %, während die US-Benchmarkrendite für 10-jährige Staatsanleihen am Freitag angesichts der Aussichten auf höhere Leitzinsen auf ein Zweijahreshoch stieg.
"Die Stimmung hat sich ins Negative gedreht", sagte Jake Dollarhide, Geschäftsführer von Longbow Asset Management in Tulsa, Oklahoma, zu Reuters. "Im Moment ist der Markt nervös und in der Stimmung, beim ersten Anzeichen schlechter Nachrichten zu verkaufen."
Die Anleger kehren den technologielastigen Wachstumsaktien den Rücken und investieren lieber in Value-Aktien, die ihrer Meinung nach in einem Hochzinsumfeld besser abschneiden könnten.
Die steigenden Omikron-Fälle trugen ebenfalls zu der risikoscheuen Stimmung an den Märkten bei.
Bitcoin
Bitcoin steht seit Beginn des neuen Jahres unter Druck und fiel im Zuge eines breiteren Ausverkaufs bei Kryptowährungen, der durch die Besorgnis über die Aussicht auf eine restriktivere Haltung der US-Notenbank ausgelöst wurde, auf den niedrigsten Stand seit Ende September.
Die nach Marktwert größte Kryptowährung der Welt ist seit ihrem Allzeithoch von 69.000 Dollar im November um über 40 % gefallen, bedingt durch die Erwartung, dass die Fed die Zinsen früher als erwartet anheben wird.
Eine aggressivere Geldpolitik der Fed würde den Appetit der Anleger auf risikoreichere Anlagen schmälern.
"Wir sehen derzeit auf allen Märkten eine umfassende Risikoaversion als Folge von Inflationssorgen und Zinserhöhungen, die bei den Spekulanten im Vordergrund zu stehen scheinen", sagte Matthew Dibb, COO der Kryptoplattform Stack Funds in Singapur gegenüber Reuters.
"Die Liquidität in BTC war auf beiden Seiten ziemlich dünn und es besteht das Risiko eines kurzfristigen Rückfalls in die Mitte des 30.000er Bereichs."
Bitcoin kam auch deshalb unter Druck, weil die globale Rechenleistung des Netzwerks in der vergangenen Woche eingebrochen ist, nachdem das Internet in Kasachstan aufgrund von Unruhen abgeschaltet wurde, was die schnell wachsende Mining-Industrie beeinträchtigte.
-- Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen