Ivesting.com - Die Lage an den Finanzmärkten ist in diesen Tagen äußerst angespannt. Die Warnungen der US-Finanzministerin Janet Yellen vor einer möglichen "Verfassungskrise" bei den Verhandlungen über die Schuldenobergrenze in Washington haben für Verunsicherung gesorgt. Doch das ist nicht das einzige Thema, das die Investoren derzeit beschäftigt. Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren unserer Zeit, hat sich in die Diskussion um die Krise im US-Bankensektor eingeschaltet und reduziert das Engagement von Berkshire Hathaway in US-Banken. Was steckt dahinter?
1. Yellen warnt
Eine "wirtschaftliche und finanzielle Katastrophe" erwarte die USA, wenn sich die Politiker in Washington nicht auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen, warnte Finanzministerin Janet Yellen in einem Interview am Wochenende.
Gegenüber ABC News betonte Yellen, dass man diese Verhandlungen nicht "mit einer Waffe am Kopf des amerikanischen Volkes" führen könne. Aber das Risiko ist nach wie vor hoch und die Zeit drängt.
Präsident Biden und seine Kollegen im Kongress sehen sich dem so genannten "X-Termin" - schätzungsweise Anfang Juni - gegenüber. Bis zu diesem Termin muss die Schuldengrenze des Landes erhöht werden. Wenn keine Einigung erzielt werden kann, läuft die US-Regierung Gefahr, ihre Rechnungen nicht pünktlich bezahlen zu können.
Berichten nach prüft das Weiße Haus, ob es die Befugnis hat, ohne Zustimmung des Kongresses weiterhin neue Schulden zu machen. Yellen wies jedoch darauf hin, dass ein solches Szenario eine "Verfassungskrise" auslösen würde.
2. US-Börsen ohne klare Richtung
Die US-Aktienfutures tendierten am Montag uneinheitlich, pendelten aber weitgehend um ihre Schlusskurse vom Freitag. In Erwartung der Veröffentlichung wichtiger Inflationsdaten im Laufe dieser Woche hielten sich die Händler mit größeren Engagements zurück.
Gegen 11.33 Uhr MEZ notierte der Dow Jones-Future um 40 Punkte oder 0,12 % höher. Für den S&P 500-Future ging es um 2 Punkte oder 0,04 % nach oben und der technologielastige Nasdaq 100-Future sank um 13 Punkte oder 0,10 %.
Das Hauptaugenmerk liegt in dieser Woche auf den US-Inflationsdaten, die am Mittwoch anstehen. Es wird erwartet, dass die Inflation im April zwar leicht zurückgegangen ist, aber immer noch deutlich über dem jährlichen Zielbereich der Federal Reserve von 2 % liegt.
Die Entwicklung des Preiswachstums im vergangenen Monat könnte den Investoren weitere Hinweise auf die geldpolitischen Pläne der Fed geben. Die US-Notenbank hat in der vergangenen Woche die Kreditkosten um 25 Basispunkte angehoben, deutete aber an, dass dies der Höhepunkt ihres einjährigen aggressiven Straffungszyklus sein würde, indem sie in ihrer begleitenden Erklärung den Passus, dass sie weitere Erhöhungen "anztizipiere", strich.
3. Umfrage unter Kreditsachbearbeitern gewinnt an Bedeutung
Unter den Wirtschaftsindikatoren wird die Umfrage der US-Notenbank Federal Reserve zum Urteil der Kreditberater in der Regel nicht sonderlich stark beachtet.
Doch angesichts der Volatilität im US-Bankensektor - und insbesondere bei mittelgroßen Kreditgebern - dürften alle Augen auf den Bericht gerichtet sein, der im Laufe des Tages veröffentlicht werden soll.
Interessant wird sein, wie sehr sich die Bedingungen für die Kreditvergabe bei den regionalen Banken verschärft haben. Üblicherweise werden keine Prognosen abgegeben, aber bei der letzten Umfrage im Januar gaben 44,8 % der Befragten an, dass sich die Standards verschärft hätten.
Wenn die Zahl auf 60,2 % ansteigt, würde dies laut Reuters dem Niveau der letzten vier Rezessionen entsprechen. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell stellte letzte Woche fest, dass die US-Notenbank im Falle einer solchen Verschärfung nicht mehr weit vom "neutralen Zinssatz" entfernt wäre, d. h. von einem Zinssatz, der das Wirtschaftswachstum weder stimuliert noch hemmt.
4. Buffett über die Turbulenzen im Bankensektor
Warren Buffett äußerte sich am Wochenende auf der Jahreshauptversammlung von Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) in seiner Heimatstadt Omaha, Nebraska, zu den Turbulenzen in der US-Finanzbranche. Seine Kritik verschonte nur wenige der Hauptakteure der Krise.
Bankvorstände, Aufsichtsbehörden und die Presse hätten den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ), der Signature Bank und der First Republic Bank "sehr schlecht" kommuniziert, argumentierte der renommierte Investor. Dadurch sei die "Angst vor Ansteckung" gewachsen, dass die Turbulenzen auf andere Kreditgeber übergreifen könnten.
Er ergänzte, dass die Führungskräfte und Aktionäre der Banken "leiden" sollten, wenn ihr Unternehmen ins Trudeln gerät. "Man muss die Leute bestrafen, die das Falsche tun", erklärte Buffett.
Wenig überraschend sagte er, dass Berkshire jetzt eine vorsichtigere Haltung gegenüber Banken einnimmt und in den letzten sechs Monaten tatsächlich einige seiner Anteile an diesen Unternehmen verkauft hat.
5. Rezessionsängste in Deutschland kehren zurück
Der Aufschwung in der deutschen Industrie zu Beginn des Jahres 2023 zeigt Anzeichen einer Abschwächung - und schürt damit Ängste vor einer Rezession in Europas größter Volkswirtschaft.
Die Produktion in dieser wichtigen Branche des Landes ist im März auf Monatsbasis stärker als erwartet gesunken, wie aus offiziellen Daten vom Montag hervorgeht. Das lag zum Teil an der Schwäche des Automobilsektors. In den beiden vorangegangenen Monaten des Jahres hatte der Wert weit über den Schätzungen gelegen.
Analysten der ING (AS:INGA) Bank sagten, dass in Anbetracht eines Rückgangs der Einzelhandelsumsätze und Exporte im gleichen Zeitraum die Wahrscheinlichkeit einer Abwärtsrevision der Wirtschaftsaktivität in Deutschland im ersten Quartal gestiegen ist.
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