Investing.com - Eine Reihe von Zentralbankern hat Andeutungen gemacht, dass weitere Schritte in Richtung einer restriktiveren Geldpolitik unternommen werden könnten. Neben den Spekulationen über die Zinssätze richten sich die Augen der Finanzwelt heute auf den Chip-Sektor. Micron veröffentlichte gute Quartalszahlen, die die Erwartungen der Börse übertrafen. Auch der Bankensektor hat Grund zur Freude gehabt. Die Ergebnisse des Stresstests fielen positiv aus und belegen die solide finanzielle Stabilität der Banken. Doch das ist noch nicht alles, was die Märkte heute bewegt. Nike , der Sportartikelriese, wird seine Quartalszahlen bekanntgeben, und Anleger warten gespannt auf Informationen über den Erfolg des Unternehmens. Zusätzlich stehen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA sowie die endgültigen Zahlen zum US-BIP für das erste Quartal an.
1. Hawkishe Botschaften
Auf dem Jahrestreffen der Europäischen Zentralbank in Sintra haben die Chefs der wichtigsten Zentralbanken der Welt ihre hawkishe Haltung bekräftigt und angedeutet, dass die Zinssätze „über einen längeren Zeitraum hoch bleiben werden“.
Gastgeberin und EZB-Präsidentin Christine Lagarde bestätigte weitgehend eine Zinserhöhung im Juli, Fed-Chef Jay Powell erwähnte die Möglichkeit aufeinander folgender Zinserhöhungen, während der Chef der Bank of England Andrew Bailey andeutete, dass die straffen geldpolitischen Bedingungen angesichts der nach wie vor sehr hohen Inflation in Großbritannien noch einige Zeit bestehen bleiben müssten.
Dagegen entzieht sich der Gouverneur der Bank von Japan, Kazuo Ueda, weiterhin dem Trend zur Straffung der Geldpolitik. Die niedrige Kerninflation in seinem Land sei Grund genug, die Geldpolitik sehr akkommodierend zu halten, auch wenn der Rest der Welt eine aggressive Straffung vornimmt.
Gegen Ende dieser Woche stehen eine Reihe von Inflationsdaten an, die diese Ansichten in einen neuen Kontext stellen könnten.
In Spanien verlangsamte sich derweil die Verbraucherinflation und lag im Juni mit einem Jahresanstieg von 1,6 % unter dem Zielwert der EZB von 2 %. Im Gegensatz dazu stieg der Verbraucherpreisindex in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, im Juni auf Jahresbasis um 6,2 %.
Die Inflationsrate für den Euroraum wird am Freitag veröffentlicht. Es wird erwartet, dass sich das zugrunde liegende Preiswachstum im Euroraum erneut beschleunigt hat.
Ebenfalls am Freitag wird der endgültige Wert des US-amerikanischen Kernindex für persönliche Konsumausgaben für das erste Quartal veröffentlicht. Und auch Japan legt die Verbraucherpreisdaten für seine Hauptstadt Tokio vor.
2. KI-Nachfrage treibt Micron an
Die Aktien von Micron (NASDAQ:MU) haben vorbörslich um mehr als 3 % zugelegt, nachdem der US-Chiphersteller gestern nach US-Börsenschluss starke Zahlen für sein 3. Geschäftsquartal vorgelegt hatte. Ausschlaggebend für die gute Nachfrage nach seinen Speicherchips war vor allem der schnell wachsende Sektor der künstlichen Intelligenz (KI).
Einziger Wermutstropfen vonseiten des Unternehmens war der Hinweis darauf, dass nahezu die Hälfte seines Marktanteils in China aufgrund des anhaltenden Streits zwischen der US-Regierung und der chinesischen Führung über die Lieferung von Chips für künstliche Intelligenz nach China gefährdet sei.
Dieser Streit könnte sich noch weiter zuspitzen, denn einem Bericht des Wall Street Journal zufolge erwägen die USA neue Beschränkungen für die Ausfuhr von Chips für künstliche Intelligenz nach China. Dem Bericht zufolge wird das Handelsministerium bereits im Juli die Lieferung von Chips US-amerikanischer Unternehmen, darunter Micron, an Kunden in China stoppen.
3. Futures höher - Nike stellt Quartalszahlen vor
Die US-Futures legten am Donnerstag zu, angetrieben von guten Ergebnissen des Chipherstellers Micron und der Ankündigung erfolgreicher Stresstests im Bankensektor.
Aktuell notiert der Dow Future 0,2 % im Plus, der S&P 500 gewinnt 0,1 % dazu und der Nasdaq 100 handelt 0,2 % im Plus.
Die guten Quartalsergebnisse von Micron und die erfolgreichen Bankentests sorgten für eine freundliche Stimmung. Dennoch dürften sich die Kursgewinne im Zuge der jüngsten Äußerungen von Fed-Präsident Jerome Powell zum geldpolitischen Straffungszyklus in Grenzen halten.
Trotz des Straffungskurses der Fed steuern die großen Börsenindizes auf ein starkes erstes Halbjahr 2023 zu: Der breit gefasste S&P 500 ist im bisherigen Jahresverlauf um 14 % gestiegen, der technologielastige Nasdaq Composite hat fast 30 % zugelegt und steht vor dem besten ersten Halbjahr seit 1983, während der Blue-Chip-Index Dow Jones Industrial in diesem Jahr nur um 2 % gestiegen ist.
Die wichtigsten Unternehmenszahlen heute kommen von Nike (NYSE:NKE), wobei die Quartalsergebnisse des Sportbekleidungsherstellers möglicherweise durch die nachlassenden Verkäufe in Nordamerika beeinträchtigt werden.
4. US-Banken bestehen Stresstest
Alle großen US-Banken haben den jährlichen Stresstest der Fed bestanden, teilte die Aufsichtsbehörde am späten Mittwoch mit. Damit ist bewiesen, dass die Banken eine schwere Rezession überstehen können.
„Die heutigen Ergebnisse bestätigen, dass das Bankensystem weiterhin stark und widerstandsfähig ist“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank, Michael Barr.
Die 23 größten Banken des Landes konnten nachweisen, dass sie weiterhin geschäftsfähig bleiben würden. Das diesjährige hypothetische Szenario umfasste einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 10 %, einen Einbruch der Preise für Gewerbeimmobilien um 40 % und einen starken Anstieg des US-Dollars.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass nur die größten Banken zu diesen Tests verpflichtet sind, während die Probleme in diesem Jahr mittelgroße und regionale Banken betrafen.
„Wir sind sehr zurückhaltend, wenn es um die Frage geht, ob die Turbulenzen in diesem Sektor vorbei sind“, sagte Fed-Präsident Powell heute bei einer Veranstaltung der spanischen Zentralbank in Madrid. „Unsere Aufgabe ist es, uns Sorgen zu machen.“
Dennoch werden die Anleger nun auf die Ankündigungen der Großbanken zu ihren Aktienrückkauf- und Dividendenplänen warten, da diese in der Regel auf das Bestehen der Stresstests folgen.
5. Vielzahl von US-Daten steht an
Die kommenden Stunden versprechen für Anleger in den USA eine geballte Ladung an wichtigen Wirtschaftsdaten, während sie sich auf die bevorstehende Sitzung der Federal Reserve (Fed) Ende Juli vorbereiten.
Bei den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe wird nur eine minimale Veränderung erwartet. Mit etwa 266.000 Anträgen soll die Zahl praktisch unverändert im Vergleich zur Vorwoche (264.000) bleiben. Das lässt darauf schließen, dass der US-Jobmarkt weiterhin eine solide Stabilität aufweist.
Beim endgültigen Wert des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal wird keine Veränderung erwartet. Das Wachstum auf Jahresbasis soll bei 1,4 % verharren. Im Immobiliensektor hingegen wird für den Monat Mai ein Wachstum von 0,2 % bei den Immobilienverkäufen prognostiziert.