STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Aktien-Marktbericht der Börse Stuttgart
Direkt vom Parkett: Meistgehandelte Aktien
Deutschland
Der DAX konnte am vergangenen Freitag den von Charttechnikern ausgemachten Widerstand bei 13.800 Punkten überwinden und bewegte sich bis hin zu 13.947 Punkten. Dieses Niveau konnte er zur Wochenmitte nicht halten und gab im weiteren Verlauf bis in den Bereich von 13.600 Punkten nach. Die Marktteilnehmer identifizierten die unerwartet hohen Inflationsdaten aus Großbritannien als Auslöser. Die Inflation ist im Juli um 10,1% gestiegen, die Analysten hatten lediglich mit einer Inflationsrate zwischen 9,4% und 9,8% gerechnet.
BASF (ETR:BASFN)
Die BASF-Aktie wurde in den letzten Handelstagen am häufigsten in Stuttgart gehandelt. Über 800.000 Aktionäre sind in der BASF-Aktie investiert. 43% des Grundkapitals wird von Privatanlegern gehalten, die fast alle ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Aktuell vergeben 48% der Analysten für die BASF-Aktie ein Kaufvotum ab, ebenfalls 48% haben die Aktie auf Halten und lediglich 4% auf Verkaufen. Die Aktie ist seit Ende Juni in einer Handelsspanne von 40 bis 45 Euro gefangen.
Uniper (ETR:UN01)
Der Energiekonzern vermeldete am Mittwoch einen Halbjahresverlust von 12,4 Milliarden Euro. Die Uniper-Aktie brach daraufhin weiter ein. Uniper bezieht Erdgas aus Verträgen mit der russischen Gazprom (MCX:GAZP). Gazprom liefert seit Monaten deutlich weniger Erdgas als vertraglich vereinbart. Dadurch muss sich Uniper Erdgas zu viel höheren Preisen am Markt besorgen und gibt seinerseits das Erdgas zu viel geringeren vertraglich festgelegten Preisen an seine Kunden weiter. Uniper beliefert Stadtwerke und Industriefirmen mit Erdgas. Der Konzern prüft auf dem Rechtsweg Entschädigungen von Gazprom zu erhalten.
International
Im Gegensatz zum DAX konnten die amerikanischen Indices Dow Jones, Nasdaq 100 und S&P 500 im Wochenverlauf zulegen. Die Marktteilnehmer spekulieren, ob die FED die Leitzinsen im September um 0,5% oder 0,75%, wie bereits im Juni und Juli, erhöhen wird. Aus dem am Mittwoch veröffentlichen Sitzungsprotokoll der US-Notenbank geht hervor, dass die Notenbanker auf Grundlage der aktuellen Daten entscheiden werden. Der viel beachtete Geschäftsklimaindex für die US-Region Philadelphia ist überraschend wieder in den positiven Bereich gesprungen und signalisiert eine steigende wirtschaftliche Aktivität.
Plug Power (NASDAQ:PLUG)
In den letzten Handelstagen befanden sich mit Nel (OL:NEL) ASA, Plug Power und SunHydrogen drei Wasserstoff-Aktien unter den Top Ten der meistgehandelten Auslandsaktien. Die Aktie von Plug Power ist sogar der meistgehandelte Auslandstitel an der Börse Stuttgart. Nach ihren zwischenzeitlichen Tiefständen konnte die Aktie allein in den letzten zwei Monaten ihren Wert mehr als verdoppeln.
Linde (ETR:LING) PLC
Linde ist zwar kein reinrassiger, nur im Wasserstoffbereich tätiger Konzern, doch im vergangenen Geschäftsjahr erzielte er mit Wasserstoff einen Umsatz von rund zwei Milliarden US-Dollar. Der Gesamtumsatz belief sich auf 30,8 Milliarden US-Dollar. Linde forciert sehr stark die Produktion von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Der Industriegase-Konzern ist mit einer Marktkapitalisierung von über 150 Milliarden Euro das Schwergewicht im DAX.
Spezialeinblick
Gewinnrezession: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Auch wenn die Börsen in den vergangenen Monaten von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren bewegt wurden, gibt mittel- bis langfristig die Gewinnentwicklung der Unternehmen die Richtung an den Aktienmärkten vor. Rückblickend erwiesen sich die Prognosen der Analysten im Vorfeld der abgelaufenen US-Berichtssaison als zu pessimistisch. Bei positiven Überraschungen legten die Kurse im Umfeld der Zahlenvorlage mit gut zwei Prozent im Durchschnitt so kräftig zu wie zuletzt vor drei Jahren. Selbst bei Enttäuschungen reagierten die Aktien der betroffenen Unternehmen unter dem Strich erstmals seit Anfang 2009 wieder leicht positiv.
Mit der Kursrallye hat der Markt inzwischen aber viele Vorschusslorbeeren eingepreist. Und der Blick auf die Gewinnschätzungen stimmt wenig optimistisch. Erst in den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie gut die Unternehmen in der Lage sind, ihre Gewinnmargen zu verteidigen und steigende Kosten weiterzugeben. Zwar scheint der bisher dynamische Inflationsanstieg etwas an Schwung zu verlieren, dennoch bleibt die Teuerung auf einem hohen Niveau. Somit wird die Preissetzungsmacht der Unternehmen zum Schlüsselfaktor.
Die jüngsten Gewinnwarnungen zeigen, dass der makroökonomische Gegenwind zunimmt und das Geld bei den Konsumenten knapper wird. Analysten werden ebenfalls langsam vorsichtiger: Anfang Juli lagen die Prognosen für das Gewinnwachstum der Firmen im S&P 500 im dritten Quartal noch bei plus elf Prozent, aktuell sind es nur noch knapp sechs Prozent. Abwärtsrevisionen dominieren das Bild bis zum zweiten Halbjahr 2023. Dieser ungewöhnlich lange Zeitraum mahnt zur Vorsicht - bietet zugleich aber auch Fantasie, wenn die Firmen wie zuletzt die tiefen Erwartungen übertreffen.
Disclaimer:
Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung für die in diesem Marktbericht enthaltenen Informationen im Zusammenhang mit einem Wertpapierinvestment übernommen. Hiervon ausgenommen ist die Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit.
Quelle: Boerse Stuttgart GmbH, www.boerse-stuttgart.de
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