Investing.com -- Der Dollar ist leicht gestiegen, während das britische Pfund zum Auftakt der Woche ins Stolpern kam, als Zweifel an dem Ausblick für die Weltwirtschaft aufkamen, da der Markt die vielbeschworenen Durchbrüche beim Handelskonflikt zwischen den USA und China und beim Brexit genauer unter die Lupe nahm.
Der Risikoappetit war am Freitag stark gestiegen, nachdem die USA und China einen “Fahrplan zu einem Phase-1-Abkommen“ angekündigt hatten, die die Aussetzung einer für diese Woche geplanten Zollerhöhung und die Verpflichtung Chinas zum Kauf weiterer US-amerikanischer Agrarprodukte beinhaltet.
Allerdings will China jüngsten Berichten zufolge mehr Gespräche führen, bevor es den "Phase Eins" Deal unterzeichnet. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Peking könne eine Delegation unter der Führung von Vizepremier Liu He, Chinas Chefunterhändler, entsenden, um ein schriftliches Abkommen zu erstellen, das von den Präsidenten auf dem Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftlichen Zusammenarbeit im nächsten Monat in Chile unterzeichnet werden könnte, sagte eine Person, die mit der Sache vertraut ist.
Eine andere Person sagte, dass China von Trump auch eine Beseitigung der Zollaufschläge im Dezember fordert. US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte am Freitag, dass zwar die für 15. Oktober geplante US-Zollerhöhung auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar von 25 auf 30 Prozent nicht in Kraft treten werde. Allerdings erklärte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer, dass Trump noch keine Entscheidung bezüglich der US-Sonderzölle im Dezember getroffen habe.
Im Wesentlichen handelt es sich bei dem Abkommen den Analysten von Nordea Markets nach aber nur um eine einmonatige Stillhaltevereinbarung.
“Wir werden Sie daran erinnern müssen, dass ein solches “Versprechen” rein gar nichts wert ist und es derzeit eher danach aussieht, dass eine Wahlkampagne des Präsidenten aufbauend auf einer antichinesischen Agenda besser / klüger ist (zu Wiederwahlzwecken), als das Gegenteil“, schrieben Martin Enlund und sein Analystenteam in einer Vorschau auf die Woche.
Die Folgen des Handelsstreits in China zeigten sich erneut in schwächer als erwartet ausfallenden Außenhandelsdaten aus dem Land, die in der Nacht hereinkamen und den stärksten Rückgang der Importe seit 2016 zeigten. Enlund und sein Team stellten fest, dass der Yuan auf 7,30 gegenüber dem US-Dollar fallen müsste, um die Auswirkungen der bestehenden Zölle auf die Wirtschaft zu neutralisieren. Allerdings reiche die “Phase-1-Vereinbarung”, zusammen mit Berichten über eine geplante Mehrwertsteuersenkung für chinesische Hersteller immer noch aus, um den Yuan Off-Shore und auf dem Festland am Montag auf seinen höchsten Stand seit August zu schicken.
Um 09:45 MEZ stand der Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber einem Korb aus sechs anderen Leitwährungen abbildet, um 0,2% höher auf 98,213, was vor allem durch seine Zugewinne gegenüber höher verzinsten Währungen zustande kam, auch wenn er gegenüber sicheren Fluchtburgen wie dem Yen und dem Schweizer Franken etwas an Boden verlor. Der EUR/USD Kurs sank um 0,2% auf 1,1019 USD.
Ein weiterer Faktor, der die Stimmung dämpfte, war die kühle Reaktion der EU auf die Vorschläge des Vereinigten Königreichs zur Lösung der mit der irischen Grenze zusammenhängenden Bestandteile des Brexit-Austrittsabkommens. EU-Verhandlungsführer Michel Barnier sagte Berichten zufolge am Wochenende gegenüber EU-Diplomaten, dass die Vorschläge ein “ungeprüftes” Risiko darstellten, das nach Ansicht der EU nicht akzeptabel sei, berichtete die Tageszeitung The Guardian.
Das Pfund, das am Freitag seine stärkste Tagesrallye seit mehr als zwei Jahren verzeichnete, gab am frühen Handelstag in Europa gegenüber dem Dollar und dem Euro mehr als ein halbes Prozent ab. Bis 09:45 MEZ wurde es zum Dollar zu 1,2583 gehandelt, ein Rückgang von 0,5% am Tag, während der EUR/GBP Kurs um 0,4% auf 0,8755 angestiegen ist.
Ein am Wochenende veröffentlichtes Papier stellte fest, dass selbst wenn die Vorschläge von Premierminister Boris Johnson akzeptiert würden, die britische Konjunktur dennoch einen erheblichen Dämpfer erleiden würde. Der Deal könne das britische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in einem Zeitraum von 10 Jahren sogar um 6,4% unter dem Wert eines Verbleibs in der EU belassen. Dies steht im Vergleich zu einer geschätzten Belastung von 4,9% durch den von Johnsons Amtsvorgängerin, Theresa May, ausgehandelten Deal.