Mitten im Abgas-Skandal bei Volkswagen haben am Dienstag die Tarifverhandlungen für die rund 120.000 Beschäftigten des Konzerns begonnen. Das erste Treffen von Vertretern des Unternehmens und der IG Metall in einem Flughafenhotel in Hannover endete ohne Ergebnis, wie die Gewerkschaft mitteilte. VW habe kein Angebot vorgelegt. Die Gespräche wurden auf den kommenden Montag vertagt.
Die Gewerkschaft fordert - wie für alle Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie - fünf Prozent mehr Lohn für zwölf Monate. Außerdem soll nach ihrem Willen der VW-Altersteilzeit-Tarifvertrag verlängert werden.
"Wir können in der Tarifrunde zügig zu einem Ergebnis gelangen, wenn Volkswagen sich mit einem Angebot deutlich von der Fläche abhebt", erklärte der Verhandlungsführer von IG Metall, Hartmut Meine, nach dem Treffen in Hannover. Die Arbeitnehmer dürften nicht die "Zeche zahlen" für die Abgasaffäre. "Dafür müssen andere geradestehen", forderte der Gewerkschafter. Für die Manipulationen und die damit verbundenen Milliardenkosten sei das Management verantwortlich.
VW-Verhandlungsführer Martin Rosik warnte hingegen vor überzogenen Forderungen angesichts der schwierigen Lage des Konzerns. "In vielen Regionen der Welt belasten große politische und wirtschaftliche Unsicherheiten das Automobilgeschäft", erklärte Rosik. VW müsse trotz des Diesel-Skandals "enorme Mittel in Digitalisierung und E-Mobilität investieren", um gegen finanzkräftige IT-Unternehmen bestehen zu können, die in das Autogeschäft drängen. Um weiter wettbewerbsfähig zu sein, sei ein "maßvoller Abschluss" wichtiger denn je.
Volkswagen hatte wegen des Abgas-Skandals 2015 den größten Verlust seiner Geschichte eingefahren. Aufgrund von Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und Rückrufaktionen summiert sich das Minus auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Der Konzern hatte im September eingeräumt, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen die Abgaswerte manipuliert zu haben. Das Management bereitete die Beschäftigten bereits darauf vor, sie müssten den Gürtel enger schnallen.
Der VW-Haustarifvertrag gilt für rund 120.000 Beschäftigte in den Werken Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie bei der für Finanzdienstleistungen zuständigen Volkswagen Financial Services AG.