Was haben Industrie 4.0, 8K-Streaming und das autonome Fahren gemeinsam? Für alle drei Dinge benötigt man ein superschnelles und zuverlässiges Mobilfunknetz – den neuen Mobilfunkstandard 5G.
Im Vergleich zu bisherigen Technologien schafft 5G atemberaubende Geschwindigkeiten: Die Latenzzeit von einer Millisekunde ist für uns Menschen schon gar nicht mehr wahrnehmbar und die Datenraten werden um ein Vielfaches höher sein, als wir es vom 4G/LTE-Netz kennen. Ein HD-Kinofilm ist mit 5G in wenigen Sekunden heruntergeladen.
5G ist unabdingbar für viele Zukunftstrends und -technologien und entsprechend hoch werden die Investitionen in 5G-Netzwerktechnik sein: In Fabriken, an Autobahnen und in Innenstädten werden in den nächsten Jahren 5G-Netze wie Pilze aus dem Boden schießen. Hier sind zwei Unternehmen, die in Sachen 5G schon in den Startlöchern stehen!
Nokia (HE:NOKIA) Nokia (WKN: 870737) gilt zusammen mit Huawei als Marktführer bei Mobilfunktechnik. Die Finnen sehen sich in einer attraktiven Position, um vom 5G-Ausbau zu profitieren: Durch die Übernahme von Alcatel-Lucent (PA:ALUA) im Jahr 2016 hat Nokia sein Produktportfolio gut verbreitert und erwartet daher, ein gutes Stück vom 5G-Kuchen abzubekommen. Dabei könnte das Unternehmen davon profitieren, dass Huawei in manchen Ländern vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden könnte.
In den letzten Jahren sind Nokias Umsätze leicht gefallen, da die Investitionen in LTE-Technik immer weiter zurückgehen. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass Nokia in den letzten drei Geschäftsjahren stets einen Verlust geschrieben hat. Ab 2020 jedoch sollen sich dem Unternehmen zufolge die Finanzergebnisse deutlich verbessern.
Trotz der eher mauen Finanzergebnisse der letzten Jahre ist Nokia jedoch weit von finanziellen Problemen entfernt. Die Eigenkapitalquote liegt mit 38,9 % auf einem soliden Wert, außerdem übersteigen die kurzfristigen Vermögenswerte (wie Kontoguthaben, Forderungen an Kunden und Vorräte) die kurzfristigen Schulden.
Ericsson (BS:ERICAs) Das schwedische Unternehmen Ericsson (WKN: 850001) spielt bei Mobilfunktechnologie ebenfalls ganz vorne mit: Beim Marktanteil liegt Ericsson nur ein paar Prozentpunkte unter den Finnen. Das Geschäftsmodell gefällt mir bei Ericsson jedoch besser, da das Unternehmen nicht so abhängig von seiner Netzwerksparte ist wie Nokia.
In den vergangenen Jahren hat Ericsson große Sparanstrengungen unternommen, dennoch hat auch Ericsson 2017 und 2018 Verluste geschrieben. Das Management hat es sich jedoch zum Ziel gesetzt, die operative Marge bis 2022 auf 12 % zu steigern, was dem Unternehmen ordentliche Gewinne bescheren sollte. Der Umsatz soll bis 2022 um 2 bis 3 % im Jahr zulegen.
Die Eigenkapitalquote von Ericsson liegt bei 32,6 % – das ist zwar etwas niedriger als die von Nokia, allerdings aus meiner Sicht kein Grund zur Sorge: Denn die Ausstattung mit kurzfristigen Vermögenswerten ist deutlich besser als beim finnischen Konkurrenten, finanzielle Probleme sind also auch hier weit entfernt.
Sind die Aktien ein Kauf? Am Ende sind sich die beiden skandinavischen Unternehmen relativ ähnlich: Beide haben in den letzten Jahren keine herausragenden finanziellen Ergebnisse abgeliefert, könnten mit 5G aber wieder auf einen grünen Zweig kommen. Nur fällt es schwer, abzuschätzen, wie grün der Zweig tatsächlich sein wird, weshalb auch die Bewertung der Aktien nicht ganz einfach ist.
Abhilfe könnte das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) schaffen, bei dem man den Marktwert mit dem bilanziellen Eigenkapital vergleicht. Hier erzielt Nokia einen Wert von 1,9 und Ericsson einen Wert von 3,3 (Stand: 22.03.2018).
Die Nokia-Aktie scheint also die etwas günstigere der beiden zu sein – doch eine Investition drängt sich aus meiner Sicht trotzdem nicht auf. Die finanziellen Aussichten für die Phase der 5G-Installation sind mir einfach viel zu schwer vorhersehbar.
Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019