FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Talfahrt der BASF (4:BASFN)-Aktien hat sich am Freitag nach den jüngsten Quartalszahlen des Chemiekonzerns fortgesetzt. Die Gewinnwarnung, mit der einige Marktteilnehmer gerechnet hatten, blieb zwar aus, allerdings habe das Zahlenwerk wenig enthalten, was positiv stimme, schrieb Barclays-Analyst Sebastian Satz in einer ersten Reaktion. Händler bemängelten, das Kerngeschäft sei sehr schwach gelaufen.
Integrations- und Umbaukosten hatten dem Konzern das dritte Quartal verhagelt. Die konjunkturellen Herausforderungen nähmen zu", warnte Konzernchef Martin Brudermüller. "Das lässt sich an unseren Ergebnissen ablesen." Analyst Markus Mayer von der Baader Bank stellte denn auch in seiner aktuellen Studie auf die schlechte Ergebnisqualität des Konzerns ab.
Im frühen Handel rutschten die Papiere um 2,60 Prozent ab und waren damit im ebenfalls schwachen Dax (DAX) unter den größten Verlierern. Seit ihrer zwischenzeitlichen Erholung im September bis auf knapp 82 Euro haben die Anteile nun schon mehr als 20 Prozent verloren. Am Freitag kosteten sie mit im Tief 64,33 Euro so wenig wie zuletzt im Sommer 2016. Seit ihrem im Januar markierten Rekordhoch bei 98,80 Euro ist der Börsenwert um gut ein Drittel zusammengeschmolzen.
Das Kursminus der BASF-Titel trug zum Wochenschluss zum schwachen Abschneiden des europäischen Chemiesektors (Stoxx 600 Chemicals PR) bei. Er verlor 1,7 Prozent. Neben BASF verzeichneten hierzulande die Papiere von Wacker Chemie (4:WCHG) Kursverluste von mehr als 4 Prozent. Die Berenberg Bank und die LBBW hatten ihre Kursziele für den Spezialchemiekonzern gesenkt. Auch Covestro (4:1COV) belasteten Analystenkommentare zum Zwischenbericht vom Vortag. Sie sackten als Dax-Schlusslicht um mehr als fünfeinhalb Prozent ab.
Barclays-Experte Satz glaubt, dass die Gewinnerwartungen für BASF weiter sinken dürften, sieht diese aber im Aktienkurs mittlerweile eingearbeitet. Er setzt auf den Kapitalmarkttag in einem Monat, von dem positive Impulse ausgehen könnten.
Bei der BASF ist derzeit viel in Bewegung. Vom Rivalen Bayer (4:BAYGN) übernahmen die Ludwigshafener Pflanzenschutzmittel, Saatgut-Arten und Digital-Farming-Geschäfte für insgesamt 7,6 Milliarden Euro. Die Bayer musste diese im Zuge der Mega-Übernahme von Monsanto (NYSE:MON) abgeben. Weiter will BASF seine Öl- und Gastochter Wintershall mit der früheren RWE-Sparte (4:RWEG) Dea verschmelzen und später an die Börse bringen. Aufgrund des geplanten Zusammenschlusses wird bei BASF das Öl- und Gasgeschäft nicht mehr voll konsolidiert. Infolge dessen passte das Unternehmen Ende September bereits die Jahresziele für 2018 an.
Zwar bestätigte der Konzern nun die Ziele, Baader-Bank-Analyst Mayer sieht sie aber in Gefahr. Die Margen im Chemikalien-Geschäft seien bereits abgetaucht und dürften weiter sinken, so der Experte. Zudem hinterlasse der niedrige Wasserstand im Rhein seine Spuren. Während BASF-Chef Brudermüller auf eine Erholung am Automarkt in den nächsten Monaten hofft, geht Analyst Mayer eher von einer nachlassenden Nachfrage aus der Automobilindustrie aus. Er rät weiter zum Verkauf der BASF-Aktien.