TOKIO/HONGKONG/SHANGHAI/SYDNEY (dpa-AFX) - Die Angst vor einer noch ideologiescheren Politik Chinas hat die Börsen des Landes am Montag deutlich belastet. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten chinesischen Unternehmen an den Festlandbörsen büßte entgegen dem international freundlichen Handelsumfeld 3,22 Prozent auf 3622,27 Punkte ein. Für den Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong ging es sogar um 6,45 Prozent auf 15 165,00 Punkte bergab.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat seine Macht gefestigt und Gefolgsmänner um sich geschart. Auf seiner ersten Plenarsitzung bestätigte das neue Zentralkomitee der Kommunistischen Partei den 69-Jährigen am Sonntag in Peking für eine dritte fünfjährige Amtszeit als Generalsekretär und Chef der Militärkommission. Er setzt sich damit über bisher respektierte Alters- und Amtszeitgrenzen hinweg - und knüpft mit seiner Alleinherrschaft an den Staatsgründer und Revolutionär Mao Tsetung an, der allerdings Chaos über das Land gebracht hatte. Nun fürchten viele Anleger zunehmend, dass Xi Jinping und seine neue Führungsmannschaft einer stärker ideologischen Politik das wirtschaftliche Wachstum opfern könnten.
Dazu passten neue Konjunkturdaten. Zwar wuchs die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft im dritten Quartal um 3,9 Prozent, was eine deutliche Beschleunigung gegenüber dem Vorquartal bedeutete. Doch das ursprüngliche Wachstumsziel für dieses Jahr wird China voraussichtlich weit verfehlen. Besonders die strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen bremst die Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet. Dazu bremste die ebenfalls schwache globale Nachfrage das Exportwachstum im September weiter ab.
Vor allem für die Aktien von Technologie- und Immobilienunternehmen, die ohnehin schon seit einiger Zeit stärker kontrolliert werden, ging es am Montag deutlich nach unten. Die Anteilsscheine der Internetriesen Alibaba (NYSE:BABA) und Tencent (HK:0700) sackten um knapp zwölf beziehungsweise zehn Prozent ab.
Dagegen ging es an der Tokioter Börse im Einklang mit dem weltweit freundlichen Umfeld etwas nach oben: Der Leitindex Nikkei 225 schloss 0,31 Prozent fester mit 26 974,90 Punkten. Im australischen Sydney schaffte der S&P ASX 200 ein Plus von 1,54 Prozent auf 6779,40 Zähler.