PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Versöhnliche Signale aus den USA im Handelsstreit mit China haben Europas Börsen am Donnerstag ein Kursfeuerwerk beschert. Sie folgten ebenso wie die asiatischen Aktienmärkte den freundlichen Vorgaben von der Wall Street.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann gegen Mittag 1,67 Prozent auf 3396,16 Punkte. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone nach zwei Tagen mit moderaten Verlusten wieder an die vorangegangene Erholung vom tiefsten Stand seit über einem Jahr an. Für den CAC 40 (CAC 40) in Paris ging es um 1,58 Prozent auf 5222,86 Punkte hoch. Der Londoner FTSE 100 rückte um 1,21 Prozent auf 7118,97 Zähler vor.
Am Mittwoch hatten die US-Börsen ihre anfänglichen Verluste sukzessive eingedämmt und letztlich klar ins Plus gedreht. Auslöser waren Aussagen von US-Präsident Donald Trumps neuem Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Er hält es für möglich, dass die US-Strafzölle gegen China nicht in Kraft treten werden. China hatte mit der Androhung von eigenen Strafzöllen gegen US-Produkte auf die Pläne von Trumps Regierung reagiert, sich nach Kudlows Aussagen aber verhandlungsbereit gezeigt.
Die Signale aus den USA passten ins bekannte Bild, "wonach Donald Trump immer wieder durch offensive Rhetorik versucht, seine vermeintlichen Gegner in Zugzwang zu bringen, um am Ende einen 'besseren Deal' oberhalb des Status quo auszuhandeln", kommentierte Investmentanalyst Clemens Bundschuh von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er glaubt, dass beide Seiten letztlich kein Interesse an einem eskalierenden Handelskrieg haben.
In der europäischen Branchenübersicht gab es am Donnerstag nur Gewinner. Am besten entwickelten sich die zuletzt schwächelnden Aktienkurse von Bergbau- und Rohstoffkonzernen: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zog um 2,64 Prozent an. Schlusslicht war dagegen der Index der Immobilienunternehmen, der lediglich ein Plus von 0,46 Prozent schaffte.
Die wenigen Unternehmensnachrichten sorgten kaum für deutliche Kursausschläge. Die zuletzt schon gut gelaufenen Aktien von Ahold Delhaize (7:AD) gehörten mit einem Plus von 1,18 Prozent auf 19,478 Euro zu den schwächeren Werten im EuroStoxx. Sie notierten damit aber auf dem höchsten Stand seit dem vergangenen Juni. Bruno Monteyne vom US-Analysehaus Bernstein Research erwartet vom angekündigten Chefwechsel bei dem Supermarktkonzern keine größeren Strategie-Änderungen.
Die Anteilsscheine von Novartis (5:NOVN) entwickelten sich mit einem Kursanstieg von 1,41 Prozent geringfügig besser als der Schweizer Leitindex SMI (SMI). Der Pharmakonzern legte positive klinische Daten für sein Herzmedikament Entresto vor.
In der zweiten Schweizer Börsenreihe konnten sich die zuletzt leidgeprüften Besitzer von Clariant (5:CLN)-Aktien über ein Plus von 2,73 Prozent freuen. Der Chemiekonzern konkretisierte seine Wachstumspläne in Nordamerika.
Beim britischen Essenslieferdienst Just Eat (3:JE) sorgte dagegen ein negativer Analystenkommentar für einen Kursrutsch von 2,91 Prozent und einen der hinteren Plätze im FTSE 100. Die US-Bank JPMorgan (112:JPM) stufte die Aktie gleich doppelt ab und empfiehlt nun eine Untergewichtung.