PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienindizes sind mit leichten Gewinnen in die Woche gestartet. Neben den Dauerthemen der Zins- und Konjunktursorgen rückten auch Unternehmenszahlen in den Fokus, nachdem am Freitag mit den US-Banken erste Schwergewichte ihre Bücher geöffnet hatten. Experten sprachen von einem durchwachsenen Zahlenwerk.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte zuletzt um 0,55 Prozent auf 3400,95 Punkte zu. In Paris gewann der Cac 40 0,58 Prozent auf 5966,41 Punkte und der britische FTSE 100 stieg um 0,54 Prozent auf 6895,30 Punkte.
In Großbritannien keimte am Montag die Hoffnung auf, dass Premierministerin Liz Truss ihre Steuersenkungspläne weiter zusammenstreicht. Der neue Finanzminister Jeremy Hunt will laut Bloomberg am Mittag vor die Presse treten. Ökonomen warnen, dass Truss' Pläne ein Loch von bis zu 50 Milliarden Pfund in den britischen Haushalt reißen könnten.
Von den globalen Konjunktursorgen lenkten am Freitag die ersten Schwergewichte der Berichtssaison ab. Der Einblick in die Bücher der US-Banken habe indes nichts Gutes für die europäischen Wettbewerber verheißen, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets. Durch die gestiegenen Zinsen hätten die Kreditanstalten zwar wieder Geld im Kerngeschäft verdient. "Die steigenden Risiken überschatten dies allerdings bei weitem", so Molnar. Auch, weil Banken mehr für potenzielle Kreditausfälle zurückstellen müssten. Die Zinserträge europäischer Banken liegen indes tiefer, die Ausfallrisiken hingegen höher als bei den US-Banken, wie Molnar warnt.
Unternehmenszahlen dürften auch in den kommenden Wochen die richtungsweisenden Impulsgeber am Aktienmarkt sein, wie Christian Henke vom Broker IG Markets schrieb. In Europa belasteten neben Zins- und Konjunktursorgen auch der Ukraine-Krieg das Geschäft der Konzerne, so Henke. Vor diesem Hintergrund sei das Enttäuschungsrisiko hoch.
Zu Wochenbeginn stand ein Online-Modehändler im Fokus. Der britische Konzern Asos (LON:ASOS) sei in Gesprächen mit Banken, um finanziell flexibel zu bleiben, teilte er mit. Zuvor hatte Sky News berichtet, Asos' Gläubiger stellten bereits Berater für eine Umstrukturierung ein. Die Aktie verlor am Mittag rund zwölf Prozent. Der Einzelhandel gehörte folglich zu den schwächsten Sektoren im europäischen Branchentableau. Er liefert sich angesichts mieser Konsumlaune auch im Gesamtjahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Immobilienwerten um die rote Laterne. Letztere leiden unter der Zinswende, stabilisieren sich allerdings zuletzt zögerlich.