PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Nach dem zögerlichen Wochenstart haben die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten wieder etwas mutiger zugegriffen. Allzu große Kurssprünge machten die Leitindizes an den regionalen Handelsplätzen aber nicht. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand am späten Vormittag um 0,12 Prozent höher bei 3261,62 Punkten und notierte damit nur knapp unter seinem bisherigen Jahreshoch.
Damit steckte der Eurozonen-Leitindex die jüngste Welle von Terroranschläge in Berlin, Zürich und Ankara vergleichsweise gut weg. Es sei wohl ein Zeichen der Zeit, dass sich Investoren in immer dickeres Fell gegen solche Horrornachrichten anschafften, die man inzwischen mit trauriger Regelmäßigkeiten befürchten müsse, schrieb Mike van Dulken von Accendo Marktes. Durch seine Anfang Dezember begonnene Rally hat der Eurozonen-Leitindex seine Verluste seit Jahresbeginn nun nahezu komplett ausgebügelt. Börsianer sehen die Luft nach oben nun aber dünner werden.
Moderate Gewinne verzeichneten am Dienstag auch die Regionalbörsen in Frankreich und Großbritannien: Für den CAC 40 (CAC 40) ging es in Paris um 0,21 Prozent nach oben auf 4832,67 Punkte. Zuwächse verzeichneten auch die Handelsplätze in Mailand und Madrid. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) gab dagegen etwas nach, konnte aber die am Freitag übersprungene Marke von 7000 Punkten vorerst behaupten. Zuletzt betrug das Minus im "Footsie" 0,12 Prozent auf 7008,86 Zähler.
Im europäischen Branchenvergleich kristallisierte sich am späten Vormittag der Pharmasektor (STXE Health Care PR) als Sieger heraus mit einem Zuwachs von 0,73 Prozent. Die Banken (Stoxx 600 Banks) als Verlierer des Vortages waren ebenfalls wieder gefragt. Allen voran führten Papiere der Deutschen Bank (DE:DBKGn) den Eurostoxx 50 mit einem Kurszuwachs von knapp 2 Prozent an. Am Vortag hatte die Aktien noch ein skeptischer Analysten-Kommentar belastet, nun wurden sie von Medienberichten über eine bevorstehende Einigung mit den US-Behörden im Fall der umstrittenen Hypothekengeschäfte aus der Zeit vor der Finanzkrise beflügelt.
Dagegen ächzten Papiere des Lebensmittelherstellers Danone (9:DANO) weiter unter der tags zuvor eingestampften Umsatzprognose und gaben am Index-Ende mehr als 1 Prozent nach. Aktien des Autobauers BMW (4:BMWG) standen ebenfalls auf der Verliererseite - sie litten unter einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS) und sackten um mehr als 1 Prozent ab.
In Mailand verteuerten sich unterdessen die Papiere der angeschlagenen Traditionsbank Monte dei Paschi um knapp 2 Prozent. Das Institut hatte am Vortag den Verkauf neuer Aktien gestartet, womit sie sich dringend benötigtes frisches Geld besorgen und Staatshilfe abwenden will. Unterdessen erwägt nun die italienische Regierung, bis zu 20 Milliarden Euro an neuen Schulden aufzunehmen, um im Notfall angeschlagene Banken retten zu können. Ein entsprechender Vorschlag des Kabinetts muss nun vom Parlament abgesegnet werden.
Mediaset-Aktien schossen um fast 18 Prozent in die Höhe. Auslöser waren Pläne des französischen Medienkonzerns Vivendi (PA:VIV), seine Anteile an dem italienischen Fernsehsender zu erhöhen. Damit verschärfen die Franzosen den Kampf um die Macht bei dem zur Unternehmensgruppe von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi gehörenden Sender.
In Großbritannien kam eine Übernahme durch die Großbank Lloyds (3:LLOY) bei den Anlegern gut an, die Papiere rückten um gut ein Prozent vor: Lloyds will die britische Kreditkartentochter der Bank of America (1:BAC) erwerben.
Dagegen setzten die Rohstoffwerte ihre jüngste Talfahrt fort. Allen voran büßten Fresnillo-Papiere mehr als 2 Prozent an Wert ein. Auch für die Branchengrößen BHP Billiton (3:BLT) und Rio Tinto (3:RIO) ging es trotz einer Kurszielanhebung durch die Experten von Jefferies um jeweils mehr ein halbes Prozent abwärts.