PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - An Europas Börsen ist der jüngste Erholungsversuch am Freitag bereits wieder versiegt. Nachdem die Investoren am Vortag die Chance auf eine Trendwende gewittert und beherzt zugegriffen hätten, nehme nun die Unsicherheit wieder zu, hieß es aus den Handelsräumen. Börsianer werteten dies mit Blick auf den Kursverlauf bis Jahresende eher als negatives Zeichen. Eine Rolle spielte zu Wochenschluss der stabilisierte Eurokurs (EU0009652759).
Nach einem schwankenden Kursverlauf ging es für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) am Nachmittag im Gleichschritt mit der schwächer gestarteten Wall Street abwärts. Der Leitindex der Eurozone büßte am Ende 0,49 Prozent auf 3547,46 Punkte ein. Am Donnerstag hatte er nach acht Handelstagen mit Verlusten erstmals wieder freundlich geschlossen, die Euphorie hielt aber nicht lange an. Auf Wochensicht hat er nun etwa 1,3 Prozent an Wert verloren.
Der CAC-40 (CAC 40) in Frankreich konnte sich dem am Freitag nicht entziehen und sank um 0,32 Prozent auf 5319,17 Zähler. Der Londoner FTSE-100-Index schlug sich zu Wochenschluss etwas besser, konnte aber ein hauchdünnes Minus von 0,08 Prozent auch nicht verhindern. Er schloss bei 7380,68 Punkten.
Daten aus der Eurozone und auch aktuelle Aussagen von Mario Draghi hatten kaum Einfluss auf die Märkte. Der EZB-Präsident sagte bei einem Kongress in Frankfurt, dass der Euroraum trotz eines soliden Konjunkturumfelds weiterhin auf das billige Geld der Notenbank angewiesen sei. "Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem die Erholung der Inflation sich selbst trägt ohne unsere unterstützende Geldpolitik", so Draghi.
In der europäischen Stoxx-600-Branchenübersicht war der Sektor der Versorger (STOXX Europe 600 Utilities) mit minus 1,37 Prozent das Schlusslicht. Bei deutschen Branchenvertretern verwiesen Händler angesichts einer trüben Kursentwicklung vor allem auf die unklare Zukunft der Energieerzeugung aus Braunkohle. Größter Sektorverlierer waren aber United Utilities in London mit minus 4,37 Prozent. Dafür verantwortlich gemacht wurde ein negativer Analystenkommentar von HSBC.
Die Medienbranche schnitt mit einem Plus von rund 0,8 Prozent am besten ab. Zu verdanken war dies insbesondere den Aktien von Vivendi und Sky. Der französische Medienkonzern Vivendi (9:VIV) hatte am Vorabend Zahlen vorgelegt und sieht sich trotz eines rückläufigen Gewinns im dritten Quartal auf gutem Weg zu seinen Jahreszielen. Das kam gut am Markt an. Die Aktien stiegen an der EuroStoxx-Spitze um mehr als 4 Prozent und erreichten den höchsten Stand seit zwei Jahren.
In London stiegen die Papiere des Pay-TV-Konzerns Sky an der Spitze des "Footsie" um 4 Prozent. Berichten zufolge haben der US-Kabelnetzbetreiber Comcast (2:CMCSA) und der US-Telekomkonzern Verizon (112:VZ) ihr Interesse an Sky-Anteilen signalisiert, die sich derzeit im Besitz des US-Medienkonzerns 21th Centry Fox befinden.
In Paris sorgten die Papiere der Elior Group nach einer Gewinnwarnung des Catering-Anbieters mit einem Kursrutsch um mehr als 18 Prozent für Aufsehen. Noch mehr galt dies aber für die Titel des Baudienstleisters Carillion in London, die um fast die Hälfte einbrachen. Das Unternehmen fürchtet, bald gegen die Vereinbarungen mit Kreditgebern zu verstoßen.
In Zürich stand der Pharmakonzern Roche (5:ROG) mit diversen Nachrichten im Blickpunkt. Die Titel rückten um ein halbes Prozent vor, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA zwei Medikamenten gegen die Bluterkrankheit und Lymphdrüsenkrebs grünes Licht erteilt hatte.