PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Vortagesgewinne an Europas wichtigsten Börsen haben sich am Donnerstag erst einmal als Strohfeuer erwiesen. Damit folgten sie der ähnlich negativen Entwicklung an den asiatischen Aktienmärkten. Als Belastung erwies sich zudem eine Reihe überwiegend negativ aufgenommener Geschäftsberichte.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor am späten Vormittag 0,34 Prozent auf 3247,99 Punkte. Damit knüpfte der Leitindex der Eurozone wieder an seinen tags zuvor unterbrochenen Abschwung an. Der Pariser CAC-40-Index (CAC 40) trat mit einem Kursverlust von 0,06 Prozent bei 4791,71 Punkten ebenso auf der Stelle wie der Londoner FTSE 100 (GB0001383545), der um 0,07 Prozent auf 7103,00 Punkte nachgab.
Als Favorit der Anleger im europäischen Stoxx Europe 600 erwies sich der Subindex der Technologietitel (STOXX Europe 600 Technology), der um 1,36 Prozent vorrückte. Ihm half ein Kurssprung von über 3 Prozent bei Nokia (12:NOKIA). Der Netzwerkausrüster hatte zwar die Investitionszurückhaltung der Mobilfunknetzanbieter zu spüren bekommen und im Schlussquartal 2016 einen unerwartet deutlichen Umsatzrückgang erlitten. Doch dafür überraschte die Margenentwicklung positiv.
Der Index der Unternehmen aus der Medizinbranche (STXE Health Care PR) verlor indes 1,30 Prozent, was den letzten Platz in der Übersicht bedeutete. AstraZeneca verlor mit gut 1,5 Prozent noch etwas deutlicher, nachdem der Pharmakonzern für 2016 das dritte Jahr in Folge einen Umsatzrückgang berichtet hatte. Auch für 2017 rechnen die Briten mit sinkenden Erlösen. Papiere des dänischen Insulinherstellers Novo Nordisk (15:NOVOb) verloren angesichts des angekündigten Gegenwinds in den USA sogar 5,5 Prozent an Wert.
Für den Autoaktien-Index (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) ging es angesichts enttäuschender Zahlen von Daimler (4:DAIGn) um 0,99 Prozent bergab. Die Aktien des Stuttgarter Premiumherstellers gehörten mit rund minus 3 Prozent auch zu den größten Verlierern im EuroStoxx 50.
Der Bankenindex (Stoxx 600 Banks) litt mit minus 0,45 Prozent ebenfalls vor allem unter negativen Unternehmensnachrichten aus Deutschland. Die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) büßten nach dem zweiten Jahr in Folge mit einem Milliardenverlust 5 Prozent ein.
Bei der Unicredit (MI:CRDI) sorgte die Ankündigung, dass sie im Zuge der anstehenden Kapitalerhöhung ihre Aktien mit einem deftigen Abschlag anbietet, nur für einen moderaten Kursrückgang. Besser machte es der niederländische Konkurrent ING (7:INGA), der 2016 von einem starken Kundenwachstum und regen Neugeschäft profitierte und seine Anteilseigner mit einem Kursplus von gut 1 Prozent erfreute.
Die Aktien des Ölkonzerns Royal Dutch Shell (7:RDSa) verteuerten sich um mehr als 1 Prozent, obwohl der Gewinnanstieg im vergangenen Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.
Für Vodafone-Papiere (3:VOD) ging es hingegen nach der Zahlenvorlage um knapp 1 Prozent bergab. Der britische Telekomkonzern ringt mit dem schwachen Pfund infolge des Brexit-Votums und einem neuen Konkurrenten in Indien. Wegen der dortigen Unsicherheiten dämpfte Konzernchef Vittoria Colao die Erwartungen für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2016/17 etwas.
Die Aktien des Konsumgüterkonzerns Reckitt Benckiser (3:RB) gewannen trotz einer möglichen, 17 Milliarden US-Dollar schweren Offerte für den amerikanischen Babynahrungshersteller Mead Johnson (1:MJN) fast 2,5 Prozent. Nach Einschätzung von UBS-Analystin Pinar Ergun können die Briten eine solche Transaktion finanziell stemmen.