PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der Handelskonflikt der beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China hält die Anleger an Europas Börsen weiter in Atem. Nachdem die weiter optimistische Stimmung an der Wall Street zur Wochenmitte doch noch für Gewinne sorgte, ging es am Donnerstag wieder spürbar abwärts. Der EuroStoxx (Euro Stoxx 50) büßte am späteren Vormittag 1,22 Prozent auf 3389,99 Punkte ein.
Für den Cac 40 (CAC 40) in Paris ging es zuletzt um 1,11 Prozent abwärts auf 5357,25 Punkte. In London verlor der FTSE 100 (GB0001383545) 0,27 Prozent auf 7251,14 Punkte.
Die Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Verhandlungen habe zu einer "längst überfälligen Abkühlung" geführt, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets angesichts der Börsenrally seit Jahresbeginn. Hinzu kämen die Drohungen der USA in Richtung Iran samt der neuen Sanktionen.
Kurz vor der Fortsetzung der Verhandlungen an diesem Tag in Washington hatte US-Präsident Donald Trump der Regierung in Peking erneut Wortbruch vorgeworfen. Er bekräftigte während einer Wahlkampfveranstaltung in Florida zudem, ab Freitag die bereits geltenden Sonderzölle auf Importe aus China von 10 auf 25 Prozent anheben zu wollen. China kündigte indes "notwendige Gegenmaßnahmen" an.
Branchenweit gab es mit Ausnahme des Immobiliensektors (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price), der sich stabil hielt, in Europa nur Verlierer. Der Autosektor (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) war mit minus 1,8 Prozent am kräftigsten betroffen, denn die Zollandrohungen würden die Autohersteller und Zulieferer mit am stärksten treffen.
Unter den Einzelwerten richtete sich der Blick der Anleger vor allem auf jene Unternehmen, die Quartalszahlen vorlegten. So büßten in Frankreich die Anteile von ArcelorMittal (LU0323134006) 4,3 Prozent ein. Analyst Eugene King von Goldman Sachs (NYSE:GS) bemängelte, dass das operative Ergebnis des Stahlkonzerns im ersten Quartal etwas unter den Erwartungen gelegen habe. Überkapazitäten und sinkende Preise hatten ins Kontor geschlagen.
In der Schweiz gaben die Anteile des Versicherers Zurich Insurance (5:ZURN) um knapp 1 Prozent nach und entwickelten sich damit weitgehend marktkonform. Zum Jahresauftakt verzeichnete das Unternehmen in allen Geschäftsregionen Wachstum, doch der starke Dollar zehrte die Prämienzuwächse vor allem in Europa auf.
Die Papiere der Unicredit (MI:CRDI) verloren in Italien 0,75 Prozent. Eine überraschend geringe Strafe wegen verbotener Geschäfte mit dem Iran bescherte der Großbank im ersten Quartal einen höher als erwarteten Gewinn. JPMorgan (NYSE:JPM) sprach von einem ordentlichen Quartal, wobei die Erträge im Kerngeschäft allerdings etwas unter den Schätzungen gelegen hätten.
Um knapp 1 Prozent abwärts ging es in Großbritannien für die Anteile der BT Group (3:BT), nachdem der Telekomkonzern über sein viertes Geschäftsquartal 2018/19 berichtete.