FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Spannungen rund um den Iran und der weiter schwelende US-chinesische Handelsstreit dürften am Dienstag auf der Stimmung der Anleger lasten. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Stunde vor dem Start ein Minus von 0,40 Prozent auf 12 225 Punkte. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone wurde ein Abschlag von 0,20 Prozent erwartet.
Nach den starken Kursgewinnen - die getrieben waren von den neuen Versprechungen der Notenbanken - fehlten im Moment die Anschlusskäufer, um den Dax noch weiter klettern zu lassen, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.
Die Zinseuphorie der vergangenen Woche, die den Dax auf ein Mehrmonatshoch getrieben hatte, hat zumindest vorerst an Zugkraft eingebüßt. So hatte der Dax eine dreiwöchige Rally um rund 7 Prozent bei 12 438 Punkten mit dem höchsten Stand seit September 2018 gekrönt. Auch der Wall Street gelingt es aktuell nicht, auf Rekordhöhe weiter durchzustarten. "Auf dem aktuellen Kursniveau steigt kaum noch jemand ein", sagte Marktexperte Altmann. Zudem halte die Kombination aus hohen politischen Risiken und mittlerweile recht hohen Bewertungen viele von Aktienkäufen ab.
Mit Argusaugen beobachten Börsianer weiter die Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran. Die Rhetorik beider Seiten gewinnt nach den neuen US-Sanktionen an Schärfe. Der iranische UN-Botschafter sprach von einem "Wirtschaftskrieg" und "wirtschaftlichem Terrorismus". Unterdessen wirft bereits der G-20-Gipfel am Ende dieser Woche seine Schatten voraus. Die Investoren erhoffen sich vom geplanten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Bewegung im seit Monaten ungelösten Handelsstreit.
Die heutige Tagesagenda ist dagegen eher dünn bestückt. Genau zuhören dürften die Börsianer, wenn Fed-Chef Jerome Powell am Abend spricht. In der vergangenen Woche hatte die US-Notenbank die Börsianer mit der Aussicht auf Unterstützung der Wirtschaft durch eine Zinssenkung erfreut, falls diese nötig werden sollte. Einen Tag zuvor hatte bereits EZB-Präsident Mario Draghi bei Bedarf eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt.
Auch auf Unternehmenseite ist die Lage am Dienstagmorgen ruhig. Vorbörslich konzentrierten sich die Börsianer vorrangig auf Analystenempfehlungen. So belastete etwa eine kräftige Kurszielsenkung durch das Analysehaus Kepler Cheuvreux den Kurs des Halbleiterunternehmens Siltronic (4:WAFGn). Auf der Handelsplattform Tradegate gab die Aktie um rund ein Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss nach.