FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neue Zollspirale im Handelskrieg zwischen den USA und China dürfte den Anlegern am deutschen Aktienmarkt auch zu Beginn der neuen Börsenwoche noch sauer aufstoßen. Der X-Dax (DAX) signalisierte am Montag rund eine Stunde vor Handelsstart den Leitindex um 0,81 Prozent schwächer bei 11 518 Punkten. Auch in Europa deutet sich ein weiterer Rückschlag an - der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wird um 0,9 Prozent niedriger erwartet.
Nachdem China am Freitagnachmittag neue Zölle auf Waren aus den USA angekündigt hatte und US-Präsident Donald Trump zum Gegenschlag ausholte, war der Dax wieder unter die 200-Tage-Linie abgerutscht. Massive Verluste an der Wall Street und am Morgen in Asien halten den Verkaufsdruck hoch.
"Die massive Verkaufswelle, die bereits Freitag Nachmittag begann, setzt sich fort", erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Aus dem Handelsstreit ist endgültig ein Handelskrieg geworden." Er werde nicht nur deutliche Spuren im amerikanischen und chinesischen Wirtschaftswachstum hinterlassen, sondern auch die Weltkonjunktur nachhaltig schwächen.
China versuchte derweil nach der jüngsten Eskalation die Wogen wieder etwas zu glätten. "Wir sind gewillt, die Probleme durch Beratungen und Kooperationen mit einer ruhigen Haltung zu lösen", sagte Liu He, chinesischer Vizepremierminister und in der Regierung für die Verhandlungen mit den USA zuständig, am Montag nach Angaben des Wirtschaftsmagazins "Caixin" bei einer Veranstaltung in Chongqing.
Angesichts der neuen Eskalation im Handelskrieg war zuletzt auch das mit Spannung erwartetet Notenbanker-Treffen im US-amerikanischen Jackson Hole in den Hintergrund gerückt. Analyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank (DE:CBKG) macht indes darauf aufmerksam, dass mit der von US-Notenbankchef Jerome Powell in Aussicht gestellten Revision des Fed-Ziels die Erwartungen des Marktes weiterhin ein realistisches Szenario seien. "Besonders auffällig war: Powell wiederholte nicht, was er im Juli gesagt hatte: dass die jüngste Zinssenkung "kein Beginn eines neuen Zinszyklus sei", so Leuchtmann.
Neben dem an diesem Montag zu Ende gehenden Gipfel der G7-Gipfel steht als eines der wichtigsten Ereignisse auf der Konjunkturagenda der Ifo-Index aus Deutschland an. Weil der Handelskrieg im Juli auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft stark eingetrübt hatte, dürfte den neuen Daten für August besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Auf Unternehmensseite rückt der geplante Mietendeckel in Berlin die Immobilienwerte zurück in den Fokus. Die am Sonntag bekannt gewordenen Eckpunkte von Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) sehen maximal knapp acht Euro je Quadratmeter für nahezu alle Mietverhältnisse vor und lösten großen Wirbel aus. Aktien der Wohnungsgesellschaften Deutsche Wohnen (DE:DWNG) und Vonovia (4:VNAn) etwa kamen vorbörslich deutlich unter Druck.
Aktien des Werbevermarkter Ströer (4:SAXG) stehen unterdessen nach einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die US-Bank Goldman Sachs (NYSE:GS) im Fokus. Analystin Katherine Tait sieht nach dem starken Kursanstieg sämtliche positiven Aspekte bereits eingepreist. Auch Vossloh (4:VOSG)-Aktien könnten einen Blick wert sein. Ein Händler wertete Aussagen von Konzernchef Oliver Schuster in der "Börsen-Zeitung" am Wochenende als leicht stützend, wonach der Verkauf des verlustbringenden Lokomotiven-Geschäfts bald über die Bühne gehen dürfte.