FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor den Folgen eines Brexit hat den Aktienmarkt nach der Kurserholung in der vergangenen Woche doch wieder eingeholt. Hinzu kam am Dienstag die schwelende Sorge um das italienische Bankensystem, dass unter faulen Krediten ächzt. Der deutsche Leitindex Dax (DAX) weitete seine Vortagesverluste aus und fiel bis zum Mittag um 1,56 Prozent auf 9557,18 Punkte.
Der MDax (MDAX) als Index der mittelgroßen Werte rutschte um 1,77 Prozent auf 19 538,42 Punkte ab und für den Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) ging es um 1,45 Prozent auf 1580,43 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank ähnlich deutlich.
BREXIT UND ITALIENISCHE BANKEN IM BLICK
Die Bedenken der Anleger mit Blick auf den Brexit spiegelten sich auch am Devisenmarkt wider: So geriet das britische Pfund im Vergleich zum US-Dollar abermals deutlich unter Druck. Die Experten des Brokers ETX Capital wiesen zudem auf die schwierige Situation italienischer Banken hin. Sollte mit der Situation nicht richtig umgegangen werden, könnte sie zu einer Bedrohung für die Stabilität der Eurozone werden.
Nach Jahren der Rezession türmen sich in den Bilanzen italienischer Kreditinstitute zusammen Problemdarlehen von 360 Milliarden Euro auf. Deshalb erwägt die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi, den Banken mit Staatsgeld unter die Arme zu greifen. Allerdings stößt das auf Widerstand der Europäischen Union.
ANLEGER SETZEN AUF SICHERHEIT
Defensive Werte hielten sich in dem schwachen Gesamtmarkt einmal mehr vergleichsweise gut, gilt doch in ungewissen Börsenzeiten die Devise, dass Dinge des täglichen Bedarfs immer benötigt werden. Die Papiere der Konsumgüterhersteller Beiersdorf (XETRA:BEIG) und Henkel (DE:HNKG) (ETR:HEN3) waren mit moderaten Verlusten zwischen 0,10 Prozent und 0,45 Prozent unter den besten Dax-Werten. Die Papiere der Immobiliengesellschaft Vonovia (XETRA:VNAn) notierten sogar leicht im Plus.
Bei den Anteilsscheinen von Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) sehen die Analysten des Investmenthauses Kepler Cheuvreux derweil keine Kaufgelegenheit mehr. Sie stuften die Papiere des Industriekonzerns auf "Hold" ab. Infolge des Brexit-Votums dürfte sich ein möglicher Zusammenschluss des europäischen Stahlgeschäfts mit Tata Steel Europe zumindest verzögern, hieß es. Der ThyssenKrupp-Kurs fiel um 4,73 Prozent. Salzgitter-Papiere (XETRA:SZGG) rutschen im Sog um knapp 4 Prozent ab.
GEWINNMITNAHMEN BEI RWE UND EON
Für die zuletzt gut gelaufenen Aktien der Versorger RWE (XETRA:RWEG) und Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) ging es um 1,51 Prozent beziehungsweise 1,95 Prozent nach unten. Hier machten einige Anleger erst einmal Kasse.
Die Anteile des Modeunternehmens Hugo Boss (XETRA:BOSSn) verbilligten sich um rund 3 Prozent, nachdem das Investmenthaus Jefferies das Kaufvotum gestrichen hatte.