FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger am Donnerstag noch optimistischer geworden. Weitere Abstimmungsschlappen für den britischen Premier Boris Johnson und seine No-Deal-Brexit-Pläne erfreuten die Investoren am Donnerstag ebenso wie die Ankündigung neuer Gespräche im Handelsstreit zwischen den USA und China. Der Dax (DAX) baute seine deutlichen Vortagesgewinne aus und stieg bis zum frühen Nachmittag um 0,86 Prozent auf 12 128,33 Punkte.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,58 Prozent auf 25 896,35 Punkte. In Europa ging es für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) um rund 1 Prozent nach oben.
Wie chinesische Staatsmedien berichteten, sollen neue direkte Gespräche zwischen den beiden Handelsstreitparteien USA und China Anfang Oktober im Rahmen des regelmäßigen strategischen Wirtschafts- und Handelsdialogs beider Länder in Washington stattfinden. "Die Nachricht muss mit besonderer Vorsicht genossen werden", sagte Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com. Vor nicht allzu langer Zeit seien die Märkte bereits mit der Hoffnung auf einen kurz bevorstehenden Deal in den Rally-Modus übergegangen, und nun reagierten sie schon allein darauf positiv, dass wie erwartet tatsächlich bald weitere Gespräche stattfinden sollen.
Mit Blick auf den Brexit gab die britische Regierung ihren Widerstand gegen ein Gesetz auf, das einen ungeregelten Brexit verhindern soll, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete. Demnach einigte sich die Regierung mit der Opposition, den Gesetzentwurf im Oberhaus nicht länger durch Verfahrenstricks aufzuhalten.
Hierzulande und auch europaweit standen Autobauer und -zulieferer (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) in der Gunst der Anleger besonders weit oben. Volkswagen (4:VOWG_p), BMW (4:BMWG) und Daimler (4:DAIGn) hatten im August starke Absatzanstiege auf dem wichtigen US-Markt erzielt. Die Aktien der Unternehmen gewannen jeweils rund 2 Prozent.
In dem freundlichen Umfeld erholten sich die Papiere von Thyssenkrupp (4:TKAG) etwas von ihren monatelangen Verlusten und zogen um rund 4 Prozent an. Allerdings muss der Essener Industrie- und Stahlkonzern wegen seines drastisch gesunkenen Aktienkurses den Dax mit Wirkung zum 23. September verlassen. Ersetzt wird das Traditionsunternehmen wie zuvor erwartet durch den Triebwerksbauer MTU (4:MTXGn). Dessen Anteilsscheine fielen um knapp 2 Prozent.
Im Dax wiederum hatten die Anteilsscheine von Infineon (4:IFXGn) mit einem Plus von fast 5 Prozent die Nase vorn. Die Experten der Investmentbank UBS (SIX:UBSG) setzten die Papiere des Chipherstellers auf eine Liste von Werten, die sich im Falle eines erwarteten Rückschlag des europäischen Aktienmarkts im Zuge gesunkener Wachstumserwartungen besonders gut schlagen dürften.
An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax (SDAX) beendeten die Aktien von Eckert & Ziegler (4:EUZG) ihre mehrtägige Korrektur und gingen wieder auf Rekordjagd. Zuletzt stand ein Gewinn von gut 11 Prozent zu Buche. Mit seiner Radiopharma-Sparte sei das Medizin- und Strahlentechnik-Unternehmen der größte Profiteur steigender Nachfrage nach Gallium-68 zur Lokalisierung und Behandlung von Tumoren, schrieb Analyst Aliaksandr Halitsa von der Privatbank Hauck & Aufhäuser.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,67 Prozent am Vortag auf minus 0,64 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,12 Prozent auf 146,84 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,63 Prozent auf 177,55 Punkte nach.
Der Euro kostete zuletzt 1,1061 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1018 (Dienstag: 1,0937) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9076 (0,9143) Euro gekostet.