FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zwei turbulenten Tagen können die Anleger am deutschen Aktienmarkt erst einmal aufatmen. Der Dax (DAX) hat sich am Donnerstag sichtbar vom jüngsten Kursrutsch erholt. Die Sorgen um Chinas Wirtschaft ließen nach und die freundlich erwartete Wall Street gab Rückenwind. Im Fokus stand eine wahre Flut an Quartalsbilanzen der Unternehmen. Konjunkturdaten aus Europa und den USA hatten keine erkennbaren Kursauswirkungen.
Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex 1,73 Prozent höher bei 11 113,27 Punkten. An den vergangenen beiden Tagen hatte die Abwertung des chinesischen Yuan (Renminbi) die Anleger weltweit verunsichert und den Dax um insgesamt fast 6 Prozent nach unten gedrückt, was Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK für eine Übertreibung hält.
EURO GIBT WIEDER NACH
Auch die anderen Indizes berappelten sich: Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstag um 2,42 Prozent auf 20 724,42 Punkte hoch und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 3,07 Prozent auf 1766,50 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 1,75 Prozent auf 3545,39 Punkte vor.
Nach der Yuan-Abwertung war auch spekuliert worden, ob die US-Notenbank Fed sich bei ihrer eigentlich für den September erwarteten Zinswende noch länger Zeit lassen könnte. Das hatte dem Euro im Vergleich zum US-Dollar Auftrieb gegeben und so wiederum Sorgen um die Geschäfte der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft geweckt. Nachdem die Gemeinschaftswährung bis über 1,12 Dollar gestiegen war, rutschte sie zuletzt unter 1,11 Dollar.
RWE AM DAX-ENDE - K+S SEHR FEST NACH ZAHLEN
In Deutschland standen insbesondere die Geschäftszahlen der Dax-Konzerne RWE, ThyssenKrupp und K+S im Mittelpunkt des Interesses. Die RWE-Aktien (XETRA:RWEG) rutschten um 5,77 Prozent ab und belegten den letzten Platz im Leitindex. Der Energieversorger bleibt auch nach dem beschlossenen Konzernumbau in der Krise: Der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn sackte noch stärker ab als von Analysten erwartet.
Die Titel des Düngemittel- und Salzproduzenten K+S (XETRA:SDFGn) legten hingegen um 2,57 Prozent auf 36,920 Euro zu. Bei den soliden Quartalszahlen habe ein überraschend starkes Salzgeschäft einen etwas enttäuschenden operativen Gewinn im Kali-Geschäft ausgeglichen, schrieb Analystin Sophie Jourdier vom Investmenthaus Liberum.
THYSSENKRUPP TROTZT STAHLMARKT - AURUBIS AN MDAX-SPITZE
Die Papiere von ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) stiegen um 1,91 Prozent. Der Industrie- und Stahlkonzern setzte trotz des harten Preisdrucks auf dem Stahlmarkt seinen Erholungskurs im abgelaufenen Quartal fort und steigerte den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) - dieser liege so hoch wie seit 15 Quartalen nicht mehr, lobte Colin Sheridan vom Analysehaus Davy Research. Die Prognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr bestätigte der Vorstand - hier hatten einige Analysten auf eine Anhebung gehofft.
Im MDax eroberte Aurubis (ETR:NDA) mit plus 8,61 Prozent die Spitzenposition, nachdem der Kupferkonzern über ein starkes Quartal berichtet und ein Rekordergebnis für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellt hatte.
Die Zalando-Titel (XETRA:ZALG) gewannen 6,56 Prozent. Die endgültigen Resultate zum zweiten Quartal zeigten ein rasantes Umsatzwachstum und der Mode-Versandhändler hob erneut seine Jahresprognose an. Der gleichzeitige Gewinnrückgang konnte die Euphorie der Anleger nicht trüben.
GUTE ZAHLEN VON TECDAX-UNTERNEHMEN
Bei den Technologiewerten glänzten die Aktien von SMA Solar (XETRA:S92G) mit einem Kurssprung von 11,04 Prozent. Der Solartechnikhersteller dämmte seinen Verlust im ersten Halbjahr erheblich ein und steigerte den Umsatz deutlich.
Für den Internetdienstleister United Internet (XETRA:UTDI) (1&1, GMX, Web.de) ging es dank guter Geschäftszahlen sowie einer erhöhten Kundenprognose um 5,13 Prozent bergauf.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Werte gewannen Ströer (XETRA:SAXG) als bester Wert 12,68 Prozent. Die Anleger freuten sich darüber, dass der Werbevermarkter der Deutschen Telekom (XETRA:DTEGn) das größte deutsche Internetportal T-Online und den drittgrößten Digitalvermarkter Interactive Media abkauft. Ströer hob zudem dank der Zukäufe seine Ziele für 2016 an.