FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der britischen Parlamentswahl haben die deutschen Aktienindizes am Donnerstag eine einheitliche Richtung vermissen lassen. Während der Leitindex Dax (DAX) gegen Mittag um 0,32 Prozent auf 12 715,38 Punkte vorrückte, verlor der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen 0,15 Prozent auf 25 210,26 Punkte. Das Technologiewerte-Barometer TecDax (TecDAX) büßte 0,19 Prozent ein auf 2298,88 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es indes um 0,32 Prozent hoch.
Neben der EZB und der Wahl in Großbritannien steht zudem die Anhörung des gefeuerten FBI-Chefs James Comey vor einem Ausschuss des US-Senats auf der Agenda.
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Nachmittag nach Einschätzung von Bankvolkswirten allenfalls kleine Schritte in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik unternehmen. Am spannendsten wird die Frage sein, welche Signale die EZB für die Zukunft gibt.
ANALYST: 'HOFFNUNG AUF SIEG MAYS STÜTZT DAX'
In den Fokus rückt danach die Entscheidung der Briten darüber, wer künftig die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union führen wird. Zur Wahl stehen die konservativen Tories um Premierministerin Theresa May und die linksgerichtete Labour Party unter ihrem Vorsitzenden Jeremy Corbyn.
Für die Börsen wäre es das schlechteste aller Szenarien, wenn es am Ende zu einem Patt käme, kommentierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Ein Verlust der Mehrheit der Konservativen könnte Chaos in der Politik und damit auch Unruhe an den Börsen auslösen. Aktuell traue sich der Dax aber leicht nach vorn in der Hoffnung, dass May es am Ende doch noch schaffen werde, die Mehrheit der Briten hinter sich zu bringen.
Fast ausschließlich positive Expertenkommentare gaben den Aktien von RWE (4:RWEG) und Eon (4:EONGn) weiteren Auftrieb mit einem Plus von fast 1 beziehungsweise mehr als 2 Prozent. Bereits am Vortag waren sie angesichts der vom Bundesverfassungsgericht gekippten Brennelementesteuer um jeweils mehr als 5 Prozent nach oben geschnellt. Nun hoben gleich mehrere Analysten ihre Kursziele für die beiden Versorger an. Goldman und die Deutsche Bank (DE:DBKGn) empfahlen zudem die RWE-Papiere zum Kauf, die Societe Generale (PA:SOGN) die Eon-Aktien.
THYSSENKRUPP AN DAX-SPITZE
Für die Anteile von Thyssenkrupp (4:TKAG) ging es an der Dax-Spitze nach einer positiven Äußerung der Schweizer Bank Credit Suisse (SIX:CSGN) um rund 3 Prozent aufwärts. Mit dem Wandel zum reinen Industriekonzern hätten die Essener die Chance auf eine revolutionäre Entwicklung, schrieb Analyst Michael Shillaker in einer aktuellen Studie. Damit winke eine deutliche Neubewertung.
Im MDax reagierten die Papiere des Autozulieferes Hella (4:HLE) auf eine Abstufung durch Kepler Cheuxreux mit einem Minus von zuletzt rund 1 Prozent. Analyst Michael Raab begründete seine gestrichene Kaufempfehlung aber einzig mit Bewertungsgründen. Der Aktienkurs spiegele die kurzfristigen Perspektiven nun vollständig wider.
ROCKET SCHWACH, HEIDELDRUCK SEHR FEST
Der Ausstieg des langjährigen Großaktionärs Kinnevik bei Rocket Internet (4:RKET) drückte die Aktien der Berliner Start-Up-Schmiede im SDax (SDAX) mit mehr als zweieinhalb Prozent ins Minus. Die Beteiligungsgesellschaft trennte sich von 10,9 Millionen Rocket-Aktien zum Stückpreis von 20 Euro.
Die Aktien von Heidelberger Druck (4:HDDG) gewannen hingegen nach der Vorstellung einer neuen Wachstumsstrategie an der SDax-Spitze fast 4 Prozent. Der Druckmaschinenbauer will weiter durch technologischen Vorsprung und den digitalen Wandel punkten.