FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag etwas von seinem Kursrutsch zu Wochenbeginn erholt. Nach einem über weite Strecken orientierungslosen Handel drängte zuletzt die Hoffnung auf Konjunkturhilfen der Europäischen Zentralbank die Sorgen um den Ölpreis-Verfall und die Zukunft Griechenlands in den Hintergrund. Der Dax (DAX) stand am Nachmittag 0,90 Prozent höher bei 9558,28 Punkten.
Der Dax sprang damit auch wieder über die sogenannte 200-Tage-Linie. Sie glättet die teilweise wilden Kursschwankungen an einzelnen Handelstagen und gibt daher einen Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage wieder. Sie wird von vielen Anlegern als einfaches Maß für den langfristigen Trend am Aktienmarkt beachtet. Dass der Dax diese Linie nun wieder überschritten hat, wurde dementsprechend von Investoren als Kaufsignal interpretiert.
WEITER DÜNNE UMSÄTZE
Für den Index der mittelgroßen Werte, den MDax (MDAX), ging es am Dienstag um 0,60 Prozent auf 16 815,39 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,25 Prozent auf 1376,17 Punkte vor. Bei dem EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone gab es ein Plus von 0,46 Prozent.
Am Montag hatte der Dax noch fast 3 Prozent verloren und damit den größten Tagesverlust seit Anfang März 2014 verbucht. Allerdings wechselten zuletzt wegen der vielen Feiertage weniger Aktien als üblich den Besitzer. Ein Händler sprach nun am dritten Handelstag des Jahres von weiterhin dünnen Umsätzen.
ÖLPREIS SETZT TALFAHRT FORT
Die Ölpreise haben am Dienstag nach einer kurzen Phase der Stabilisierung ihre Talfahrt wieder aufgenommen, was den Aktienmarkt zunächst belastete. Der Preis für US-Rohöl fiel deutlich unter die Marke von 50 US-Dollar. Den aktuellen Preisrutsch erklärten Experten mit der Aussicht auf steigende Ölreserven in den USA. Das billige Öl gilt als Anzeichen für eine Abschwächung der Weltwirtschaft.
Jüngste Konjunkturdaten fielen ebenfalls enttäuschend aus: Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone hatte sich im Dezember nur leicht aufgehellt. "Weder von Deutschland, geschweige denn von Frankreich oder Italien gingen im Dezember Wachstumsimpulse aus", kommentierte das private Analysehaus Markit die jüngsten Einkaufsmanagerindizes. Die schwachen Umfragewerte würden damit aber die Rufe nach aggressiveren Wachstumsanreizen durch die Europäische Zentralbank (EZB) lauter werden lassen, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.
AUTOWERTE UNTER DEN DAX-FAVORITEN
Im Dax schlugen sich Autowerte nach der Veröffentlichung von US-Verkaufszahlen besser als der Gesamtmarkt. So kletterten BMW-Aktien (XETRA:BMWG) um 1,43 Prozent in die Höhe und Daimler (XETRA:DAIGn) stiegen um 1,74 Prozent. Für die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) ging es um rund 1 Prozent nach oben. VW hatte seine Zahlen für Dezember noch während des regulären Xetra-Handels am Montag vorgelegt, BMW und Daimler folgten am Abend.
Die deutschen Anbieter blicken in den USA auf ein insgesamt erfolgreiches Jahr zurück: So hatte Daimler dort so viele Autos wie noch nie verkauft. Auch Volkswagen kommt langsam wieder in die Spur. Deutlich besser als für VW lief es für die Konzerntöchter Audi (XETRA:NSUG) und Porsche. Ein Händler verwies jedoch darauf, dass die Absatzzahlen der deutschen Hersteller im Dezember - mit Ausnahme von Audi - hinter denen der US-Wettbewerber zurückgeblieben seien.
VOSSLOH AN DER SDAX-SPITZE
An der SDax-Spitze (SDAX) zogen die Aktien von Vossloh (XETRA:VOSG) um rund dreieinhalb Prozent an. Die Titel des Bahntechnik-Spezialisten profitierten von der Spekulation auf neue Investitionen Chinas in die Infrastruktur.