FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem Treffen der Notenbanker im US-amerikanischen Jackson Hole haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag Zurückhaltung walten lassen. Der Dax (DAX) stieg zuletzt um 0,20 Prozent auf 12 205,04 Punkte, womit sich ein magerer Wochengewinn von 0,3 Prozent andeutet. Seit seinem Rückschlag bis Mitte Juli pendelt der Leitindex zwischen 12 000 und 12 300 Punkten.
Der MDax (MDAX) mit den Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen legte am Freitag um 0,22 Prozent auf 24 796,46 Punkte zu. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 0,34 Prozent auf 2266,99 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann 0,08 Prozent.
HOFFNUNG AUF GELDPOLITISCHE SIGNALE VON JACKSON HOLE
Von Jackson Hole erhoffen sich Investoren geldpolitische Signale der Europäischen Zentralbank (EZB). In den Fokus rückt deshalb vor allem die Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi, die allerdings erst nach Börsenschluss auf der Agenda steht. Draghi dürfte sich trotz starker Konjunkturdaten aus der Eurozone mit seinen Kommentaren eher zurückhalten, glaubt Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader: "Schließlich will er nicht wieder eine Euro-Rally auslösen wie nach der Konferenz in Portugal im Juni." Ein stärkerer Eurokurs erschwert die Exporte deutscher Unternehmen.
In den deutschen Unternehmen hat sich die Stimmung nach der jüngsten Rekordjagd wieder etwas eingetrübt. Das ifo-Geschäftsklimaindex fiel im August um 0,1 Punkte auf 115,9 Zähler. Der August ist damit der erste Monat seit Mai, in dem das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer kein neues Rekordhoch erreichte. Bankvolkswirte hatten allerdings einen stärkeren Rückgang auf 115,5 Punkte erwartet. Die BayernLB sprach von einer "homöopathischen Stimmungsnormalisierung" und sieht weiteres Abwärtspotenzial, ohne dass damit ein Ende des Aufschwungs drohe.
ADIDAS UNTER DRUCK - CHEF DÄMPFT ERWARTUNGEN
Unter den Einzelwerten standen die Adidas-Aktien (4:ADSGN) mit einem Kursabschlag von 1 Prozent am Dax-Ende. Angesichts des zuletzt guten Laufs des Sportartikelherstellers warnte Konzernchef Kasper Rorsted vor überzogenen Erwartungen an die Zukunft. "Es wäre Naivität pur, die Dynamik fortzuschreiben, wie wir sie jetzt erleben", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er bekräftigte aber den mittelfristigen Ausblick bis 2020.
Eine Kaufempfehlung des US-Investmenthauses Stifel trieb die Papiere von Zalando (DE:ZALG) um weitere 0,8 Prozent nach oben. Analyst Scott Devitt hob sein Kursziel von 42 auf 45 Euro an. Damit sieht er im Vergleich zum Schlusskurs vom Donnerstag rund 12,5 Prozent Luft nach oben und stufte die Papiere von "Hold" auf "Buy" hoch. Die Aktien des Online-Modehändlers waren im Juni auf ein Rekordhoch bei 45,48 Euro gestiegen. Seither ging es um rund 12 Prozent nach unten.
BVB-AKTIE WEITER IM HÖHENRAUSCH
Die Titel von Stada (4:STAGn) erreichten bei 82,75 Euro ein weiteres Rekordhoch und notierten zuletzt 0,9 Prozent höher. Zuvor war bekannt geworden, dass die Investoren Bain und Cinven mit dem Arzneimittelkonzern über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag verhandeln. Unterdessen hat der Investor Paul Singer seinen Stada-Anteil ausgebaut und nun Zugriff auf gut 12 Prozent der Stimmrechte. Singer könnte auf ein besseres Angebot als die von Bain und Cinven gebotenen 66,25 Euro je Aktie spekulieren.
Die Aktien von Borsussia Dortmund (BVB) (104:BVB) profitierten erneut von Spekulationen rund um den Wechsel des Offensivspielers Ousmane Dembélé und kletterten um 1,2 Prozent. Laut "Bild" soll der Transfer des französischen Fußball-Nationalspielers von Dortmund zum FC Barcelona zum Kaufpreis 120 Millionen Euro perfekt sein. Dank Erfolgsprämien könne die Summe aber auf bis zu 150 Millionen steigen. Damit kletterten die BVB-Titel auf den höchsten Stand seit 16 Jahren. Allein im August gewannen sie mehr als ein Viertel an Wert und gehören damit in diesem Jahr mit einem Plus von mehr als 40 Prozent fast zu den Top 10 im Kleinwerteindex SDax.
Die Bertrandt-Aktien schnellten nach einer Hochstufung durch das Bankhaus Lampe an der SDax-Spitze um 3,4 Prozent nach oben. Analyst Malte Schmidt strich sein Verkaufsvotum infolge des Kursrutsches der vergangenen Tage und empfiehlt nun, die Aktie des Dienstleisters für die Autoindustrie zu halten.