Wie die anderen großen US-Technologiefirmen überzeugte auch Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866) mit seinen jüngsten Quartalszahlen komplett. Der Versandriese konnte seine Nettoumsätze um 44 % im Vergleich zum Vorjahresquartal steigern. Der operative Cashflow wurde sogar um 69 % gesteigert. Während das Segment für eCommerce und das Geschäft mit Onlinewerbung weiterhin stark wachsen, bleibt Amazon Web Services (AWS) der Star des Unternehmens.
Der Cloud-Dienst, mit dem Amazon anderen Unternehmen IT-Infrastruktur und damit verbundene Dienstleistungen anbietet, ist der deutliche Marktführer. Im jüngsten Quartal konnte man eine Steigerung der Umsätze um 33 % verzeichnen. Über die Hälfte des operativen Ergebnisses des Konzerns generiert dieses Segment. Erst diese Woche hat Walt Disney (NYSE:DIS) (WKN: 855686) bekannt gegeben, dass man bei der globalen Expansion von Disney+ auf AWS setzt.
Amazon steckt in allen großen Streaminganbietern Auch Netflix (NASDAQ:NFLX) (WKN: 552484) verzichtet bereits seit 2016 vollständig auf eigene Rechenzentren und vertraut voll und ganz auf die AWS-Cloud. Beide Streaming-Anbieter profitieren bei der Expansion ihrer Dienste von der hohen Flexibilität, internationalen Verfügbarkeit und niedrigeren Kosten von AWS. Ähnlich wie beim Bezug von Strom zahlt man für die Cloud-Infrastruktur den größten Teil nur, wenn man diese tatsächlich auch verwendet.
Amazon profitiert auf der anderen Seite allerdings auch erheblich von den Geschäftsbeziehungen. Das bei Netflix erworbene Wissen konnte man jetzt sehr gut beim Start von Disney+ verwenden. Disney verwendet über 50 Technologien, die in AWS enthalten sind. Dieser Umfang verdeutlicht, wie schwierig es für die beiden Streaming-Anbieter werden würde, den Cloud-Dienst zu wechseln. Die Migration von den eigenen Diensten von Netflix zu AWS hat sieben Jahre gedauert.
Für das Video Streaming erwartet Ark Invest ein jährliches Wachstum von 36 % zwischen 2019 und 2024. Diese Entwicklung wird Amazon einen Vorteil verschaffen, schließlich profitiert man ja auch von dem Erfolg der Konkurrenz. Die gute Planbarkeit der Abo-Modelle sorgt dabei für beständige Erträge bei AWS. Daneben profitiert man von diesen Geschäftsbeziehungen auch noch für das eigene Geschäft. Durch die Daten der Konkurrenz kann das Unternehmen nämlich Rückschlüsse für das eigene Streamingangebot ableiten.
Die Cloud erobert die Industrie Neben digitalen Geschäftsmodellen erobert AWS inzwischen aber auch die Industrie. In der Automobilindustrie setzen Unternehmen wie Volkswagen (DE:VOWG) (WKN: 766403) oder Continental (DE:CONG) (WKN: 543900) auf die Cloud von Amazon. Mit einem wachsenden Erfahrungsschatz und einer zunehmenden Vernetzung der Betriebe wird Amazon auch in Zukunft weitere Betriebe für die Zusammenarbeit gewinnen können.
Mit einer Free-Cashflow-Rendite von 2,2 % ist die Amazon-Aktie auf den ersten Blick nicht unbedingt günstig bewertet. Der Free Cashflow soll sich bis 2023 allerdings mehr als verdoppeln. Durch die starken Marktpositionen in allen Geschäftsbereichen, besonders beim Aushängeschild AWS, ist in meinen Augen beim Amazon-Aktienkurs noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
Florian Hainzl besitzt Aktien von Amazon. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Netflix und Walt Disney und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon.
Motley Fool Deutschland 2021