Frankfurt, 29. Apr (Reuters) - Der weltweit größte Autozulieferer Bosch ROBG.UL rechnet bei einer weltweiten Rezession durch die Corona-Pandemie mit einem starken Rückgang der Autoproduktion. Auf Basis der bislang bekannten Effekte sei mit einem Minus von mindestens 20 Prozent zu rechnen, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. Damit stimmt Bosch in etwa mit der Einschätzung des Prognosehauses IHS Markit überein, das mit 22 Prozent weniger Pkw-Absatz rechnet. "Wir stellen uns auf eine globale Rezession ein, die auch unsere Geschäftsentwicklung 2020 deutlich belasten wird", erklärte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Im ersten Quartal sei der Umsatz der Bosch-Gruppe um 7,3 Prozent gesunken, allein im März seien die Erlöse um 17 Prozent abgesackt.
Für das Gesamtjahr will der Stiftungskonzern wegen der großen Unsicherheit über die Auswirkungen der Pandemie, die große Teile der Wirtschaft schon seit sechs Wochen lahmlegt, keine Prognose abgeben. "Es bedarf größter Anstrengung, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen", ergänzte Asenkerschbaumer. Mit Einsparungen durch Arbeitszeitverkürzung, Produktionseinschränkungen und Gehaltsverzicht bei Fach- und Führungskräften sowie einem Aufschub von Investitionen will Bosch im Gesamtjahr schwarze Zahlen schreiben. Ziel sei, mittelfristig wieder auf sieben Prozent Rendite zu kommen.
Bei einem Jahresumsatz von knapp 78 Milliarden Euro hatten die Schwaben im vergangenen Jahr noch ein Betriebsergebnis von 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Umsatzrendite von 4,2 Prozent, bereinigt um den Einmaleffekt eines Spartenverkaufs waren es 3,5 Prozent. Das Kerngeschäft Autozulieferung hatte bereits mit einer Abkühlung des Marktes zu kämpfen und verdiente bei knapp 47 Milliarden Euro Umsatz nur 1,9 Prozent.
Derzeit bereite sich das Unternehmen nach einem Produktionsstopp an fast 100 Standorten weltweit auf einen schrittweisen Hochlauf der Fertigung vor, erklärte Bosch-Chef Volkmar Denner. Derzeit liegen noch 63 Werke brach, mehr als die Hälfte der Bosch-Mitarbeiter in Deutschland haben Arbeitszeit reduziert wegen Corona. Auch bei den Autoherstellern geht nach vier oder mehr Wochen Pause die Produktion langsam wieder los. In China, wo Corona ausbrach und das als erstes mit striktem Shutdown gegen die Ausbreitung kämpfte, läuft die Fertigung wieder. "In den übrigen Regionen arbeiten wir mit Hochdruck daran."
Zu den vielen Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus gehört die Fertigung von Mund-Nasen-Schutz-Masken. Mit einem Analysegerät für Schnelltests zu Covid-19 bringt Bosch zudem ein Produkt auf den Markt, das vor allem Krankenhäusern und Arztpraxen innerhalb von zweieinhalb Stunden Ergebnisse bringt. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagte Denner. Für dieses Jahr habe sich Bosch eine Million Schnelltests vorgenommen, für 2021 dann drei Millionen. Ein noch schnellerer Tests sei in der Entwicklung. (Reporterin: Ilona Wissenbach redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1236 oder 030-2888 5168.)