Zürich (Reuters) - Die Credit-Suisse-Aktie ist am Mittwoch auf ein neues Rekordtief abgestürzt.
Dabei fielen die Titel der zweitgrößten Schweizer Bank erstmals unter die psychologisch wichtige Marke von zehn Franken. "Dies ist ein Schock für alle Investoren am Markt", erklärte IG Bank-Analyst Laurent Bakhtiari. Am Nachmittag notierten Credit Suisse (SIX:CSGN) um drei Prozent tiefer mit 9,785 Franken. Als Auslöser für die erneuten Abgaben nannten Händler die Furcht vor den Folgen des EU-Austritts Großbritanniens und Sorgen um den italienischen Bankensektor, der unter einem Berg von Problemkrediten ächzt.
Medien hatten in der Vergangenheit spekuliert, dass Credit Suisse bei einem Fall unter zehn Franken zu einem Übernahmeziel werden könnte. "Nach Jahren mit schlechtem Management wäre es nicht mehr überraschend, wenn die Credit Suisse von einer anderen Bank gekauft würde", erklärte Bakhtiari. "Noch vor einigen Monaten wäre das unvorstellbar gewesen." Andere Experten halten das kurzfristig allerdings für eher unwahrscheinlich. Denn einer solchen Transaktion müssten eine ganze Reihe von Regulatoren zustimmen. Ziel der verschärften Vorgaben der vergangenen Jahren war es, kleinere und nicht größere Banken zu schaffen. Bevor Banken wie Credit Suisse, Deutsche Bank (DE:DBKGn) oder Barclays (LON:BARC) nicht saniert seien, dürften die Regulatoren kaum grünes Licht für eine Übernahme geben, erklärte ein Banker.
Der seit einem Jahr amtierende Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam ist dabei, den Konzern mit einem Abbau des riskanten Investmentbankings wetterfester zu machen. Zudem nahm die Bank Ende 2015 sechs Milliarden Franken frisches Kapital auf. "Die Bank ist heute sicherer als jemals zuvor", erklärte ein Credit-Suisse-Sprecher mit Hinweis auf den rekordhohen Bestand an hartem Kernkapital. Viele Anleger befürchten dagegen, dass angesichts von drohenden weiteren Bußen und der schwierigen Marktverfassung eine weitere Kapitalerhöhung auf die Bank zukommen könnte.
Seit Jahresanfang hat sich der Wert von Credit Suisse an der Börse auf rund 22 Milliarden Franken mehr als halbiert. Damit hat das Zürcher Institut deutlich schlechter abgeschnitten als der europäische Bankensektor insgesamt. Der Einbruch des Börsenwertes von Credit Suisse und Deutscher Bank könnte laut den Analysten von Societe Generale (PA:SOGN) dazu führen, dass die Aktien im September aus dem prestigeträchtigen Index Stoxx50 der 50 größten europäischen Unternehmen fallen.