von Robert Zach
Investing.com - Der DAX hat am Donnerstag im Sog der Verluste an der Wall Street etwas nachgegeben. Gespannt blicken die Händler auf die im vorbörslichen US-Handel anstehenden Quartalszahlen von JPMorgan (NYSE:JPM) und Morgan Stanley (NYSE:MS). Bis 11.54 Uhr MEZ gab der DAX 0,56 Prozent oder 71,76 Punkte auf 12.684,56 Zähler nach. Das Tageshoch liegt bislang bei 12.789,87 und das Tagestief bei 12.628,08 Punkten.
Bei den Einzeltiteln kann sich Zalando (ETR:ZALG) mit einem Kursaufschlag von 2,02 Prozent an die DAX-Spitze setzen. Dahinter folgen Infineon (ETR:IFXGn) (+1,19 Prozent) und Sartorius (ETR:SATG) (+0,63 Prozent).
Am DAX-Ende finden sich Titel wie Vonovia (ETR:VNAn) (-2,02 Prozent), Allianz (ETR:ALVG) (-1,97 Prozent) und RWE (ETR:RWEG) (-1,73 Prozent) wieder.
Mit Sorge blicken die Marktteilnehmer auf die ausufernde Inflation. In den USA stieg die Teuerungsrate im Juni auf 9,1 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit mindestens 1981. Preistreiber Nummer eins waren einmal mehr Energie und Nahrungsmittel. Auch die Preise für Wohnraum und Unterkunft (Shelter) zogen merklich an. Auf diese Kategorie entfällt rund ein Drittel des Verbraucherpreisindex.
In Anbetracht der Inflationsdaten halten die Marktteilnehmer nun eine Zinserhöhung der Fed um 100 Basispunkte auf der Sitzung Ende Juli für durchaus möglich. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird jetzt auf 84,5 Prozent taxiert. Vor einer Woche wurden die Chancen für einen solchen Schritt noch auf null Prozent beziffert.
Entsprechend drastisch legten dann auch die Kurzfristzinsen in den USA zu. In der Spitze kletterte die zweijährige Rendite auf 3,22 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit Mitte Juni. Zuletzt rentierte sie mit 3,19 Prozent.
Auch die Erwartungen an das Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus wurden neu bewertet. Hatten die Händler den Höchststand der Fed-Funds-Rate noch bei 3,25 bis 3,50 Prozent im Dezember gesehen, schätzen sie den Zinsgipfel nun auf 3,75 bis 4,00 Prozent im letzten Monat des laufenden Jahres.
Demnach lauten die marktseitigen Erwartungen an die verbleibenden Zinssitzungen in diesem Jahr nun:
- Juli: Zinserhöhung um 100 Basispunkte
- September: Zinserhöhung um 75 Basispunkte
- November: Zinserhöhung um 25 Basispunkte
- Dezember: Zinserhöhung um 25 Basispunkte
Mit einem höheren Zinsniveau nimmt aber auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Fed die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzt. Der Grund: Höhere Zinsen bremsen in der Regel die inländische Wirtschaftsaktivität. Dass die Märkte mit einer Rezession in den USA rechnen, lässt sich an der Zinsdifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen ablesen. Heute Morgen hatte sich der Spread um bis zu 24 Basispunkte invertiert - so stark wie seit 2006 nicht mehr. Einer Rezession ging in der Vergangenheit meist eine Inversion der Zinskurve voraus.
Hierzulande sind die Perspektiven für die Inflation ähnlich schlecht. Die EU-Kommission hat in ihrer Sommerprognose die durchschnittlichen Inflationserwartungen für dieses Jahr von 6,1 auf 7,6 Prozent angehoben.
Damit gerät die EZB zunehmend unter Druck, die Zinsen ebenfalls kräftig anzuheben. Im Juni hatte sie eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte in Aussicht gestellt. Dies wäre die erste Zinserhöhung seit 2011. Die nächste Sitzung der EZB findet am 21. Juli statt.
Im Wirtschaftskalender stehen heute Nachmittag noch zahlreiche Daten aus den USA. Von besonderem Interesse dürfte hierbei der Erzeugerpreisindex um 14:30 Uhr sein. Hier erwarten die Ökonomen einen leichten Rückgang von 10,8 auf 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zur gleichen Zeit werden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bekannt gegeben. Um 17.00 Uhr meldet sich dann Fed-Gouverneur Waller zu Wort. Er gilt als geldpolitischer Falke. Bereits gestern hatte Bostic nach den Inflationszahlen angedeutet, die Fed könnte Ende Juli die Zinsen um 100 Basispunkte anheben.