Einige Fragen stellen sich beim Investieren immer wieder. Eine davon ist, ob man denn nun ETFs oder lieber Aktien kaufen soll. Die eine richtige Antwort darauf gibt es leider nicht. Sowohl Einzelaktien als auch ETFs haben ihre speziellen Vor- und Nachteile. Vielleicht ist deshalb die beste Lösung, es mit beiden Anlagenklassen zu versuchen. Also sowohl ETFs als auch Aktien von einzelnen Unternehmen zu kaufen.
Die Vorteile von Einzelaktien Zugegeben, ich selbst bin ein großer Fan von Einzelaktien. Denn ich liebe einfach dieses Gefühl, sich an einem Unternehmen zu beteiligen. Das ist zwar auch bei ETFs irgendwie der Fall, aber eben nur irgendwie und über mehrere Ecken. Dieser Umstand bringt aber nicht nur ein besseres Gefühl, sondern kann auch in schwierigen Zeiten helfen. Denn während großer Unsicherheiten bist du vielleicht eher bereit, einem deiner Meinung nach starken Unternehmen die Treue zu halten, als das bei einem anonymen ETF-Papier der Fall wäre.
Ja, ich weiß, erfahrene Börsenprofis warnen davor, sich in ein Unternehmen zu verlieben. Aber eine gewisse Verliebtheit hält dich auch davon ab, dich zu schnell und bei den ersten kleinen Problemen von deinen Aktien zu trennen. So fällt es dir bei Aktien bestimmter Unternehmen sicher leichter, auch Kursrückgänge, wie wir sie in den letzten Wochen erleben, durchzustehen. Denn diese Volatilität ist letztlich das Eintrittsgeld für die hohen Aktienrenditen am langen Ende.
Solltest du noch dazu einen tiefen Einblick in eine ganz bestimmte Branche oder ein gutes Gespür für die zukünftigen Trends haben, dann kannst du mit Einzelaktien dieses Wissen zu Geld machen. Denn wenn wir ehrlich sind, auch wenn die durchschnittlichen Marktrenditen nicht zu verachten sind, wollen wir insgeheim dann doch alle besser abschneiden als der Markt. Genau das ist beim Kauf von Einzelaktien bedeutend besser möglich als beim Kauf von ETFs. Dafür ist natürlich auch das Risiko bei Einzelaktien entsprechend höher.
Die Vorteile von ETFs Lass mich beim wohl größten Vorteil von ETFs beginnen. Sie sind einfach bedeutend weniger aufwendig als Einzelaktien. Mit nur einem einzigen ETF, der möglichst alle Regionen und Branchen abdeckt, hat man sozusagen ausgesorgt. Monatlich definierte Sparraten, die ohne jegliche mentale Anstrengung in schöner Regelmäßigkeit Anteile dieses ETF in dein Depot befördern, sind wohl der bequemste Weg, um von der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung zu profitieren.
Diese Risikostreuung mit dem Kauf von Einzelaktien zu bekommen ist beinahe unmöglich. Zumindest aber mit der sorgfältigen Auswahl von 20 bis 30 Einzelaktien verbunden. Man sollte also bei 20 bis 30 Unternehmen verstehen, wie und wo sie ihr Geld verdienen und welchen Chancen und Risiken sie ausgesetzt sind. Dafür sollte man schon regelmäßig einige Stunden reservieren.
Fluch und Segen der heute sehr bunten ETF-Landschaft ist ihre Fülle. Segen, weil man so auch mit ETFs einzelnen Regionen, Ländern oder Branchen ein größeres Gewicht im ETF-Portfolio geben kann. Der Fluch dieser Entwicklung ist das größere Risiko, das mit der individuellen Über- und Untergewichtung einhergeht, falsch zu liegen. Also auch wenn es diese Möglichkeiten derzeit gibt, sollten sich passive Investoren gründlich überlegen, ob sie diese höhere Komplexität und das größere Risiko wegen der Chance auf wenige Prozentpunkte mehr an Rendite auf sich nehmen wollen.
Die goldene Mitte: ETFs und Aktien kaufen Solltest du dich nicht für das eine und gegen das andere entscheiden können, dann kauf doch einfach sowohl Einzelaktien als auch ETFs. So kannst du die Vor- und Nachteile beider Varianten mischen. Beispielsweise dich also direkt an Unternehmen beteiligen, die du verstehst und von denen du langfristig überzeugt bist. Gleichzeitig aber auch zur Risikostreuung in einen möglichst breiten ETF investieren. So erhältst du das Beste aus beiden Welten.
Gleichzeitig bietet dir das die Möglichkeit, sehr einfach Bilanz zu ziehen und zu prüfen, ob deine Investitionen in Einzelaktien tatsächlich besser abschneiden als die passive Investition in einen ETF. Je nachdem, wie dieser Vergleich ausfallen wird, kannst du dann die Gewichtung deines Portfolios nach und nach zur erfolgreicheren Strategie hin verschieben.
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