Von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Börsen sind mit gemischten Vorzeichen in den Handel am Freitag gegangen. Zurückhaltend verfolgen die Marktteilnehmer die jüngsten Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine, den Streit zwischen Moskau und den europäischen Staaten über die Bezahlung von russischem Gas sowie die Eckdaten zur Inflation in der Eurozone.
Gegen 9.40 Uhr MEZ handelte der deutsche DAX 0,1 % fester, der britische FTSE 100 kletterte um 0,1 %, während der französische CAC 40 um 0,1 % fiel.
Nach dem größten Quartalsverlust seit Anfang 2020 als Folge des Ukraine-Kriegs und des damit einhergehenden Anstiegs der Rohstoffpreise, der die Sorge vor einer Rezession schürt, bemühen sich die europäischen Börsen am Freitag um eine Erholung.
Die Friedensverhandlungen sollen am Freitag per Videokonferenz wieder aufgenommen werden, allerdings haben die bisherigen Gespräche kaum Fortschritte gebracht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Donnerstag vor "bevorstehenden Kämpfen" im Donbass und in der belagerten südlichen Hafenstadt Mariupol.
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag, Moskau werde die Gaslieferungen nach Europa fortsetzen. Damit entkräftete er Befürchtungen, wonach er einen Lieferstopp anordnen könnte, sollten die westlichen Regierungen das Gas nicht in Rubel bezahlen, was diese abgelehnt haben.
Der Wegfall der russischen Gaslieferungen, die etwa ein Drittel des europäischen Bedarfs ausmachen, würde wahrscheinlich zu einer umfassenden Energiekrise führen.
Unternehmensseitig standen die Papiere von Sodexo (PA:EXHO) im Fokus. Sie fielen um 4,6 %, nachdem der französische Catering- und Lebensmitteldienstleister seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr mit Verweis auf die Coronavirus-Pandemie, den Ukraine-Konflikt und die Schließung von COVID-19-Testzentren im Vereinigten Königreich gesenkt hatte.
Auf der anderen Seite legten die Aktien von Sanofi (PA:SASY) um 0,8% zu. Das französische Pharmaunternehmen teilte mit, dass es voraussichtlich im Mai sein Geschäft mit pharmazeutischen Inhaltsstoffen an die Börse bringen wird, nachdem es die Genehmigung der französischen Börsenaufsicht erhalten hat.
Zu den relevanten europäischen Konjunkturdaten gehören am Freitag die Zahlen des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland. Zuvor war der Caixin-Einkaufsmanagerindex für das chinesische verarbeitende Gewerbe auf 48,1 gefallen - so tief stand er zuletzt im Februar 2020.
Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Veröffentlichung der Verbraucherpreise in der Eurozone für März, die einen weiteren starken Anstieg auf 6,6 % im Jahresvergleich erwarten lassen. Später rücken dann die US-Daten zum Arbeitsmarkt für den Monat März in den Mittelpunkt.
Der Ölpreis gab am Freitag nach und steuerte auf den größten Wochenverlust seit zwei Jahren zu. Zuvor hatte die Biden-Regierung eine massive Freigabe von Rohöl aus den strategischen Reserven angeordnet, um den rasant steigenden Preisen entgegenzuwirken.
Die USA wollen ab Mai sechs Monate lang täglich eine Million Barrel freigeben. Es wäre die bisher größte Freigabe aus der strategischen Erdölreserve der USA.
Die Mitgliedsländer der Internationalen Energie-Agentur (IEA) beraten im Laufe des Freitags über eine Beteiligung. Sie hatten bereits Anfang März 60 Millionen Barrel bereitgestellt.
Gegen 09.40 Uhr MEZ notierten die US-Rohöl-Futures 1,3 % niedriger bei 98,98 Dollar pro Barrel und der Brent-Kontrakt fiel 1,1 % auf 103,61 Dollar. Die beiden Benchmarks steuern jeweils auf einen Wochenverlust von rund 13 % zu.
Der Gold-Future sank 1 % auf 1.929,90 Dollar je Unze und der EUR/USD handelte 0,1 % niedriger bei 1,1051.