Von Senad Karaahmetovic
Investing.com - In einem von vielen erwarteten Schritt hat der Offenmarktausschuss (FOMC) am Mittwoch das Zielband für die Leitzinsen von 1,5 % bis 1,75 % um 75 Basispunkte auf 2,25 % bis 2,5 % erhöht.
"In letzter Zeit haben sich die Indikatoren für Ausgaben und Produktion abgeschwächt. Nichtsdestotrotz war der Beschäftigungszuwachs in den letzten Monaten robust, und die Arbeitslosenquote ist niedrig geblieben. Die Inflation ist nach wie vor hoch und spiegelt das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Zusammenhang mit der Pandemie, den höheren Lebensmittel- und Energiepreisen sowie dem allgemeinen Preisdruck wider", heißt es in der FOMC-Stellungnahme.
Dennoch ließen die Kommentare des Fed-Chefs Jerome Powell während der Pressekonferenz die Kurse an der Wall Street steil nach oben gehen. Powell sagte, die Fed könnte in den nächsten Monaten das Tempo der Zinserhöhungen drosseln.
Das sagen Ökonomen und Strategen der Wall Street zu der gestrigen Fed-Sitzung.
Jan Hatzius von Goldman Sachs (NYSE:GS): "Wir gehen weiterhin davon aus, dass das FOMC das Tempo drosseln wird und die Zinsen im September um 50 Basispunkte und im November und Dezember um jeweils 25 Basispunkte anhebt. Damit läge die Terminal-Rate dann bei 3,25 bis 3,5 %. Bis zur September-Sitzung kommen aber noch eine ganze Reihe weiterer Daten herein, und Powell zufolge ist eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte nicht ausgeschlossen."
Jonathan Pingle von UBS (SIX:UBSG): "Wir gehen weiterhin davon aus, dass das FOMC auf seiner Sitzung im September die Zinsen um 50 Basispunkte anheben wird."
Andrew Hollenhorst von Citi: "Wir haben die Pressekonferenz von Powell als hawkischer interpretiert als der Markt... Powell meinte, eine "Verlangsamung" des Zinserhöhungstempos wäre "irgendwann" angebracht, doch wann das genau sein soll, ist noch nicht klar. Insofern würden wir diese Aussage nicht als besonders dovish betrachten. Eine "größere" Anhebung wurde für September in Aussicht gestellt. Unserer Einschätzung nach wird die Kerninflation die Fed weiterhin zu einer aggressiveren Zinserhöhung zwingen, als sie oder die Märkte erwarten. Wir rechnen mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte im September, einem Anstieg der Leitzinsen auf 4 % bis zum Jahresende und wahrscheinlich einem weiteren Anstieg Anfang 2023."
Aditya Bhave von der Bank of America (NYSE:BAC): "Unserer Ansicht nach ist der Nachdruck, den der Vorsitzende Powell auf die Rückkehr der Inflation auf 2 % legt, entscheidend. Es deutet darauf hin, dass die Fed eine hohe Schmerzgrenze hat, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen... Powells starker Fokus auf das Inflationsmandat stützt daher unsere Prognose, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte tatsächlich in eine Rezession geraten wird. Zwar gibt es noch einen Weg zu einer sanften Landung, dieser ist jedoch zu schmal, um unser Basisszenario zu sein. Nach wie vor halten wir es für wahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen im September um 50 Basispunkte und dann im November und Dezember um jeweils 25 Basispunkte anheben wird. Danach dürfte die Fed eine Pause einlegen, auch weil sich die Zinsen dann eindeutig im restriktiven Bereich befinden und es klare Anzeichen dafür gibt, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet."