Liebe Leser,
Italiens neue Regierung sucht ganz gezielt die Konfrontation mit der Europäischen Kommission. Sie tut dies vor allem mit Blick auf die im kommenden Jahr anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. Seit man gemerkt hat, dass eine EU-kritische Haltung beim Wähler gut ankommt, haben Italiens Spitzenpolitiker viel an Zurückhaltung verloren.
Da die heiße Phase des Wahlkampfes noch gar nicht begonnen hat, können wir uns insbesondere im nächsten Jahr noch auf einige Kapriolen einstellen. Für Spannung ist also gesorgt, für Unruhe an den Finanzmärkten deshalb auch.
In der vergangenen Woche ließen die Nachrichten über den Haushaltsstreit die Renditen der italienischen Staatsanleihen je nach Inhalt stark in die eine oder andere Richtung schwanken. Renditesprünge von bis zu 36 Basispunkten waren an einzelnen Tagen zu beobachten.
Die Hoffnung, der Budgetstreit könne doch noch irgendwie beigelegt werden, löst an der Börse in Mailand immer wieder kleine Rallyes aus. Sie werden anschließend mit schöner Regelmäßigkeit von der Politik wieder kassiert, wenn aus Rom oder Brüssel das entsprechende Dementi kommt.
Direkt zwingen kann die EU-Kommission die italienische Regierung nicht. Sie kann höchstens versuchen, über die Kapitalmärkte Druck auszuüben und den ohnehin schwierigen Schuldendienst des Landes durch steigende Zinssätze noch etwas schwieriger machen und so die Regierung in Rom so zu einem Einlenken zu „zwingen“.
Ob der Plan gelingen wird, bleibt abzuwarten. Einstellen können wir uns aber schon heute darauf, dass der Rentenmarkt und dort insbesondere die italienischen Anleihen im ersten Halbjahr 2019 zu einem Spielball der Politik und ihrer Interessen werden.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.