Im Zuge der Nullzinspolitik der EZB wird sie für Anleger immer wichtiger. Die Rede ist von der Dividende, die viele Unternehmen an ihre Aktionäre ausschütten.
Auch Menschen, die vorher mit der Börse nicht viel am Hut hatten, werden plötzlich auf die Dividenden aufmerksam. Weil ihre Spargroschen nicht unverzinst herumliegen sollen, haben sie jetzt also auch Dividendenaktien mit in ihre Anlagestrategie einbezogen.
Das macht durchaus Sinn, denn die Dividenden können ja in gewisser Weise die Sparzinsen ersetzen. Doch sollte man natürlich nicht ohne Plan einfach Aktien kaufen, die eine schöne Dividende versprechen. Ein Kriterium, das viele Investoren bei ihrer Entscheidung zum Kauf einer Aktie mit einbeziehen, ist die Dividendenrendite.
Ist sie recht hoch, leuchten bei vielen Anlegern die Eurozeichen in den Augen, und sie sehen schon den Betrag auf ihr Konto fließen. Doch sollten sie vor einem Kauf unbedingt schauen, woher die hohe Rendite resultiert. Denn da gibt es durchaus Unterschiede.
Schauen wir heute auf die zwei DAX-Werte mit den momentan höchsten Dividendenrenditen und finden heraus, ob sie für Einkommensinvestoren interessant sein könnten.
Daimler Unser bekannter deutscher Premiumautobauer Daimler (DE:DAIGn) (WKN: 710000) ist derzeit Spitzenreiter bei den DAX-Werten mit der höchsten Dividendenrendite. Der Konzern zahlte kurz nach der diesjährigen Hauptversammlung eine Dividende für das Geschäftsjahr 2018 in Höhe von 3,25 Euro an seine Aktionäre.
Dies entspricht beim aktuellen Kurs von 45,44 Euro (19.07.2019) einer Dividendenrendite von 7,15 %. Da könnte natürlich manch einer über einen Einstieg bei Daimler nachdenken, um dann nächstes Jahr in den Genuss einer schönen Dividendenzahlung zu kommen.
Doch sollte man sich vorher ein paar Fakten ansehen. Die letzte Dividendenzahlung entspricht einer Ausschüttungsquote von 48 %. Von dieser Seite her sieht also alles normal aus. Doch die Dividende ist dieses Jahr um knapp 11 % niedriger ausgefallen als ein Jahr zuvor, als noch 3,65 Euro gezahlt wurden.
Das bedeutet, die hohe Dividendenrendite ergibt sich nicht durch eine üppige Zahlung, sondern leider durch den stark gedrückten Kurs der Daimler-Aktie. Denn seit dem Frühjahr 2015 geht es mit der Aktie von Daimler schwankungsintensiv bergab. Damals stand der Kurs noch bei knapp 95,00 Euro und hat sich damit bis heute fast halbiert.
Man sollte auch beachten, dass Daimler am 23.06.2019 eine Gewinnwarnung herausgegeben hat. Den Konzern belasten weiterhin der Dieselskandal und auch die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. Es könnte also durchaus sein, dass sowohl die Dividende ein weiteres Mal gekürzt wird und auch der Kurs der Daimler-Aktie noch einmal deutlich nachgibt. Investorenträume sehen anders aus!
Covestro Der Konzern Covestro (F:1COV) (WKN: 606214) ist im Bereich Kunststoffe tätig und zählt zu den weltweit führenden Anbietern hochwertiger Polymer-Werkstoffe. Schauen wir auch hier auf die Fakten zur Dividende.
Im Gegensatz zu Daimler hat Covestro seine Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2018 um 9 % erhöht und im April 2019 eine Dividende von 2,40 Euro an seine Anteilseigner überwiesen. Legt man den aktuellen Kurs zugrunde, entspricht dies einer Dividendenrendite von 5,64 %.
Aber auch hier ergibt sich die recht hohe Dividendenrendite durch einen stark gefallenen Kurs. Auf Sicht von zwölf Monaten ist Covestro der zweitschlechteste DAX-Wert und liegt mit einem Kursminus von 47,43 % nur knapp vor den Aktien von ThyssenKrupp (WKN: 750000), deren Kurs in diesem Zeitraum sogar um 49,76 % gesunken ist.
Covestro hat derzeit mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen. Schon im ersten Quartal 2019 sind die Verkaufspreise teils deutlich gesunken, und auch die abgesetzten Mengen im Kerngeschäft gingen zurück. Auch das Gesamtjahr wird vermutlich von höherer Wettbewerbsintensität geprägt sein.
Um gegenzusteuern, hat Covestro dieses Jahr insgesamt 900 Mio. Euro für Investitionen eingeplant. Und auch in puncto Effizienz will man sich verbessern. Hier sind mittelfristig 350 Mio. Euro an Kosteneinsparungen pro Jahr geplant. Doch Covestro ist stark vom Geschäft in China abhängig. Und solange hier die Handelskonflikte weiter anhalten, bleibt es schwierig für den Konzern.
Da viele schlechte Nachrichten bereits im Kurs eingepreist sind, besteht natürlich eine gute Chance auf einen Turnaround für die Covestro-Aktie, wenn sich die Nachrichtenlage wieder bessern sollte. Doch dies ist im Moment reine Spekulation. Und Einkommensinvestoren sollten nicht spekulieren, sondern investieren.
Andre Kulpa besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2019