Die Börsianer haben verstimmt auf die jüngste Meldung von LPKF (DE:LPKG) (WKN: 645000) reagiert. Der Maschinenbauer für laserbasierte Lösungen musste seinen Ausblick für das 3. Quartal 2021 nach unten korrigieren. In einer ersten Reaktion hat die Aktie ca. in einem mittleren einstelligen Prozentbereich an Wert abgegeben. Aber was ist genau passiert?
Aufgrund der gestörten weltweiten Lieferketten kann LPKF Ware, die für Erlöse von 7 Mio. Euro steht, aktuell nicht nach China ausliefern. Die Ware ist bereits produziert und auslieferungsbereit. Den Umsatz und Ergebnisbeitrag kann LPKF damit erst im vierten Quartal verbuchen. Der Ausblick für das dritte Quartal wurde entsprechend gesenkt.
Alles halb so wild In meinen Augen reagieren die Marktteilnehmer mal wieder über. Natürlich ist es nicht schön, wenn ein Unternehmen seine Prognose verfehlt. Wenn es sich wie in diesem Fall um verständliche Gründe handelt, kann ich allerdings darüber hinwegsehen. Ein Aktionär sollte eine Beteiligung schließlich als Marathon und nicht als Sprint sehen. Entsprechend wichtig ist die Nachricht, dass die Prognose für das Gesamtjahr 2021 und das Ziel im Jahr 2024 unberührt bleiben.
Schließlich möchte LPKF seinen Umsatz bis 2024 gegenüber der Schätzung für das Gesamtjahr 2021 verdreifachen und die EBIT-Marge verdoppeln. In diesem Zusammenhang ist der wichtigste Satz aus der Mitteilung, dass „der Auftragseingang und der Auftragsbestand im gesamten Unternehmen weiter deutlich zunehmen“. Der Auftragsbestand könnte damit den höchsten Wert seit Jahren erreicht haben.
Ein Beispiel hierfür ist die Trennung von einzelnen Leiterplatten aus einem Panel. Gegenüber herkömmlichen Fräsmaschinen könnten die Laser-Nutzentrenn-Maschinen von LPKF in den nächsten Jahren deutlich Marktanteile gewinnen. Die Verschleißkosten sind geringer, da keine vergleichbaren mechanischen Kräfte wirken. Durch schmalere Schnitte des Lasers erzielen Kunden Materialeinsparungen von durchschnittlich mehr als 30 %. Schließlich können dadurch mehr Leiterplatten aus einem Panel gefertigt werden. Angesichts zunehmender Materialknappheit und Fokus auf Nachhaltigkeit sehr gute Verkaufsargumente.
Wie geht es für LPKF weiter? Auf den ersten Blick wirkt das Unternehmen nicht gerade günstig. Das erwartete KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für das Geschäftsjahr 2021 liegt über 55. Kritiker bemängeln diesen hohen Wert. Ich halte die Aussagekraft des KGV sowieso für überschaubar, da mich die Geldströme wesentlich stärker interessieren. Daneben bleibt die Verschuldung in dieser Kennzahl vollständig unberücksichtigt. Noch dazu relativiert sich die Kennzahl für das Geschäftsjahr 2023 auf ca. 14.
LPKF hat mit dem LIDE-Verfahren zudem noch einen Trumpf in der Hinterhand. Damit lässt sich Glas in einer völlig neuen Qualität bearbeiten, was neue Anwendungsmöglichkeiten ermöglicht. So könnte die Technologie bei Displays, der Medizintechnik oder der Halbleiterindustrie eingesetzt werden. Aus der letzten Branche hat LPKF auch schon einen größeren Auftrag für 2022 erhalten. Ziehen die anderen Industrien nach, spielen ein paar Wochen bei der Fakturierung nur eine untergeordnete Rolle.
Florian besitzt Aktien von LPKF. The Motley Fool empfiehlt LPKF.
Motley Fool Deutschland 2021