Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Aussicht auf steigende Zinsen und schwächere Unternehmensgewinne hat die Anleger zu Wochenbeginn erneut verunsichert und die US-Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt.
Gegen 16.53 Uhr MEZ notierte der Dow Jones Industrial Average um 537 Punkte oder 1,58 % tiefer bei 35.694 Punkten und der markt breitere S&P 500 verlor 1,8 %. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 2,5 % nach unten.
Die Angst vor der Inflation - und vor einer aggressiven Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve, um ihr Einhalt zu gebieten - war in erster Linie für diese Entwicklung an der Wall Street verantwortlich. Nachdem die Marktteilnehmer über das Wochenende Gelegenheit hatten, einen Arbeitsmarktbericht zu verarbeiten, aus dem hervorging, dass der Inflationsdruck in Form höherer Löhne und einem schnell abnehmenden Angebot an freien Arbeitskräften weiter zunimmt. Die Analysten von Goldman Sachs revidierten daraufhin ihre Prognosen und gehen nun davon aus, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr viermal anheben und bereits im Juli mit der Reduzierung ihres umfangreichen Anleiheportfolios beginnen wird.
Darüber hinaus gab es Anzeichen für anhaltende Probleme in der Lieferkette, die sich auf die Unternehmensgewinne auswirken. So erklärte der Yoga-Bekleidungshersteller Lululemon Athletica (NASDAQ:LULU), dass sein Weihnachtsgeschäft enttäuschend verlaufen sei. Die Lululemon-Aktie rutschte um 4 % auf ihren niedrigsten Stand seit Juni ab. Lululemon gehört außerdem zur Kategorie der Unternehmen, die am stärksten von den steigenden Kapitalmarktzinsen bedroht sind. Die Aktie wurde bei Börsenschluss am Freitag immer noch mit dem 53-fachen der geschätzten Gewinne gehandelt, obwohl sie bereits mehr als 25% unter ihrem Höchststand lag.
Die größte Bewegung am Morgen wurde durch M&A-News losgetreten. Die Aktien von Zynga (NASDAQ:ZNGA) sprangen um 48 % in die Höhe, nachdem der Spielehersteller Take-Two Interactive Software (NASDAQ:TTWO) zugestimmt hatte, den Spiele-Entwickler im Rahmen eines Bar- und Aktiendeals für 12,7 Milliarden Dollar zu übernehmen. Die Aktienkomponente des Deals belastete den Aktienkurs von Take-Two stark und drückte ihn um etwa 12,7 % nach unten.
Ebenfalls auf der Verliererseite stand die Aktie von Coinbase, die im Zuge des fortwährenden Ausverkaufs der Kryptowährungen, mit denen das Unternehmen seine Umsätze erzielt, unter Druck geriet. Als der Preis von Bitcoin zum ersten Mal seit über vier Monaten kurzzeitig unter 40.000 Dollar fiel, sank die Aktie von Coinbase Global (NASDAQ:COIN) um 6,4 % auf den niedrigsten Stand seit Juli.
Die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) rauschte ebenfalls unter eine psychologisch markante Unterstützung und fiel um 3,3 %. Damit handelt sie zum ersten Mal in diesem Jahr unter der Marke von 1.000 Dollar und das, obwohl die Goldman-Analysten sie als ihren Top-Pick für das kommende Jahr benannt haben. Der ARK Innovation ETF (NYSE:ARKK) von Cathie Wood, dessen übergroße Wetten auf Wachstumswerte wie Tesla in der Anfangsphase der Pandemie-Rallye für eine kräftige Outperformance sorgten, setzte unterdessen seine jüngste Talfahrt fort. Er verlor weitere 4,6 % und notierte auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2020.
Zu den Gewinnern am Montag zählte die Aktie von Tilray (NASDAQ:TLRY), die um 19 % zulegte, nachdem das Cannabisunternehmen einen überraschenden Gewinn für das letzte Quartal gemeldet hatte. Die Aktie von Moderna (NASDAQ:MRNA) konnte sich ebenfalls dem Ausverkauf am Gesamtmarkt entziehen und stieg um 0,2 %. Grund dafür war die Anhebung der Umsatzprognose für 2022 um fast 10 %. Um 1,2 % stiegen die Aktien von Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM), nachdem der Chiphersteller einen weiteren Rekordumsatz im Dezember gemeldet hatte. In die andere Richtung ging die Aktie von ASML (NASDAQ:ASML). Sie verlor 5,7 %, nachdem das in den Niederlanden ansässige Lithographie-Unternehmen einen Brand in einer seiner Produktionsstätten in Europa erlitten hatte. Es ist noch nicht klar, ob der Brand die Produktion der margenstarken Anlagen zur Herstellung von Mikroprozessoren beeinträchtigen wird.