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Oh Schreck! Müssen Privatinvestoren und Rentner jetzt etwa die Aktiensteuer fürchten?

Veröffentlicht am 11.12.2019, 08:53
Aktualisiert 11.12.2019, 09:06
© Reuters.

Es gibt so einige Dinge, die Investoren in der Welt von Aktien und Börse belasten können. Einerseits sind es so beispielsweise schlechte Investitionsentscheidungen oder die Volatilität, die häufig zumindest kurzfristig teuer wirken können. Ein Risiko, das man als Privatinvestor definitiv selbst trägt.

Andererseits auch die Gebühren und die Steuer, die bereits heute mächtig zulangt. Rund ein Viertel Kapitalertragsteuer, plus Soli, plus Kirchensteuer ist in der Welt von Aktien und Börse gewiss nicht wenig. Und kann gerade bei Kursgewinnen und Dividenden einen erheblichen Anteil des Erfolgs vernichten.

Zusätzlich dazu wird wohl ab 2021 voraussichtlich eine Aktiensteuer kommen, die Investoren an dieser Stelle weiter zur Steuerkasse bittet. Schauen wir im Folgenden daher einmal, was Investoren diesbezüglich wissen sollten. Und wieso das politisch gesehen erneut ein Schritt in eine absolut falsche Richtung ist. Insbesondere für Rentner und alle, die begriffen haben, dass die Rente von Armut und Entbehrung gekennzeichnet sein dürfte, und die hier eigentlich selbst aktiv vorsorgen möchten.

Die Pläne im Überblick Ab 2021 soll sie, wie gesagt, also kommen und alle betreffen, die innerhalb zehn europäischer Nationen Aktien handeln wollen. Neben Deutschland sollen unter anderem Belgien, Griechenland, Spanien und einige weitere EU-Nationen an solchen Börsenbesteuerungsplänen teilnehmen, wobei nicht jede Aktie besteuert wird.

Demnach sollen insbesondere Aktienkäufe größerer Firmen besteuert werden, wobei größer definitiv ein relativer Begriff zu sein scheint. Ab einer Marktkapitalisierung von 1 Mrd. Euro soll demnach eine Steuer von 0,2 % auf die Ordersumme aufgeschlagen werden.

Oder, anders ausgedrückt: Wer eine Aktie eines DAX-Konzerns oder auch MDAX-Vertreters für 1.000 Euro erwirbt, wird 2 Euro an den Staat abdrücken dürfen. Definitiv keine dankbare Angelegenheit für alle, die privat vorsorgen wollen, insbesondere in Zeiten, wo die Zinsen sowieso bereits niedrig und Alternativen Mangelware sind. Aber sparen wir uns die weitere Kritik für den kommenden Absatz.

Mithilfe dieser Mehreinnahmen möchte die Politik wohl die Grundrente finanzieren und plant dabei mit Steuergeldern in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Definitiv ein gewaltiger Geldbetrag, der hier den potenziellen Altersvorsorgern abgeknöpft wird, allerdings scheint der vermeintlich gute Zweck für Initiator Olaf Scholz an dieser Stelle wohl die Mittel zu rechtfertigen.

Ein Schritt in die falsche Richtung Nichtsdestoweniger handelt es sich hierbei wieder einmal um einen Schritt in die falsche Richtung. Auch wenn die Steuer mit 0,2 % vergleichsweise gering ausfällt, ist die Botschaft, die diese Maßnahme herüberbringt, einfach grundlegend falsch. Diese Steuer, die formal gesehen auf soziale Umverteilung abzielt, schürt ein weiteres Mal die falsche Sichtweise, dass Aktien und Börse bloß für die Reichen sind und diese steuerlich zur Kasse gebeten werden müssen, um die armen, armen Rentner bei der Grundrente zu unterstützen.

Ein Rentenmodell, wohlgemerkt, das wohl wieder einmal der Elendsverwaltung auf Existenzminimum dienen dürfte, wofür die SPD (und verzeiht mir das Politischwerden an dieser Stelle) in letzter Zeit leider bekannt geworden ist. Sozialdemokratisch in Reinkultur wäre meines Erachtens eher, die Altersvorsorger und auch alle angehende Rentner über Aktien und Börse am bösen, bösen Großkapital zu beteiligen, beispielsweise indem viele in Form einer langfristig gedachten, privaten Vorsorgesäule auf die Möglichkeiten der Börse zum Vermögensaufbau setzen.

Nicht steuerliche Restriktionen aller sind zu diesem Zweck das Mittel der Wahl, sondern sogar die steuerliche Privilegierung all jener, die versuchen, mithilfe eigener Investitionen sich eine eigene Ruhestandsbasis aufzubauen. Womöglich auch unter der steuerlichen Verpflichtung aller Besserverdienenden beziehungsweise vermögenderen Investoren mit größeren Portfolios, wobei vielleicht eine steuerliche Staffelung ähnlich der Einkommensteuer denkbar wäre. In meinen Augen definitiv ein sozialdemokratischerer Ansatz.

Mit den allgemeinen und vergleichsweise doch recht unkreativ wirkenden Plänen einer pauschalen Besteuerung wird man zudem lediglich Symptome der Altersarmut lindern können, nicht jedoch die Wurzel beseitigen können. Meine Enttäuschung über einen so unkreativen Ansatz, der Aktien im Grunde genommen lediglich ein weiteres Mal verteufelt, ist daher entsprechend groß.

Es muss ein Umdenken stattfinden! Es ist daher ein grundsätzliches Problem, dass Aktien immer als gefährlich oder risikoreiches Spielzeug für Reiche wahrgenommen werden, das prinzipiell vorzüglich geeignet ist, um steuerlich die vermeintlich Privilegierten zu schröpfen. Die Sichtweise als Möglichkeit, mithilfe eines aktiengestützen Vermögensaufbaus die Probleme innerhalb der privaten Altersvorsorge auszumerzen, wird dabei häufig gänzlich übersehen.

Solange sich an einer solchen grundsätzlichen Sichtweise nichts ändert, werden wohl die wenigsten Politiker zu einem Umdenken und zur Förderung der privaten Altersvorsorge kommen. Dass Teile der Politik nun ihre Aktiensteuer als Coup für soziale Gerechtigkeit feiern, ist jedenfalls ein weiteres Zeugnis davon, dass der Sozialstaat für viele die falschen Anreize setzt und die falschen Mittel wählt. Allerdings habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich daran irgendwann einmal etwas verändern wird.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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