Am 14.02. dieses Jahres war es endlich so weit: Der DAX-Zahlungsdienstleister hat ein weiteres Mal in seine Zahlen blicken lassen. Zumindest in die vorläufigen, die eine Sache sehr deutlich demonstriert haben. Operativ hat sich der Wachstumskurs von Wirecard (DE:WDIG) (WKN: 747206) nicht verlangsamt, was möglicherweise ein wichtiges Mosaiksteinchen dieser Turnaround-Geschichte werden könnte.
Seit Jahresanfang ist die Wirecard-Aktie im Begriff, wieder konsequent an Wert zuzulegen. Derzeit kämpft der Zahlungsdienstleister sogar ausgerechnet mit der Deutschen Bank (DE:DBKGn) um die DAX-Spitze. Die beiden kriselnden Akteure haben in Anbetracht der durchwachsenen letzten Quartale und Jahre ein gewisses Aufholpotenzial.
Wenn es nach der Meinung eines Redakteurs der renommierten Zeitung „Die Welt“ geht, könnten Investoren oder wörtlich Sparer derzeit in die Wirecard-Falle tappen. Schauen wir im Folgenden einmal, wie diese konkret aussieht und was an dieser Sichtweise grundsätzlich dran ist.
So sieht die Falle bei Wirecard gegenwärtig aus Inhaltlich geht besagter Artikel zur Wirecard-Falle zunächst sehr detailliert auf die letzten Wochen und Monate im Kontext des Zahlungsdienstleisters ein. Die kritischen Berichte der „Financial Times“ werden dabei erneut thematisiert, genauso wie die Wechsel im Aufsichtsrat, die Shortseller, aber auch das bemerkenswerte Interesse der Großinvestoren der letzten Jahre. Eine Chronik, die wenig auslässt. Ja, sogar die frischen Quartalszahlen vom 14.02. dieser Woche werden zu Beginn reflektiert.
Die eigentliche Wirecard-Falle würde demnach in weiterhin vorhandenem Druck, kritischen Berichten und Leerverkaufspositionen bestehen. Neben den Großinvestoren hätten Hedgefonds und Shortseller noch immer einen gewissen Einfluss auf die Aktienkursentwicklung. Das würde hier ein weiteres Risiko sein.
Erschwerend hinzu kommt, dass Wirecard zwar für Ende des ersten Quartals die Ergebnisse der Sonderprüfung in Aussicht gestellt hat, dieser Meilenstein jedoch womöglich nicht der finale Schlussstrich der Causa sein könnte. So arbeite die deutsche Kanzlei Schirp und Partner auf Druck hiesiger und internationaler Investoren daran, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen und eine weitere Sonderprüfung in Auftrag zu geben. Das könnte möglicherweise weitere Unruhe nach sich ziehen, so meine Quintessenz dieses langen Artikels, der vor allem für die Qualität seiner Chronik in der Causa Wirecard hervorzuheben ist.
Befinden sich Investoren wirklich in der Wirecard-Falle So bemerkenswert dieser Überblick jedoch ist, richtig klar wird an dieser Stelle nicht, weshalb sich ausgerechnet Sparer in der Wirecard-Falle befinden. Vermutlich sind hier auch eher die Investoren gemeint, wobei ich sinngemäß die jeweiligen Punkte betonen musste, die dem Autor vermutlich Kopfzerbrechen bereiten.
Die Shortseller, auf die der Autor dabei eingeht, sind auf dem Rückzug, was wohl ebenfalls an der bisher starken Performance in diesem Jahr liegen könnte. Zuletzt hat die Wirecard-Aktie sogar das Niveau erreicht, das sie vor der Korrektur hatte. Wohl auch, weil die Leerverkäufer zuletzt die Reißleine gezogen haben.
Möglicherweise haben die kritischen Berichte der „Financial Times“ selbst nach den Ergebnissen der KPMG noch ein Nachspiel, allerdings gibt es auch hier noch viel Hypothetisches. Das erforderliche Quorum für die außerordentliche Hauptversammlung muss schließlich erst einmal erzielt werden, zudem ist nicht klar, ob ein Mehrwert für die Sonderprüfung erreicht werden kann. Zumal Investoren auch erst einmal abwarten sollten, welche Qualität die Ergebnisse haben werden. Und inwiefern hier transparente Resultate publiziert werden.
Von einer Wirecard-Falle zu sprechen scheint in vielerlei Hinsicht vermessen, zumal das operative Wachstum weiterhin stimmt, wie auch der „Welt“-Redakteur im Rahmen seiner Einleitung zugegeben hat. Tatsächlich scheint mit der Bewältigung der „Financial Times“-Berichterstattung sogar vieles darauf hinzudeuten, dass die unruhigen Zeiten vorerst vorbei sein könnten.
Vieles ist Ansichtssache … Vieles im Kontext der Aktie von Wirecard mag Ansichtssache sein. Das Wachstum bleibt jedenfalls stark, die Shortseller sind formal gesehen rückläufig und mit der Perspektive der nahenden Ergebnisse der Sonderprüfung scheint vieles dafür zu sprechen, dass im Rahmen eines zweimalig testierten Zahlenwerks so einige Unsicherheiten aus der Aktie genommen werden kann.
Dass der mediale Dunstkreis um Wirecard unruhig bleibt, will ich nicht bezweifeln. Von einer Falle zu sprechen, geht in meinen Augen jedoch etwas zu weit.
Vincent besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
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