FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zur Wochenmitte trotz der leichten Entspannung im Handelsstreit Vorsicht walten lassen. Allerdings hatte sich der Aktienmarkt bereits am Vortag nach Entspannungssignalen aus den USA gegenüber China erholt. Ein Börsianer verwies am Mittwoch zudem auf unerwartet schwache chinesische Wirtschaftsdaten, die sich verschärfenden politischen Unruhen in Hongkong und den Brexit als Belastungsfaktoren. Die am Morgen veröffentlichten Quartalszahlen diverser Unternehmen fielen uneinheitlich aus.
Der Dax (DAX) verlor im frühen Handel 0,44 Prozent auf 11 698,70 Punkte, nachdem er am Vortag um 0,6 Prozent zugelegt hatte. Der MDax (MDAX), der die Aktien mittelgroßer deutscher Unternehmen repräsentiert, sank am Mittwoch um 0,45 Prozent auf 25 151,45 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone büßte rund 0,4 Prozent ein.
Die USA verschoben am Dienstag die Einführung von Strafzöllen auf bestimmte chinesische Waren wie iPhones, Turnschuhe oder manche Kleidungsstücke auf den 16. Dezember. Eigentlich sollten die Sonderzölle ab September greifen. China will laut einem Medienbericht an den geplanten Handelsgesprächen mit den USA im September trotz großer Skepsis mit Blick auf die Erfolgsaussichten festhalten. Wegen der Folgen des Handelsdisputs mit den USA stieg die chinesische Industrieproduktion im Juli so langsam wie seit 2002 nicht mehr. Auch der Einzelhandelsumsatz sowie die Investitionen fielen im Juli schwach aus.
"Der anhaltende Handelskonflikt hinterlässt immer stärkere Spuren in der chinesischen Wirtschaft", stellte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners fest. "Und wenn Chinas Industrieproduktion schwächelt, ist das immer auch eine Aussage über den Zustand der Weltwirtschaft."
Nach der zeitlichen Verschiebung einiger Strafzölle könne China zwar zunächst mal durchatmen, zum Aufatmen sei es aber noch zu früh, so Altmann. Denn gelöst sei der Handelskonflikt damit ja noch keineswegs. US-Präsident Donald Trump habe sich lediglich dagegen entschieden, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. "Die aktuelle Situation verbessert sich um null Komma null. Das sollten sich die Anleger immer wieder vor Augen halten. Für eine längere Party bleiben die Belastungsfaktoren zu stark und zu viele", fügte Altmann hinzu.
Positiv aufgenommene Geschäftszahlen ließen die RWE-Aktien (4:RWEG) an der Dax-Spitze um 1,5 Prozent steigen. Der endgültig ausgewiesene Gewinn für das zweite Quartal sei besser als erwartet, sagte ein Händler und lobte das sehr starke Handelsgeschäft des Versorgers.
Ein optimistischerer Jahresausblick von Evotec (4:EVTG) sorgte bei den Aktien des Biotech-Unternehmens für ein Kursplus von 1,8 Prozent. Nach einem starken ersten Halbjahr rechnen die Hamburger nun 2019 beim Umsatz mit einem Anstieg von rund 15 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll nun um mehr als 10 Prozent steigen.
Leoni-Aktien (4:LEOGn) fielen nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen um 1,7 Prozent. Bereits am Montag waren die Papiere abgestürzt. Leoni verbrenne weiter Barmittel, schrieben die Analysten vom Bankhaus Lampe. Mit dem jüngsten Quartal habe das Unternehmen erneut enttäuscht.
Nordex-Anteilscheine (4:NDXG) schnellten an der SDax-Spitze um mehr als 10 Prozent nach oben. Gewinnseitig habe der Hersteller von Windkraftanlagen im zweiten Quartal weniger schlimm abgeschnitten als befürchtet, während der Umsatz die Erwartungen insgesamt erfüllt habe, sagte ein Händler. Das Unternehmen profitiere von einer soliden Auftragslage.