FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Aufschwung ist der Dax am Montag mit moderaten Verlusten in die neue Woche und das zweite Halbjahr gestartet. Der Leitindex gab seine leichten Auftaktgewinne vor dem Hintergrund mauer Industriedaten wieder ab und ging letztlich 0,41 Prozent tiefer bei 16 081,04 Punkten aus dem Handel. Vor dem Wochenende hatte der Dax um rund 1,3 Prozent zugelegt, das Plus im Juni beläuft sich auf gut 3 Prozent und im ersten Halbjahr gewann er sogar 16 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen legte zum Wochenstart 0,30 Prozent auf 27 692,90 Zähler zu.
"Aufgrund des morgigen Feiertages in den USA sind an der Wall Street viele Marktteilnehmer gleich im Wochenende geblieben, womit auch der deutsche Aktienindex heute einen eher ruhigen Handelstag erlebte", kommentierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets (LON:CMCX). Gedämpft wurde die Stimmung außerdem von schwächeren Daten zur Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel im Juni auf den tiefsten Stand seit gut drei Jahren. Mit weniger als 50 Punkten liegt die Kennzahl weiterhin klar unter der Grenze, die wirtschaftliches Wachstum von Schrumpfung trennt.
Konjunktursorgen begleiten die Anleger also in die bald beginnende Berichtssaison zum zweiten Quartal, die allgemein mehr und mehr ein Thema an der Börse wird. Über die Aktien von Continental (ETR:CONG) schwappte eine Verkaufswelle, die für einen Kursabschlag von 3,9 Prozent am Dax-Ende sorgte. Unter Marktbeobachtern setzte sich die Auffassung durch, dass Investoren bei dem Reifenkonzern und Autozulieferer über negative Quartalssignale spekulieren.
Der bisher größte Dax-Verlierer 2023, Zalando (ETR:ZALG) , gab um weitere 2 Prozent nach. Nach jüngsten Mollstimmen der Analysten von Bernstein und JPMorgan (NYSE:JPM) sorgte eine gestrichene Kaufempfehlung von HSBC (LON:HSBA) für weiteren Verkaufsdruck beim Online-Modehändler. Analyst Paul Rossington ist skeptischer geworden, was die Erholung des Bruttowarenvolumens (GMV) im Jahr 2024 anbelangt. Auch Credit Suisse (SIX:CSGN) senkte ihr Kursziel für Zalando, hielt aber zumindest an der "Outperform"-Einstufung fest.
Aus Branchensicht setzten Immobilienwerte dagegen ihren jüngsten Erholungskurs fort. Allerdings liegt der europäische Immobilien-Sektor im bisherigen Jahresverlauf immer noch rund 10 Prozent im Minus. Am Montag stiegen Vonovia (ETR:VNAn) um 2,5 Prozent an die Dax-Spitze. TAG und LEG (ETR:LEGn) gehörten mit Kursaufschlägen von 5,2 beziehungsweise 4,9 Prozent zu den Top-Titeln im MDax. Im SDax der kleinen Werte standen Aroundtown (ETR:AT1) und Grand City Properties (ETR:GYC) mit Anstiegen von 5,9 beziehungsweise 5,4 Prozent ganz oben.
Die Papiere von Bausoftware-Spezialist Nemetschek (ETR:NEKG) sackten im MDax um 3,3 Prozent auf das tiefste Niveau seit Ende April ab. Die Anleger reagierten negativ auf den Abschied von Viktor Varkonyi als Chef der Sparte Planning & Design. Ein Experte wies darauf hin, dass sich die Sparte trotz einiger Unkenrufe im ersten Quartal doch recht gut geschlagen habe. Die Personalie koche für den Bericht zum zweiten Quartal nun wieder Sorgen hoch.
Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy profitierte mit einem Plus von 3 Prozent davon, dass für Patienten in Deutschland seit Samstag die Möglichkeit zum Einlösen elektronischer Rezepte mit der Krankenversichertenkarte besteht. Bis Ende Juli sollen laut Bundesgesundheitsministerium voraussichtlich 80 Prozent der Apotheken diesen neuen Weg anbieten.
Die Aktien von Cewe (ETR:CWCG) stiegen im SDax um 1,9 Prozent. Die Baader Bank hatte die Papiere des Fotodienstleisters zum Kauf empfohlen. Analyst Volker Bosse begründete dies mit einem über den Erwartungen liegenden Umsatzwachstum im ersten Quartal und ermutigenden Indikationen für das zweite Jahresviertel.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss 0,02 Prozent tiefer bei 4398,15 Punkten. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 gaben ebenfalls leicht nach. In New York kam der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss kaum vom Fleck. Vor dem Unabhängigkeitstag am Dienstag wird an der Wall Street verkürzt gehandelt.
Der Euro notierte zuletzt kaum verändert bei 1,0918 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung erholte sich von zeitweisen leichten Verlusten, während schwache Konjunkturdaten aus den USA den Dollar am Nachmittag etwas belasteten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0899 (Freitag: 1,0866) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9175 (0,9203) Euro.
Am Anleihenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,53 Prozent am Freitag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,19 Prozent auf 124,42 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,33 Prozent auf 133,29 Punkte.