FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Krieg in der Ukraine hat den deutschen Aktienmarkt auch am Mittwoch fest im Griff gehabt. Die Nervosität blieb hoch. Dennoch gelang dem Dax nach einem Absacker auf den tiefsten Stand seit rund einem Jahr kurz vor dem Handelsschluss eine beeindruckende Erholung. Letztlich schloss der Leitindex mit einem Plus von 0,69 Prozent auf 14 000,11 Punkte. Dabei wurde er vor allem von der Leitbörse an der Wall Street mit nach oben gezogen. Der MDax , der Index der mittelgroßen Werte, beendete den Tag mit plus 0,37 Prozent auf 31 100,36 Zähler.
Europaweit wurden allerdings deutlich kräftigere Erholungsgewinne als am deutschen Aktienmarkt verbucht: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,45 Prozent auf 3820,59 Punkte. Ähnlich deutlich fiel das Plus an den Leitbörsen in Paris und London aus. In den USA legte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss um 1,8 Prozent zu und auch die Nasdaq-Indizes zeigten sich deutlich im Plus.
Jenseits des Atlantiks werteten Anleger die Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell aus. Der Chef der US-Notenbank hatte zuvor gesagt, dass angesichts der hohen Inflation und des sehr robusten US-Arbeitsmarktes eine Leitzinsanhebung in diesem Monat angemessen erscheine. Er erwäge, eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte vorzuschlagen, so Powell.
Die Börsen wurden laut Marktbeobachtern aber auch von Hoffnung auf die nächste Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine gestützt. An diesem Abend soll es erneut Gespräche über eine Waffenruhe geben. Derweil gingen jedoch an diesem siebten Kriegstag die russischen Angriffe auf ukrainische Städte weiter, während die Europäische Union und die USA ihre Strafmaßnahmen gegen Russland weiter verschärften. Dabei schlossen sowohl US-Präsident Joe Biden als auch Bundeskanzler Olaf Scholz erneut ein militärisches Eingreifen der Nato aus.
Die Ölpreise kamen von ihren wenige Stunden zuvor erreichten Mehrjahreshochs etwas zurück. Kräftige Preisaufschläge verzeichneten wichtige Industriemetalle sowie der Preis für Weizen. Zudem drohen der ohnehin bereits durch weltweite Lieferkettenprobleme bedrängten Wirtschaft auch noch Materialengpässe bei Vorprodukten aus der Ukraine. All diese Entwicklungen heizten die Inflationssorgen auch in Europa weiter an, zumal der Preisauftrieb in der Eurozone mit einem Plus von 5,8 Prozent im Februar den höchsten Wert seit Einführung des Euro im Jahr 1999 erreichte.
Aktien von Rohstoffproduzenten und -händlern legten vor diesem Hintergrund auch hierzulande zu. Die Kursgewinne von Aurubis (DE:NAFG) , Salzgitter (DE:SZGG), Thyssenkrupp (DE:TKAG) und Klöckner (DE:KCOGn) & Co reichten von 1,2 bis 4,2 Prozent. Wie Analyst Alan Spence von der Investmentbank Jefferies schrieb, könnte nicht zuletzt ein Ausfall der Ukraine als Stahlexporteur für eine Verknappung des Angebots auf den europäischen Märkten sorgen.
Die Autowerte blieben wie schon am Vortag unter Druck. In der Ukraine sitzen einige Zulieferer, so dass den Fahrzeugbauern weitere Produktionsausfälle nun auch wegen des Krieges drohen. Für Mercedes-Benz (DE:MBGn) als größtem Verlierer der Branche im Dax ging es um 3,6 Prozent abwärts. Daimler Truck (DE:DTGGe) im MDax verloren 5,0 Prozent.
Nach den fulminanten Kurssprüngen der Rüstungsaktien Rheinmetall (DE:RHMG) und Hensoldt (DE:HAGG) hielten sich die Anleger nun zurück. Dafür griffen sie bei MTU (DE:MTXGn) und Airbus (PA:AIR) zu, die um jeweils etwas mehr als 5 Prozent stiegen. Rheinmetall sanken indes um 3,1 Prozent und für Hensoldt ging es nur moderat nach oben. Kurstreiber der vergangenen Tage war die geplante milliardenschwere Aufrüstung der Bundeswehr gewesen.
Um fast 18 Prozent sackten im Nebenwerte-Index SDax die Papiere von SMA Solar (DE:S92G) ab. Ein enttäuschender Ausblick war der Grund. Zudem verfehlte der Solartechnikspezialist sein erst Mitte Januar gesenktes Ergebnisziel für 2021.
Für die Sixt-Stämme indes ging es nach vorgelegten Zahlen und einem überraschend hohen Dividendenvorschlag des Autovermieters um 6,2 Prozent hoch. Zudem wird Sixt (DE:SIXG) als heißer März-Kandidat für den MDax gesehen.
Der Euro fiel am frühen Abend auf 1,1090 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1106 (Dienstag: 1,1162) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9004 (0,8959) Euro.
Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,09 Prozent am Vortag auf 0,17 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,34 Prozent auf 143,65 Punkte. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,86 Prozent auf 169,14 Zähler.