FRANKFURT (dpa-AFX) - Zwei Tage vor der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung hat sich der Dax (DAX) erneut von seiner freundlichen Seite gezeigt. Anleger setzen darauf, dass die Europäische Zentralbank die geldpolitischen Zügel weiter lockert. In einem immer mehr von negativen Zinsen bestimmten Umfeld gewinnen Aktien im Vergleich zu Anleihen an Attraktivität. Der deutsche Leitindex stieg den fünften Handelstag in Folge auf den höchsten Stand seit Ende Juli. Am Ende betrug das Plus 0,35 Prozent auf 12 268,71 Punkte.
EZB-Beobachter sind sich so gut wie sicher, dass die Notenbank am Donnerstag die Leitzinsen weiter senkt. Die Mehrheit von Bankanalysten prognostiziert eine Reduzierung des Einlagensatzes von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent. Etwa ein Drittel der Analysten rechnet mit einer deutlicheren Reduzierung um 0,2 Prozentpunkte auf minus 0,6 Prozent.
Doch in die Vorfreude der Anleger auf eine noch lockerere Geldpolitik der Euro-Notenbank mischten sich auch skeptische Stimmen: "Ab einem bestimmten Punkt werden immer negativere Zinsen kontraproduktiv", sagte Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Wo dieser Punkt genau liege, sei unklar. Es sei jedoch besser, "nicht mit der zweitgrößten Wirtschaftsregion der Welt zu experimentieren", warnte Reid.
Der MDax (MDAX) blieb am Dienstag hinter dem Dax zurück, er gab um 0,46 Prozent auf 25 883,49 Zähler nach.
Anleger trennten sich von Kursgewinnern der vergangenen Monate und setzten stattdessen wieder auf die Verlierer. So lagen mit Continental (4:CONG), Lufthansa (4:LHAG) und Thyssenkrupp drei Titel ganz vorn im Dax (DAX), die im August noch auf mehrjährige Tiefstkurse gefallen waren. Conti, Lufthansa und Thyssenkrupp (DE:TKAG) stiegen jeweils um mehr als 3 Prozent. Die seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent gestiegenen Adidas-Aktien verloren hingegen 2,6 Prozent.
Dax-Schlusslicht waren die Papiere von Wirecard (4:WDIG) mit einem Verlust von 4,5 Prozent. Die US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) hat die Aktie des Bezahldienstleisters mit "Neutral" in die Bewertung aufgenommen. Analyst Sandeep Deshpande argumentierte, es werde lange dauern, bis die Wirecard-Aktie den deutlichen Abschlag im Vergleich zu anderen Branchenwerten aufholt.
Im SDax gerieten die Kurse des Batterieherstellers Varta und des Medizintechnikers Eckert & Ziegler stärker unter Druck. Nachdem beide Aktien zuletzt auf neue Rekordniveaus gestiegen waren, nahmen Investoren nun Gewinne mit: Varta rutschten um 10,4 Prozent ab und Eckert & Ziegler um 6,4 Prozent.
Im Gegensatz zum Dax kam der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) am Dienstag nicht so recht vom Fleck. Der Leitindex der Eurozone schloss 0,11 Prozent höher bei 3498,99 Punkten. Auch der Pariser Cac 40 (CAC 40) bewegte sich mit einem Plus von 0,08 Prozent kaum. In London legte der FTSE 100 um knapp ein halbes Prozent zu. In New York lag der Dow Jones Industrial (Dow Jones) zum Xetra-Schluss mit 0,3 Prozent im Minus.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,60 Prozent am Vortag auf minus 0,58 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,08 Prozent auf 146,45 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab am Abend um 0,24 Prozent auf 174,00 Punkte nach.
Der Eurokurs bewegte sich am Montag kaum von der Stelle, die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1047 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1040 (Montag: 1,1033) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9058 (0,9064) Euro.