Berlin, 11. Apr (Reuters) - Siemens SIEGn.DE will keine Stellen wegen der Corona-Krise abbauen. "Wegen einer vorübergehenden Beschäftigungsschwankung wird bei Siemens niemand das Haus verlassen", sagte der scheidende Konzernchef Joe Kaeser der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag. Es sei etwas ganz anderes, Siemens an strukturelle Veränderungen anzupassen – etwa im Bereich fossiler Kraftwerkstechnik, wo der Trend nun einmal zu Erneuerbaren Energien gehe. "Aber in einer vorübergehenden Krise steht außerfrage: Wir stehen das miteinander durch! Und wenn die Krise vorbei ist und es wieder aufwärtsgeht, dann packen wir miteinander an."
Er könne aber nicht ausschließen, dass mehr Mitarbeiter in Kurzarbeit müssten, sagte Kaeser, der die Führung des Münchner Industriekonzerns bis Oktober nach und nach abgibt. Bislang sei das bei Siemens mit derzeit etwa 1600 von mehr als 120.000 Beschäftigten in Deutschland aber nur in sehr geringem Umfang der Fall. Den Konzern sieht Kaeser zur Bewältigung der Krise gut gerüstet. Das Ausmaß dieser Krise werde zwar viel einschneidender die globale Finanzkrise werden. Siemens werde die Krise aber vermutlich gut überstehen: "Wir haben Produkte, die die Welt auch nach Corona braucht – von Gesundheitstechnik bis Energie", erläuterte Kaeser. "Wir haben zudem ausreichend Liquidität – auch für eine längere Zeit, und unser Auftragsbestand liegt aktuell bei fast 150 Milliarden Euro."
Dem Staat hilft Siemens im Kampf gegen die Krise laut Kaeser mit der Beschaffung von dringend benötigten Schutzmasken. Dazu nutze der Konzern sein weltweites Einkaufsnetz. "Wir haben zunächst drei Millionen Masken besorgt. Eine Million brauchen wir selbst bei Siemens, eine Million bekommt Bayern, eine Million der Bund." Das Unternehmen habe zudem sein Netzwerk an 3-D-Druckern für die Produktion von hochwertigem Schutzmaterial geöffnet. Die Produktion von Beatmungsgeräten solle besser den Spezialisten überlassen werden.