Von Yasin Ebrahim
Investing.com - Großes Comeback an der Wall Street: stand der S&P 500 zu Handelsbeginn noch unter Wasser, so machte der breit angelegte US-Aktienindex seine Verluste am Mittwoch im Tagesverlauf wieder wett. Der Markt lockte neue Käufer an, nachdem sich die Republikaner für eine Verlängerung der Schuldenobergrenze bis Dezember ausgesprochen hatten und damit die Sorgen der Investoren vor einem Zahlungsausfall der USA zerstreuten.
Der S&P 500 legte zuletzt um 0,20% zu, der Dow Jones Industrial Average kletterte um 0,1% oder 30 Punkte und der Nasdaq stieg um 0,4%.
Der Minderheitenführer im Senat, Mitch McConnell, sagte, er würde eine Verlängerung der Schuldenobergrenze bis in den Dezember hinein unterstützen. So hätten die regierenden Demokraten mehr Zeit, die Obergrenze anzuheben. Die Meldung kommt im Vorfeld einer Abstimmung über die Aussetzung des Schuldenlimits bis Dezember 2022, die voraussichtlich im Senat scheitern wird.
US-Finanzministerin Janet Yellen hatte bereits vor Tagen erklärt, dass die USA ihren Zahlungsverpflichtungen ab Mitte Oktober möglicherweise nicht mehr nachkommen können, falls die Obergrenze von derzeit 28,4 Billionen Dollar nicht angehoben wird.
Im Vorfeld der Abstimmung waren die Investoren nicht sonderlich begierig darauf, auf einen Zahlungsausfall der USA zu wetten. "Die Preise für fünfjährige Credit Default Swaps, die sich auf die US-Schuldenobergrenze beziehen, sind in den letzten zwei bis drei Wochen nur geringfügig gestiegen, und auch die Renditen für vierwöchige Anleihen haben sich heute Morgen kaum verändert", so Scotia Economics.
Der Technologiesektor gab den Ton beim Comeback an der Wall Street an, und so standen die großen Technologiewerte ganz oben auf der Kurstabelle.
Apple (NASDAQ:AAPL), Facebook (NASDAQ:FB), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Amazon.com (NASDAQ:AMZN) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) lagen allesamt im Plus.
Der Kursanstieg am breiteren Markt wurde jedoch durch den Rückgang im Energiesektor (NYSE:XLE) gebremst, der wiederum durch sinkende Ölpreise nach enttäuschenden wöchentlichen US-Erdöldaten und Berichten, wonach die USA ihre strategischen Notreserven anzapfen wollen, beschleunigt wurde.
Die Öllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 2,346 Millionen Barrel, während Ölmarktbeobachter mit einem Abbau um 418.000 Barrel gerechnet hatten.
An anderer Stelle im Energiekomplex gab Erdgas seine Gewinne wieder ab, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin erklärt hatte, Russland sei bereit, mehr Erdgas zu liefern, um die anhaltende Energieklemme zu entschärfen.
Die steigenden Energiepreise haben bei den Anlegern die Furcht vor weiter steigenden Inflationsraten geschürt. Gleichzeitig wird aber die Stärke des Aufschwungs in Frage gestellt, was in einer Stagflation münden könnte.
Diese Befürchtungen machen sich auf dem Anleihemarkt bemerkbar, wo der Katalysator, der die Renditen für Staatsanleihen antreibt, von steigenden realen Renditen zu einem "Anstieg der Breakevens übergegangen ist, was auf wachsende Stagflationsängste aufgrund des Höhenflugs der Energiepreise hindeutet", so Daiwa Capital Markets in einer Kundennotiz.
Die Breakeven-Inflationserwartungen für fünfjährige inflationsgeschützte Staatsanleihen (TIPS) stiegen auf 2,61 %, den höchsten Stand seit Ende Juli, während die 10-jährigen TIPS mit 2,45 % so hoch lagen wie seit Juni nicht mehr. Beide Sätze zogen sich aber mit dem Rückgang der Energiepreise im Zuge Putins Eröffnungsrede in einer Kabinettssitzung von ihren Hochs zurück.
Andere zyklische Sektoren rangierten ebenfalls im Minus, unter anderem Finanzwerte (NYSE:XLF) und Industriewerte (NYSE:XLI), obwohl die Wirtschaft im vergangenen Monat mehr Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft geschaffen hat.
Die Zahl der Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft stieg laut ADP im September um 568.000 und übertraf damit die Schätzungen der Ökonomen, die von einem Anstieg um 450.000 ausgingen, was vor allem auf Neueinstellungen im Dienstleistungssektor zurückzuführen war.
General Motors (NYSE:GM) stellte einen Plan zur Verdoppelung des Jahresumsatzes und zur Verbesserung der Margen bis zum Ende dieses Jahrzehnts vor.
Moderna (NASDAQ:MRNA) fiel um 5 %, nachdem die schwedische Gesundheitsbehörde den Einsatz des COVID-19-Impfstoffs der Biotech-Firma für Personen, die 1991 oder später auf die Welt kamen, wegen des erhöhten Risikos einer Herzentzündung ausgesetzt hatte.