von Geoffrey Smith
Investing.com - Am heutigen Mittwoch berappelte sich Italiens Aktienmarkt wieder, da Investoren aus der jüngsten politischen Krise keine Gefahr für die Welt, Europa oder Italien selbst sehen.
Der FTSE MIB stieg mit einem Plus von 1,4 Prozent auf den höchsten Stand seit zwei Wochen, nachdem der italienische Ministerpräsident gestern seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Auch in anderen Teilen Europas zogen die Aktienmärkte wieder an, nachdem die Bundesregierung die Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags beschlossen hatte. Das ist Berlins bisher größter Coup zur Unterstützung einer Wirtschaft, die sich unter dem Einfluss des Handelskriegs verlangsamt. Der so genannte "Soli" hatte im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Euro in die Kassen gespült.
Der STOXX 600 legte um 1,1 Prozent auf 375,32 Punkte zu, während der DAX um 1,1 Prozent stieg. Der britische FTSE 100 gewann 1 Prozent.
Präsident Sergio Mattarella wird nun zwei Tage lang Gespräche mit den verschiedenen Parteien im Parlament führen, um zu prüfen, ob eine Mehrheit gefunden werden kann. Wenn nicht, dann gibt es entweder Neuwahlen oder eine Technokraten-Regierung einzusetzen, die den EU-Haushalt für 2020 beschließt, bevor Mattarella im Frühjahr Wahlen ansetzt.
Letzteres ist die wahrscheinlichere Option, sagt Florian Hense, Ökonom bei der Berenberg Bank in Berlin. Denn es bedeutet, dass die Technokraten und nicht eine der größten Parteien des Landes mit der unbeliebten Aufgabe konfrontiert werden, im nächsten Haushalt 20 Milliarden Euro an Einsparungen zu erzielen. Wenn diese Einsparungen nicht gefunden werden, tritt nach der bereits bestehenden Gesetzgebung eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozent in Kraft.
Hense spricht dem obigen Szenario eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent . Das zweitwahrscheinlichste Szenario sei, dass die 5-Sterne-Bewegung die Differenzen mit der Democratic Party ausräumt und der Bildung einer neuen Regierung zustimmt.
Beide Szenarien würden das, was der Markt am meisten fürchtet, hinauszögern - Neuwahlen, die die rechtspopulistische Lega-Partei von Matteo Salvini an die Macht bringen, entweder allein oder mit anderen euroskeptischen Parteien.
"Je stärker Salvini wäre, desto lauter könnte der Konflikt mit der EU um den Haushalt 2020 werden", sagte Hense in einer Kundennotiz und fügte hinzu, dass dies zu einem erneuten Anstieg der Anleiherenditen führen könnte.
"Um eine größere Konfrontation mit der EU zu vermeiden und die Anleiherenditen auf einem erschwinglichen Niveau zu halten, müsste Salvini eine große Wende vollziehen", argumentierte Hense.
Steigende Renditen haben den Bank-Aktien wieder auf die Sprünge geholfen: Intesa Sanpaolo (MI:ISP}) stieg um 1,3 Prozent, während Unicredit (MI:CRDI}) um 1,4 Prozent zulegte. Die größten Zuwächse verzeichneten jedoch die kleineren Namen, die weithin als schwächer wahrgenommen wurden als die beiden Großbanken. Die UBI Banca (MI:UBI) stieg um 2,6 Prozent, während die Banco Bpm (MI:BAMI) um 1,9 Prozent und die Mediobanca (MI:MDBI) um 1,8 Prozent zulegte.
Die größten Kursgewinne hatten jedoch wenig mit Politik zu tun: Fiat Chrysler (MI:FCHA) stieg um 3,8 Prozent und die Agnelli Familienholding Exor um 3,3 Prozent, was auf einen Bericht zurückzuführen ist, der besagt, dass das Unternehmen immer noch mit dem französischen Autobauer Renault (PA:RENA) über eine geplante Fusion spricht.