Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Jahresauftakt-Rallye der europäischen Aktien hat nicht lange angehalten.
Die Märkte sind am Freitag auf breiter Front gefallen, nachdem bei einem US-Luftangriff im Irak ein hochrangiger Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde getötet wurde. Das ist das jüngste in einer Reihe von tödlichen Ereignissen, die eine umfassendere Konfrontation zwischen den USA und dem Iran befürchten lassen.
Darauf schalteten die Märkte lehrbuchmäßig in den "Risk-Off" Modus, bei dem die meisten Aktien nachgaben und der Ölpreis sowie sichere Anlagen wie Anleihen und Gold stiegen. Der Euro Stoxx 600 gab alle seine Gewinne vom Mittwoch auf und sank um 0,7% auf 416,86. Der britische FTSE 100 verlor 0,4%, während der deutsche DAX 1,5% nachgab.
Wie üblich ist der Airline-Sektor mit am stärksten betroffen, wenngleich die beiden großen Underperformer - die Deutsche Lufthansa AG (DE:LHAG) und Air France KLM SA (PA:AIRF) - auch andere Sorgen haben.
Berichten zufolge wurden die Aktien von Lufthansa am Freitagmorgen erneut herabgestuft. Die Kepler-Analysten stuften die Papiere auf "Reduce" mit einem Kursziel von 14,30 Euro herab. Am Donnerstag hatte die Citigroup (NYSE:C) das Rating von "Hold" auf "Sell" mit einem Kursziel von 14 Euro herabgestuft. Die Ziele implizieren eine Abwärtsbewegung von fast 10% vom aktuellen Niveau der Aktie.
Vorausgegangen war eine neue Streikwelle beim Discountflieger Germanwings, wo das Flugbegleitpersonal bessere Bedingungen für Teilzeitarbeit anstrebt. Durch die Streiks fielen an drei Tagen der hektischen Urlaubssaison 180 Flüge aus.
Da Discount-Airlines wie Germanwings die letzte große Hoffnung der klassischen Fluggesellschaften sind, um ihren Marktanteil zu verteidigen, und angesichts der ohnehin schon niedrigen operativen Margen der Lufthansa ist eine gleichzeitige Erhöhung der Treibstoff- und Personalkosten sowie Streiks, die die Einsatzfähigkeit der Flugzeuge verringern, das Letzte, was sie braucht. Die Anteile sind um 7% gesunken.
Die Aktien von Air France-KLM, ein weiterer nationaler Champion, der von einer chronischen Streikwelle heimgesucht wird, gingen sogar um 7,6% zurück. Zwei ihrer Gewerkschaften, die sowohl die Piloten als auch das Kabinenpersonal vertreten, hatten für Montag und Dienstag zu einem Streik aufgerufen, um gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron zu protestieren.
Unterdessen sagte der CEO von Ryanair (LON:RYA), Michael O'Leary, dem deutschen Magazin Wirtschaftswoche, dass die Fluggesellschaft möglicherweise bis Oktober auf die erste Lieferung von 737 MAX Flugzeugen von Boeing (NYSE:BA) warten müsse. Zudem erklärte er, man werde erst dann über eine Ausgleichszahlung sprechen, wenn klar sei, wann die bestellten Flugzeuge geliefert werden. Ryanair ist mit 135 bestellten Flugzeugen einer der größten Käufer der 737 MAX in Europa. Der Bericht deutet darauf hin, dass keines der Flugzeuge rechtzeitig für die wichtige Sommersaison einsatzbereit sein wird.