Investing.com - Langsam aber sicher erreicht das Coronavirus die europäischen Unternehmen.
Die Aktien von Burberry (LON:BRBY) sind am Freitag um 1,8% gefallen, nachdem das Modeunternehmen in einer ersten Stellungnahme die Auswirkungen des Virus auf die Umsätze in China erläutert hatte. Die Meldung ist nicht gerade erfreulich. Fast die Hälfte seiner Geschäfte auf dem Festland sind geschlossen, und die restlichen Filialen haben ihre Öffnungszeiten heruntergeschraubt. Insgesamt ist die Zahl der Besucher um bis zu 80% zurückgegangen, so Finanzvorstand Julie Brown, die der Financial Times sagte, dass die Auswirkungen auf die Umsatzzahlen in Hongkong schlimmer seien als die der anhaltenden Unruhen in der ehemaligen britischen Kolonie.
Angesichts der Tatsache, dass 40% der Umsätze von Burberry (LON:BRBY) im asiatisch-pazifischen Raum erzielt werden, sind negative Folgen unausweichlich.
CEO Marco Gobbetti sagte in einer Erklärung, dass der Virusausbruch "eine wesentliche negative Auswirkung auf die Luxusnachfrage" habe - eine Einschätzung, die am Donnerstag von Tapestry (NYSE:TPR, dem Eigentümer der Marken Kate Spade und Coach , geteilt wurde. Das Unternehmen konnte sich nicht genauer ausdrücken, aber es scheint klar, dass der vorherige Konsens von 4% organischem Umsatzwachstum für die 12 Monate bis März jetzt unerreichbar scheint. Die Burberry-Aktien fielen am Freitag um bis zu 4,5%, begrenzten ihre Verluste dann aber auf 1,8%. Die europäische Benchmark Stoxx 600 sank um 0,3%, während der FTSE 100 um 0,6% fiel.
Luxusaktien mit ihrem vergleichsweise hohen direkten Engagement im asiatischen Raum sind besonders stark von den Auswirkungen des Coronavirus aus China betroffen. Burberry (LON:BRBY) zum Beispiel ist in den letzten drei Wochen um 15% gefallen. Auch Fluggesellschaften und Tourismusunternehmen waren in einer ersten Reaktion stark unter Druck geraten.
Aber es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die vielbeschworenen Unterbrechungen der globalen Lieferketten jetzt allmählich zum Tragen kommen. Fiat Chrysler (MI:FCHA) hat am Donnerstag davor gewarnt, dass es die Produktion in einem seiner europäischen Werke wegen des Mangels an Komponenten von einem wichtigen Lieferanten in China möglicherweise aussetzen muss. Auch Volvo und die PSA-Gruppe haben vor solchen Risiken gewarnt.
Die Nachrichtenlage ist allerdings nicht nur schlecht. Die Gesamtrate der neuen Fälle verlangsamt sich nach den offiziellen Daten weiter, während sich die Zuwachsrate der tödlichen Fälle ebenfalls verlangsamt, auch wenn die absolute Zahl der Todesopfer nun schnell auf die Zahl der SARS-Epidemie zusteuert. Honda Motor (T:7267) sagte am Freitag, dass es die Produktion in seinem Werk in Wuhan, dem Epizentrum des Ausbruchs, am 17. Februar wieder aufnehmen wird.
Außerdem sind nicht alle Unternehmen - auch nicht die in China ansässigen - gleichermaßen betroffen. Die Aktien von L'Oreal eröffneten am Freitag mit einem Rekordhoch, bevor sie sich später etwas zurückzogen, nachdem der Kosmetikkonzern mitgeteilt hatte, dass er nur eine vorübergehende Belastung bei seinen Asienumsätzen erwartet. Die Tatsache, dass L’Oreal (PA:OREP) mehr seiner Produkte online verkauft und nicht von der Zahl der Besucher in den Boutiquen an bestimmten Orten abhängig ist, ist in dieser Hinsicht eine große Hilfe.
Berichte aus China zum Umgang mit Insidern - darunter Li Wenliang, ein Arzt aus Wuhan, dessen Warnungen ignoriert wurden und der nun an dem Virus gestorben ist - haben jedoch das tief sitzende Misstrauen gegenüber Chinas offizieller Berichterstattung wiederbelebt. Das Potenzial für unangenehme Überraschungen ist noch nicht gebannt.