von Geoffrey Smith
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag aufgrund der zunehmenden Zuversicht, dass der Covid-19-Ausbruch in der Region seinen Höhepunkt erreicht, starke Gewinne verzeichnet.
Nicht einmal der hochkarätige Fall des britischen Premierministers Boris Johnson, der sich auf der Intensivstation befindet, aber keiner künstlichen Beatmung bedarf, vermochte die Stimmung zu trüben: Der FTSE 100 beteiligte sich mit einem Anstieg von 3,1% an der Rallye, während der FTSE 250 um 5,4% zulegte. Der breitere STOXX 600 erhöhte sich um 2,4%.
Die dramatischsten Zuwächse gab es bei einem Unternehmen, um dessen Ausrichtung in den letzten Tagen immer erbitterter gestritten wurde. Die Aktien des britischen Billigfliegers EasyJet stiegen um über 30%, nachdem die Fluggesellschaft eine Reihe von Maßnahmen angekündigt hatten, die ihre kurzfristige Zukunft zu sichern scheinen, obwohl ihre gesamte Flotte aufgrund von Quarantänevorschriften und des Einbruchs der regionalen Reisenachfrage am Boden bleibt. Um 11:30 MEZ stand das Papier um 29,4% höher.
Die Fluggesellschaft gab an, 600 Millionen Pfund in Commercial Papers - kurzfristigen Schuldtiteln - aufgenommen und ihre mit Flugzeugen gesicherte, revolvierende Kreditfazilität von 500 Millionen Pfund vollständig in Anspruch genommen zu haben. Vor ein paar Wochen hatte das Unternehmen deren Wert mit über 4 Milliarden Pfund angegeben, womit sie bei Bedarf später noch weitere Kredite mit ihnen absichern könnte.
Darüber hinaus teilte das Unternehmen mit, es habe eine Einigung mit seinem teuersten Personal - seinen Piloten - über die Kurzarbeitskonditionen erzielt, nachdem es letzte Woche eine ähnliche Vereinbarung mit dem Kabinenpersonal getroffen hatte.
Alles in allem hat EasyJet jetzt Zugang zu 2,3 Milliarden Pfund an Barreserven, einschließlich eines von der Bank of England garantierten Darlehens der Regierung in Höhe von 600 Millionen Pfund.
"Unsere derzeitige Priorität ist die Sicherung der kurzfristigen Liquidität, daher haben wir Kredite aufgenommen ... um unsere Liquidität im Falle einer längeren Stilllegung der Flotte zu erhöhen", sagte CEO Johan Lundgren.
Interessanter war jedoch, was das Unternehmen nicht sagte. Das Unternehmen bezog sich am Montag nicht auf eine weitere wütende Kritik seines größten Aktionärs Stelios Haji-Ioannou, der sagte, der Fluggesellschaft werde trotz alledem bis August das Geld ausgehen. Der Gründer, der immer noch über 34% von EasyJet kontrolliert, möchte unbedingt die Bestellung von weiteren 100 Airbus (PA:AIR) Flugzeugen stornieren, die er als "nutzlos" bezeichnet, da die Prognosen von vor der Krise für das Marktwachstum Makulatur sind.
Der CEO und der Gründer sind ein Mikrokosmos der breiteren Debatte darüber, in welcher Verfassung sich die europäische Wirtschaft befinden wird, wenn sie aus der Krise hervorgeht: Wird es eine rasche Rückkehr zum normalen Geschäftsbetrieb geben, unterstützt durch wirksame staatliche Sicherheitsnetze, oder wird es ein verschuldeter Zombie, anfällig für wiederkehrende Ausbrüche des Virus, die jahrelang das Zukunftsvertrauen von Unternehmen und Verbrauchern belasten?
"Ich denke, dass easyJet (LON:EZJ) am Ende der nationalen Sperren eher wie ein Start-up aussehen wird, das versucht, ein paar profitable Routen für jeweils ein paar Flugzeuge zu finden", sagte Haji-Ioannou am Montag. "Wie viele Briten werden in diesem Juni nach Norditalien oder Spanien in den Urlaub fliegen wollen? ... Nicht viele, denke ich."
Der Guardian berichtete am Montag, dass das Management tatsächlich mit Airbus über die Umstrukturierung des Vertrags spricht, um dessen Gesamtgröße zu reduzieren und den Zahlungs- und Lieferplan zu verlängern. Durch die Aufnahme der Kredite hat das Management möglicherweise das unmittelbare Insolvenzrisiko verringert, aber weniger Spielraum bei seinem exklusiven Lieferanten Armut zu plädieren.
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