von Geoffrey Smith
Investing.com - Italiens Aktienmarkt war am Dienstag erneut der Überflieger in Europa, als sich die politischen Parteien des Landes einem Deal annäherten, der die Gefahr einer direkten Konfrontation mit der EU über das Haushaltsdefizit zumindest kurzfristig aus der Welt schaffen dürfte.
Die 5-Sterne-Bewegung und die Demokratische Partei, die zu den Mitte-Links-Parteien zählt, haben bis Mittwoch Zeit zu entscheiden, ob sie eine neue Regierung bilden und damit das Risiko von vorgezogenen Wahlen im Laufe dieses Jahres vermeiden wollen. Dies würde höchstwahrscheinlich dazu führen, dass sie einen Haushalt für 2020 vorlegen, der für die Europäische Kommission und ihre Partner in der Eurozone annehmbar ist.
Es würde jedoch Italien gleichzeitig in seiner Budgetzwangsjacke lassen, die zum Anstieg des Populismus im Land beigetragen hat und es gäbe damit immer noch keinen klaren Weg zu einer Wiederbelebung des Wachstums. Mit anderen Worten, es bietet keine echte Abkehr von einer Tradition der politischen Instabilität, die dem Land in den letzten 72 Jahren 65 Regierungen beschert hat.
Für Anleger sind diese Probleme aber heute nicht relevant. Der FTSE MIB lag um 11:00 MEZ um 1,0% höher, angetrieben von Banken und, auffälligerweise, defensiveren Infrastruktur-Werten wie dem Stromnetzbetreiber Terna (MI:TRN) und dem Gasnetzbetreiber Snam (MI:SRG). Die Banken wurden von der Rallye italienischer Anleihen mitgezogen. Unicredit (MI: CRDI) legte um 1,6% und Intesa Sanpaolo (MI:ISP) um 0,6% zu, sogar nachdem Berichte hereingekommen waren, dass die Verhandlungen der beiden Parteien in der Frage, wer die neue Regierung anführen soll, festgefahren sind.
Andere Märkte litten hingegen weiter unter der wachsenden Gefahr eines harten Brexits, während das zweite Quartal für Deutschland miserabel gelaufen ist. Im Fokus stehen auch weiterhin die US-Handelskonflikte mit der EU und China.
Der STOXX 600 stieg um weniger als 0,1% auf 371,36, während der britische FTSE 100 um 0,4% fiel, nachdem gestern die Börse in London wegen eines Feiertags geschlossen geblieben war. Der deutsche DAX legte um 0,2% zu, nachdem eine zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts bestätigt hatte, dass die größte Volkswirtschaft der Eurozone in den drei Monaten bis einschließlich Juni um 0,1% geschrumpft ist, was vor allem an einem Einbruch der Exporte lag.
Bezeichnenderweise war der Goldminenbetreiber Fresnillo (LON:FRES) der beste Wert im FTSE 100, mit einem Anstieg von 3,0%, der den Wertzuwachs des Edelmetalls am Wochenende spiegelte. Der Kurs vom Silberproduzenten Polymetal (LON:POLYP), stieg nach einem starken Ergebnis um 2,1% auf ein neues Siebenjahreshoch.